Manchmal geht es ja doch schnell im Leben. Eigentlich als Ersatzspieler vorgesehen, spielt Dani Olmo bei der Europameisterschaft derart furios auf, dass der Spanier vor dem Finale gegen England (Sonntag, ab 21 Uhr im LIVETICKER) neben allen Lobeshymnen auf Wunderknabe Lamine Yamal plötzlich wie noch nie im Rampenlicht steht.
Schwenkt Bayern nun um?
Und im Schaufenster: Nicht nur, dass der Co-Star der Iberer spätestens seit der Verletzung von Pedri im Viertelfinale gegen Deutschland als der völlig unerwartete Unterschiedsspieler heraussticht - 11 Freunde bezeichnete ihn sogar als „die beste Nummer 12 im Turnier“.
Olmo weiß selbst, was die Stunde geschlagen hat - und er kennt seinen sportlichen Wert, der ihn nun offenbar mit Wucht umso mehr aufs Transfer-Radar des FC Bayern befördert.
Bei Cadena SER ging der 26-Jährige dazu jetzt auf Berichte von The Athletic und der Sport Bild ein: Olmo verkündete, dass sich durch den Finaleinzug der Furia Roja seine Ausstiegsklausel bei RB Leipzig verlängert hat. Und zwar bis zum 20. Juli.
FC Bayern: Lieber Olmo statt Xavi Simons?
Soll heißen: Für Top-Klubs wie den deutschen Rekordmeister bleibt nach dem Showdown von Berlin noch genug Zeit, Olmo für einen Festbetrag von 60 Millionen Euro zu sich zu lotsen. „Alle wissen, was sie zu tun haben. Nach diesem Termin müssen Interessenten ein bisschen kämpfen“, so Olmo weiter.
Auch wenn Transfer-Experte Fabrizio Romano bereits Ende Mai vermeldet hatte, Olmo stünde auf der Shortlist der Münchner - richtig Fahrt nimmt die Personalie erst jetzt wieder auf, nachdem die Bayern den vielfach Umgarnten nach SPORT1-Informationen schon 2023 nach dem Supercup auf dem Zettel gehabt hatten.
Damals hatte Olmo dem von Thomas Tuchel trainierten Star-Ensemble von der Isar gerade den ersten Titel der Saison weggeschnappt, beim 3:0 alle Treffer erzielt - darunter ein Traumtor, als er einen Pass mit dem Rücken zum Tor mitnahm, sich in einer fließenden Bewegung an Konrad Laimer und Matthijs de Ligt vorbei drehte und plötzlich frei vor Keeper Sven Ulreich stand, den er mit einem Schuss durch die Beine überwand.
Danach erkaltete das anfängliche Begehren aber wieder. Nach SPORT1-Informationen hatten die Bayern zuletzt die Fühler lieber nach Olmos Teamkollegen Xavi Simons ausgestreckt, nachdem der 21-Jährige, in der vergangenen Saison von Paris Saint-Germain ausgeliehen, bei RB eine überragende Saison gespielt hatte.
Vom EM-Bankdrücker zu Spaniens Matchwinner
Laut Sport Bild ist der FCB auch nach wie vor grundsätzlich bereit, für den bei der EM mit den Niederlanden im Halbfinale an England (1:2) gescheiterten Offensivmann mehr als 80 Millionen Euro aufzubieten.
Doch Simons wolle nun wohl fest bei den Leipzigern bleiben - was die Bayern wiederum umschwenken lassen mag auf Olmo, der die Sachsen eben schon für „nur“ 60 Millionen Euro vorzeitig verlassen könnte.
Mancher Beobachter stellt sich angesichts der gegenwärtigen Leistungsexplosion des Spielmachers ohnehin die Frage, ob Olmo nicht sogar die bessere Version von Simons ist und damit der Richtigere für Bayern, wo er überdies mit Sportvorstand Max Eberl, ehemals Geschäftsführer Sport in Leipzig, auf einen früheren Vertrauten träfe.
Denn dank der EM hat der umworbene Edeltechniker gerade seinen endgültigen Durchbruch auf großer Bühne geschafft, avancierte mit Blick auf drei Tore und zwei Vorlagen zum bisher besten Scorer des Turniers.
Als Zehner auch gegen Frankreich überragend
Umso bemerkenswerter ist, dass Olmo dabei zunächst als zweite Wahl auf der Bank schmorte, um dann als Edel-Joker zu stechen.
Im Viertelfinale bekam das auch die dort ausgeschiedene deutsche Nationalmannschaft (1:2) zu spüren, nachdem der Rechtsfuß, ausgebildet in der Nachwuchsakademie La Masia des FC Barcelona, erst sehenswert Spaniens Führungstreffer erzielte und im Verlängerungsdrama mit einer mustergültigen Flanke den Siegtreffer seiner Nation vorbereitet hatte.
Auch im anschließenden Halbfinale gegen Frankreich (2:1), in dem er für den verletzten Pedri erstmals in die Startelf gerückt war, brillierte Olmo, besorgte den Siegtreffer und glänzte auch sonst durch gute Dribblings und höchst präzise Hereingaben.
Harter Transfer-Poker hinter den Kulissen
Wie schnell geht es also nun womöglich mit Olmo und Bayern? Der einst auch bei Dinamo Zagreb gereifte Zehner konzentriert sich nach eigener Aussage derzeit zwar weiter nur auf die EM und den Titelgewinn. Hinter den Kulissen dürfte aber längst ein harter Transfer-Poker entbrannt sein.
„Mich beunruhigen die vielen Gerüchte nicht. Ich habe meine Leute, die sich um alles kümmern“, erklärte Olmo, der sich alle Optionen offen lässt.
Ist ein Verbleib in Leipzig realistisch? „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer und zur Sportlichen Leitung. Es ist immer wichtig, dass sie auf dich setzen. Alles, was ich will, ist zu gewinnen. Das habe ich auch gesagt, als ich damals meinen Vertrag verlängert habe“, sagte Olmo: „Ich will Titel gewinnen.“ Wie kein Zweiter will das eben auch der FC Bayern.