Luke Humphries hat in einer dramatischen Partie bei der Darts-WM das drohende Aus gegen die deutsche Hoffnung Ricardo Pietreczko abgewandt - aber es war ein hartes Stück Arbeit, auch gegen die Fans.
Humphries rechnet bei PK ab
Der englische Mitfavorit Humphries hatte beständig mit der großen Zahl deutscher Anhänger im Ally Pally zu kämpfen. Speziell eine kleine Gruppe von Fans, die ihn bei jedem Wurf mit Pfiffen aus dem Konzept zu bringen versuchte, frustrierte ihn nachhaltig (Alle Spiele der Darts-WM LIVE bei SPORT1).
„Das Publikum war fantastisch, aber es gab so drei Leute, die nicht so fantastisch waren“, ärgerte sich „Cool Hand Luke“ im SPORT1-Interview mit Moderatorin Katharina Kleinfeldt und Experte Max Hopp: „Diese drei Leute haben es wirklich ruiniert, wie sie bei jedem Wurf gepfiffen und gebuht haben - und speziell bei den Doubles war es dann wirklich hart, als der Rest des Publikums teils miteingestimmt hat.“
Bei einer Pressekonferenz, bei der sich Humphries dann an die internationalen Medienvertreter wandte, führte der 28-Jährige seine Gedanken weiter - und stichelte nebenbei auch etwas gegen Pietreczko.
Darts-WM: Luke Humphries rechnet mit Fans ab
„Ich hatte 99 Prozent des Publikums gegen mich und ein Teil von ihnen pfiff mich bei jedem Wurf aus“, sagte Humphries: „Geistig und körperlich war es das härteste Match, das ich je gespielt habe. Ich fühlte mich wie in Deutschland, das war unglaublich hart.“
Auch in Richtung seines Gegners schickte die aktuelle Nummer drei der PDC Order of Merit noch eine Botschaft. „Ich glaube nicht, dass Ricardo sich jemals wieder über ein Publikum beschweren darf, denn das hier war mit das schlimmste aller Zeiten. Zehnmal schlimmer als alles, was er je erlebt hat“, spielte er auf Pietreczkos Verhalten beim Grand Slam of Darts in Wolverhampton an.
Bei der 1:5-Niederlage gegen das junge Supertalent Beau Greaves war Pietreczko von zahlreichen Fans ausgebuht worden, die sich hinter die englische Teenie-Sensation gestellt hatten. Er antwortete darauf seinerseits mit provozierenden Gesten. Das für ihn sportlich bedeutungslose letzte Match gegen Nathan Aspinall bestritt der verärgerte Pietreczko dann mit dauerfinsterer Miene, die Social-Media-Abteilung des Weltverbands PDC wunderte sich öffentlich über den „sehr seltsamen“ Auftritt. Vor der WM hatte Pietreczko auch die Fans im Ally Pally gewarnt, dass er verärgert reagieren würde, sollte er unfair behandelt werden.
Auch Pietreczko tadelt die Störer
Beim Spiel gegen Humphries verdeutlichte Pietreczko einmal mehr, dass es ihm ums Prinzip geht und er auch dann sauer wird, wenn die Fans im Umgang mit seinem Gegner zu weit gehen: Der Deutsche versuchte mit beschwichtigen Gesten auf der Bühne, das Pfeifen gegen Humphries zu beenden. Nach dem Match sprach er das Verhalten der Fans nochmal bei SPORT1 an und nannte es „nicht in Ordnung“. Zwar sei es schön, wenn er unterstützt werde, „aber bitte nicht pfeifen oder sonst was“.
„Cool Hand Luke“ seinerseits hatte für „Pikachu“ noch einen Tipp für die Zukunft. Er habe nun gesehen, wie man sich bei einem feindseligen Publikum verhalten solle: „Nicht reagieren, bis man gewonnen hat. Dann kann man es den Zuschauern heimzahlen.“
Humphries tat es, indem er nach dem Spiel in einen lauten Jubel ausbrach und die Fans, die ihn zuvor traktiert hatten, seinerseits provozierte: Er hielt sich die Hand hinter die Ohren und signalisierte spöttisch: „Ich höre euch nicht.“ Es wäre „die Reaktion, die sie verdient haben“, sagte Humphries.
Für Humphries geht es nun im Achtelfinale gegen Joe Cullen, der sich gegen Ryan Searle durchsetzte. Dort kann der Mann aus Newbury dann wieder auf ein freundlicheres Publikum hoffen. (SERVICE: PDF-Spielplan zur Darts WM 2024 zum Herunterladen)