Vertraglich schien die Sachlage bei Josip Stanisic früh klar gewesen zu sein, doch das letzte Wort wurde nie wirklich gesprochen.
Für die Bayern-Achse der Zukunft
So verstand es nicht zuletzt Leverkusens Stadionsprecher Tobias Ufer, als er dem kroatischen Abwehrspieler im Mai auf der Doublesieger-Party das Abschiedsfoto überreichte und zu ihm sagte: „Wir geben ihm einfach mal das Bild und dann schauen wir weiter.“ Für eine Saison war der 24-Jährige vom FC Bayern an die Werkself ausgeliehen - und dann?
Machte sich Bayer lange und zaghafte Hoffnung, dass sie noch einen Weg finden würden, Stanisic aus München fest wegzukaufen. Schließlich arbeitete er sich im Laufe der Spielzeit in Xabi Alonsos erste Elf und war am Ende eine der wichtigsten Figuren. 38 Pflichtspiele, dabei vier geschossene Tore und sechs Assists - kein Wunder also, dass sich der Defensiv-Spezialist in die Herzen der Fans spielte. Allerdings wird aus der so sehnlich erhofften Rückkehr nichts - wie eine Meldung der Bayern am Donnerstag klarstellte.
„Es ist schön, wieder in meiner Heimat zu sein“
Daraus ging hervor, dass Stanisic sein Arbeitspapier in der bayerischen Landeshauptstadt vorzeitig bis 2029 verlängert hat. Seit er denken könne, sei er „Fan dieses Vereins“, wird der gebürtige Münchner zitiert. „Ich bin Leverkusen dankbar, weil ich dort viel dazugelernt habe - im Fußball wie außerhalb des Spielfelds: Ich durfte viele Spiele machen, konnte mich zeigen und in Rhythmus kommen.“
Von dem will der EM-Teilnehmer nun im mit Spannung erwarteten sportlichen Umbruchs profitieren - werden die Karten unter Neu-Trainer Vincent Kompany doch wieder neu gemischt.
„Meine Ziele sind klar: Alles für den FC Bayern zu geben und so viele Titel wie möglich zu gewinnen. Es ist schön, wieder in meiner Heimat zu sein“, so Stanisic, dessen Verbleib in Leverkusen von seiner und Münchens Seite entgegen den vielen Gerüchten nie wirklich eine Option war.
Denn bei seinem Jugendverein soll er fortan die Achse der Zukunft bilden - die neben ihm aus Jamal Musiala, Aleksandar Pavlovic und Mathys Tel besteht. „Solche Charaktere brauchst du in einer Mannschaft“, meinte Sportdirektor Christoph Freund. Stanisic sei ein Vorbild. Er wisse, wie man sich an der Säbener Straße durchsetzt.
Fußballerisch genoss Stanisic, der für die Münchener zwischen 2021 und 2023 bereits 41 Profispiele absolviert hat, sowieso immer den Ruf einer absolut verlässlichen Kraft, jedoch weder mehr noch weniger als das.
Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann beschrieb seine Fähigkeiten einst als „ordentlich“, ohne Ausreißer „in Richtung Weltklasse“ oder ins andere Extrem. Dass er aber sehr wohl in eine positive Richtung abdriften kann, stellte er spätestens in Leverkusen eindrucksvoll unter Beweis. Und zwar nicht nur defensiv, wo der Allrounder überaus flexibel einsetzbar ist. Sondern auch offensiv.
Große Konkurrenz für Stanisic
Wie Geduld, Willenskraft, Fleiß und Ehrgeiz an sein Ziel kommt, weiß Stanisic also sehr gut. Jetzt möchte er die nächsten Schritte gehen - und sich dafür gegenüber der in München für gewöhnlich nochmal stärkeren teaminternen Konkurrenz behaupten.
Auf die wird er ohne Zweifel treffen. Für die Position hinten rechts stehen mit Joshua Kimmich, Noussair Mazraoui, Sacha Boey und eben Stanisic mittlerweile gleich vier Akteure parat. Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano, Min-jae Kim, Eric Dier und Neuzugang Hiroki Ito sind für die Innenverteidigung da.
Ob all diese Spieler aber auch bis zur Schließung des Transferfensters noch in München sein werden, ist eher unwahrscheinlich. Immer wieder gibt es Gerüchte um mögliche Abgänge, zum Beispiel auch bei Kimmich. Stanisic hingegen braucht sich um seine Zukunft keine Gedanken mehr zu machen. Er will beim deutschen Rekordmeister eine feste Größe werden - und hat dazu allerspätestens seit Donnerstag alle Möglichkeiten.