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Borussia Mönchengladbach: Wird es nächste Saison noch schlimmer?

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Borussia Mönchengladbach: Wird es nächste Saison noch schlimmer?

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Droht das Horrorszenario?

Die abgelaufene Saison hat schonungslos offengelegt: Vieles entwickelt sich bei Borussia Mönchengladbach abwärts. Der Verein steckt in einer gefährlichen Identitätskrise.
Borussia Mönchengladbach kommt nur knapp um die Relegation herum. Der Trainer will dennoch weitermachen.
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Die abgelaufene Saison hat schonungslos offengelegt: Vieles entwickelt sich bei Borussia Mönchengladbach abwärts. Der Verein steckt in einer gefährlichen Identitätskrise.

Mitte September 2022 geschah es. Da setzte sich Daniel Farke im Vorfeld eines Gladbacher Spiels gegen Leipzig vor die Journalisten und hielt die obligatorische Pressekonferenz ab. So weit, so normal. Hier eine Frage zum Personal, da eine zum Gegner, noch dazu eine zum Matchplan. Alles praktisch wie immer, alles recht unspektakulär - bis zu einem kurzen Moment. Da ließ der frühere Borussia-Coach diesen auffallenden Nebensatz fallen, den er garantiert nicht mal bewusst wahrgenommen hatte.

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Genauer gesagt, als Farke von den anwesenden Medienvertretern mit einer möglichen Änderung des Spielsystems konfrontiert wurde. Seine flüchtige Antwort: Man wolle sich gar nicht auf eine bestimmte Formation festnageln, sondern stets variabel bleiben. Ohnehin sei es ja viel wichtiger, dass „unsere Identität immer klar zu erkennen ist und die Leute sehen, dass da gerade Borussia Mönchengladbach spielt“, betonte Farke im Gegenzug, wodurch er beim einen oder anderen Zuhörer ein skeptisches Stirnrunzeln haben dürfte.

Eine Identität? Klar zu erkennen? Damals wie heute ein wunder Punkt bei den Gladbachern, denn böse Zunge könnten spöttisch behaupten: Es gibt gar keine Identität - zumindest keine, die auf dem Rasen sichtbar ist. Farke muss sich damit nicht mehr befassen, der ist bereits seit Sommer 2023 Geschichte. Welche Art von Fußball eigentlich gespielt werden soll, ist dagegen nach wie vor unklar - was den Großteil der Fans überaus sorgenvoll in die Zukunft blicken lässt, geht es sportlich eben seit geraumer Zeit nur noch bergab.

Gladbach nimmt „deutliches Warnsignal“ wahr

65, 49, 45, 43, 34 - allein die Punkteausbeute der vergangenen fünf Bundesliga-Jahre legt diese so gefährliche Tendenz schonungslos offen. In der jüngsten Rückrunde waren die Fohlen nach den abgestiegenen Darmstädtern gar das schlechteste Team der Liga, sie konnten sich mit einem einzigen Zähler Vorsprung auf den VfL Bochum aber gerade noch über dem Strich halten. Präsident Rainer Bonhof wurde in einem vereinseigenen Interview entsprechend deutlich: „Wir sind überhaupt nicht zufrieden, wie sich die Spielzeit entwickelt hat.“

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Diese Saison sei ein „deutliches Warnsignal“ gewesen, 34 Punkte in der Abschlusstabelle natürlich „zu wenig“, fügte Bonhof mahnend hinzu und kündigte Ursachenforschung an. Ein zentraler Inhalt dabei: die jahrelange Stilfrage. Mittlerweile beschäftigt sie den Klub seit der Saison 2021/22. Anfangen beim damaligen Trainer Adi Hütter, der vergeblich versucht hatte, ein aggressives Umschaltspiel einzuführen. Weil das wiederum nicht mit dem Kader in Einklang zu bringen war, forcierte Farke im Folgejahr erneut das Ballbesitzspiel.

Doch auch Farkes Plan mündete schnell in einer Beziehung, die nicht nur wegen so mancher atmosphärischer Störungen zum Scheitern verurteilt war. Kein Aufbruch, darum folgte im Sommer 2023 ein weiterer Trainerwechsel auf Gerardo Seoane - und gleichzeitig eine Rückbesinnung auf das Umschaltspiel. Das Problem: Von Anfang bis Ende war auch davon recht selten etwas zu sehen, sodass kritische Stimmen am Schweizer Übungsleiter nie verstummten. Eine Weiterentwicklung? Bis auf wenige Ausnahmen nicht vorhanden, eher stagnierte das Team.

