Der 60. Geburtstag, das war so eine Sache für Hansi Pflügler.
Eine Bayern-Legende wird 65
„Wenn schon, dann 59+1 bitte“, reagierte der Weltmeister von 1990 vor fünf Jahren auf die Glückwünsche des FC-Bayern-Klubmagazins. Ein echter „Roter“ der alten Schule pflegt die Folklore der Rivalität zum ewigen Lokalrivalen 1860. Und kaum einer ist bis heute mehr ein „Roter“ durch und durch als Pflügler, der am Donnerstag 64+1 Jahre alt wird.
Fünf Meisterschaften unter Heynckes und Lattek
Hans Pflügler, geboren am 27. März 1960 in der Domstadt Freising nördlich der bayerischen Landeshauptstadt, ist seit mittlerweile 50 Jahren mit dem Rekordmeister verbunden.
1975 wechselte er von seinem Jugendverein SV Vötting-Weihenstephan in die B-Jugend der Bayern. 1981 schaffte er den Sprung zur ersten Mannschaft und erhielt seinen ersten Profivertrag - das Abwehr-Ass wurde einer der prägenden Bayern-Spieler der achtziger und frühen neunziger Jahre.
Unter den Trainer-Ikonen Udo Lattek und Jupp Heynckes gewann Pflügler fünf deutsche Meisterschaften (1985–1987, 1989, 1990), obendrein auch dreimal den DFB-Pokal (1982, 1984, 1986). Auch in der Offensive trug Pflügler zu den Titeln bei: In 277 Bundesliga-Spielen erzielte er 36 Tore und bereitete 14 weitere vor.

Als „Rambo“ berüchtigt
Der studierte Stahlbauingenieur Pflügler war als rauer Verteidiger gefürchtet, hatte den Spitznamen „Rambo“ - der aus einer Kollision mit dem Ende 2024 verstorbenen Ex-BVB-Keeper Wolfgang „Teddy“ de Beer entstanden war.
„Wir haben daheim gegen Dortmund gespielt und waren im Rückstand. Ich bin zum Kopfball hochgegangen und habe de Beer mit der Hand getroffen. Da gab es einen Riesenzirkus, mein Spitzname Rambo ist damals entstanden“, erinnerte sich Pflügler später bei 11 Freunde.
„Pflügler agiert manchmal etwas ungeschickt, ihm unterlaufen Fouls, wenn er mental oder physisch nicht ganz frisch ist“, ermahnte und verteidigte ihn der spätere Triple-Coach Heynckes einmal im Spiegel. Trotz seines zwiespältigen Rufs bekam Pflügler in der Bundesliga nie eine Rote Karte.
Weltmeister 1990 - aber Bayern-Erfolge waren ihm wichtiger
Auf Pflüglers baute ab 1987 auch der damalige DFB-Teamchef Franz Beckenbauer, Pflügler war Teil des WM-Kaders in Italien 1990 - wie seine Bayern-Weggefährten Lothar Matthäus, Klaus Augenthaler, Andreas Brehme, Olaf Thon, Thomas Berthold, Jürgen Kohler und Stefan Reuter.
Pflügler bestritt beim 1:1 in der Vorrunde gegen Kolumbien seine einzige WM-Partie, die sein letztes Länderspiel sein sollte. Auch deshalb erklärte er in Interviews, dass seine Erfolge mit Bayern ihm mehr bedeuteten.
Und auch deshalb trauerte er dem Makel seiner Vereinskarriere nach: dem fehlenden Sieg in einem großen internationalen Klubwettbewerb. Die bittere und für den Verein auf Jahre hinaus folgenschwere Finalniederlage gegen den FC Porto im Europapokal der Landesmeister 1987 war besonders schmerzhaft.
Der Bayern-Familie bis heute verbunden
Wie viele Bayern-Stars seiner Generation wurde Pflügler von Uli Hoeneß am Ende der Karriere in die Klubfamilie integriert: Pflügler war aktiv Klub-Merchandising und führte mehrere Fanshops. Seit 2017 leitet er die FC Bayern Legends und trägt so weiterhin die Vereinsfarben.
Parallel dazu arbeitete er in der familieneigenen Pension Pflügler in seiner Heimatstadt Freising, die er inzwischen selbst betreibt.
Sportlich aktiv blieb Pflügler weit über das Ende seiner Profikarriere hinaus länger verbunden: Noch 2002 spielte er 42-jährig für das Amateurteam der Bayern, bis zum WM-Jahr 2006 war er später auch noch als Elder Statesman in der Landesliga für den SE Freising aktiv - zeitweise immer noch mit harten Zweikampf-Bandagen, wie Augenzeugen der damaligen Zeit zu berichten wissen.