Sieben Titel in nur eineinhalb Jahren - und doch hat Hansi Flick beim FC Bayern in einigen Augen auch verbrannte Erde hinterlassen.
FC Bayern: Uli Hoeneß kritisiert Hansi Flick - "war ich ihm böse"
"Mir hat es nicht gefallen, dass er sich seine Spielerwünsche immer über die Öffentlichkeit kommuniziert hat", beklagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß im EM Doppelpass auf SPORT1. "Wenn er zu Hasan (Salihamidzic, d. R.) oder Karl-Heinz (Rummenigge, d. R,) gegangen wäre, dann wäre es in Ordnung gewesen. Aber er hat es öffentlich gemacht. Und das habe ich nicht verstanden."
Hoeneß wirft Flick vor, das Image des Vereins angekratzt zu haben. "Ich habe es nicht verstanden, dass der FC Bayern im Jahr des größten sportlichen Erfolgs nach draußen auch den größten Krach produziert hat. Ich habe ihm gesagt, 'Hansi, nach diesem Jahr hätten sie dich nach dem Triple mit dem roten Teppich durch München tragen müssen'. Aber wenn man das Außenbild des FC Bayern München angeschaut hat, war immer nur Krach da. Das hat er mitverursacht und da war ich ihm auch ziemlich böse", kritisierte der 69-Jährige.
"Er ist ein Trainer, der sich nur für das Fußballerische interessiert und nicht für das Wirtschaftliche."
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Hoeneß: Zukunft des FC Bayern hat Flick nicht interessiert
Das Interesse von Flick sei der kurzfristige Erfolg gewesen. "Er lebt schon im Hier und Heute. Er hatte nicht vor, den FC Bayern für das Jahr 2025 zu kreieren, sondern wollte ganz kurzfristig Erfolg. Darauf hat er gnadenlos hingearbeitet, das ist ihm ja auch prima gelungen."
Da wirtschaftliche Zwänge für einen Bundestrainer bekanntlich kein Thema sind, sieht Hoeneß in Flick den idealen Nachfolger von Jogi Löw. "Hansi hat sich immer als Trainer gesehen, der nur fürs Sportliche zuständig ist. Deswegen ist er ein perfekter Bundestrainer."
Flicks Erfolgsgeheimnis bei den Münchnern könne er auch auf die Nationalmannschaft übertragen, glaubt Hoeneß. "Bei uns hat er es geschafft, die Mannschaft hinter sich zu bringen. Er hat eine Harmonie und super Stimmung im Team erzeugt, die Spieler sind durchs Feuer gegangen."
Zu spüren sei der Geist etwa im gewonnenen Champions-League-Finale 2020 gewesen. "Die Mannschaft hatte einen Plan gegen Mbappé, da war klar besprochen, dass der zweite Spieler aushilft, wenn er am ersten vorbei zieht. Und notfalls auch der dritte. Genau das hat er hinbekommen. Es war eine hervorragende Stimmung innerhalb der Mannschaft."
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Hoeneß: "Als Messias muss man auch Erfolg haben"
Bestes Beispiel sei Thomas Müller. "Er lebt vor allem von seinem Selbstvertrauen, das hat er ihm geschenkt - und Müller hat es zurückgezahlt."
Wie wird es nun mit der Nationalmannschaft unter Flick weitergehen? Für Hoeneß steht der Ex-Bayern-Coach bereits jetzt unter starkem Druck. "Er ist ja der Messias. Aber als Messias muss man auch Erfolg haben. Der Druck auf ihn ist ungeheuer groß, dass man mit dieser Macht, die er wahrscheinlich bekommen wird, auch Erfolg hat."