Mehr noch: Viel zu selten vermittelte Seoanes Elf das Gefühl, dass sie über die nötige Power verfügt. Stattdessen brach die Mannschaft immer wieder nach Rückschlägen und Widerständen in sich zusammen, wurde auffallend passiv und ergab sich sozusagen ihrem Schicksal. Satte 31 Punkte hat die Borussia alleine in der Bundesliga nach Führungen verspielt - logisch, ein neuer Negativrekord. Nicht mal an ihrer besonderen Konstante konnten sich die VfL-Fans diesmal festklammern: den sechs fest eingeplanten Punkten gegen den FC Bayern. Beide Spiele gegen die Münchner gingen verloren.

Bonhof will alles auf den Prüfstand stellen

Es dürfte Seoanes großes Glück sein, dass die angeschlagenen Gladbacher die Karte Trainerwechsel schon nach den vergangenen beiden Jahren gespielt haben. Ein dritter Tausch zum Ende einer Saison nacheinander soll zwingend vermieden werden, das liegt auf der Hand. Andersrum ist klar: Der 45-Jährige steht fortan unter Druck, ein simples ‚Weiter so‘ kann und darf es schlichtweg nicht geben. Schließlich droht der erneute Abstiegskampf, sollte sich eine der schwächsten Saisons der langen Klubhistorie wiederholen.

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Mehr denn je gilt es, die richtigen Schlüsse aus diesem bedrohlichen Trend zu ziehen, der Mannschaft endlich eine passende Struktur sowie eine klare Idee zu verleihen. Was dazu gebraucht werde, wolle Bonhof nun in aller Ruhe „hinter verschlossenen Türen“ besprechen und kritische Fragen stellen: „Warum haben wir so viele Gegentore bekommen? Wieso hatten wir so viele verletzungsbedingte Ausfälle? Stimmen alle Abläufe innerhalb und rund um die Mannschaft? Warum wurden so viele Führungen verspielt?“

Wenig überraschend deutet sich an: Im Sommer soll personell nachjustiert und der Umbruch weiter vorangetrieben werden, um seriöse Antworten liefern zu können. Eine ganze Riege an Stammkräften wie Lars Stindl, Marcus Thuram, Jonas Hofmann und Ramy Bensebaini hatte Gladbach noch vor einem Jahr verlassen, notgedrungen wurde der Kader neu aufgebaut. „Es ist nicht nur so, dass vier oder fünf Spieler ausgetauscht wurden – es waren allesamt Leistungsträger, die gegangen sind, die meisten davon Führungsspieler und Nationalspieler“, erinnerte Bonhof.

Gladbach sucht unbequeme Leute

Die großen Veränderungen seien ein gewichtiges Argument für die durchwachsene Saison. Laut Bonhof habe man die Herausforderung auf dem Transfermarkt sogar gut bewältigt: „Wenn man sieht, welche Spieler Roland Virkus im vergangenen Jahr geholt hat, dann muss ich sagen, kann sich das doch sehen lassen: Franck Honorat und Robin Hack sind tolle Verstärkungen, die unter Gerardo Seoane gezeigt haben, wozu sie in der Lage sind. Und auch die Leihen von Max Wöber und Jordan haben sich als sehr sinnvoll erwiesen.“

Gleichwohl wisse der 72 Jahre alte Präsident: „Die Mannschaft braucht ganz sicher noch den einen oder anderen Spieler, der auch mal unbequem auf dem Platz sein kann und die Truppe führt.“ Doch das allein könne nicht die Lösung sein. Bonhof verdeutlichte zudem, dass man auch weiterhin auf den eigenen Nachwuchs setzen und Spieler wie Moritz Nicolas oder Rocco Reitz fördern müsse: „Wir wollen Spieler aus der Jugend in die Lizenzmannschaft bringen und darüber hinaus durch kluge Transfers die Mannschaft stärken.“

Gelingt das jedoch nicht, bleibt es bei einem bedenklichen Zustand, der den Verein schon seit Längerem begleitet und immer wieder für Unmut bei den Fans sorgt. Dass sich Gladbach inmitten einer Identitätskrise befindet, ist nun mal nichts Neues mehr. Und so einfach es auch klingen mag: Es gilt im kommenden Jahr, alle wieder in ein gemeinsames Boot zu holen und den neuen Weg bedingungslos zu gehen.