Hacke, Spitze, eins, zwei, drei! So schön Zauber-Fußball auch manchmal aussehen mag, so sehr kann er, wenn es nicht klappt, die Verantwortlichen auf die Palme bringen. Vor allem, wenn das Ergebnis und die Spielweise zu wünschen übrig lassen.
Arroganz! BVB-Boss schlägt Alarm
So wie beim überschaubaren 1:1 des BVB in Wolfsburg. Gerade in der zweiten Halbzeit schafften es die Dortmunder kaum, sich nach vorne zu kombinieren - zu ideenlos, zu fehlerhaft war der Spielaufbau.
Sobald die Wolfsburger ins Pressing gingen, hatte die Elf von Trainer Edin Terzic enorme Schwierigkeiten den Ball zu behaupten und gaben ihn leichtfertig her. Auch der Versuch, in manchen Situationen mit Schönspielerei zu glänzen, ging in die Hose.
Kehl-Kritik! Arroganz-Anfall beim BVB?
Das sah auch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl so und machte, vor allem für die Zeit nach der 1:0-Führung, unmissverständlich klar: „Wir haben nachgelassen. Das ist das, was man der Mannschaft heute vorwerfen muss. Dass wir das Spiel in vielen Phasen nicht weiter kontrolliert haben, dass wir arrogant gespielt haben.“
Bekommt der BVB nach dem erfolgreichen Start ins neue Jahr etwa schon jetzt einen Arroganz-Anfall? Die Punktausbeute von 14 Punkten aus den vergangenen sechs Liga-Spielen spricht zwar eine deutlich positive Sprache, doch spielerisch überzeugte der BVB selten.
Auch wenn die vielen Unterbrechungen durch die Fanproteste in Wolfsburg kaum einen flüssigen Spielrhythmus ermöglichten, steht fest: Die Probleme, die die Dortmunder vor Weihnachten hatten, bestehen auch weiterhin.
Anders als noch vor zwei Wochen beim ernüchternden 0:0 in Heidenheim, bei dem Kehl etwas überraschend einen Schritt nach vorne sah, fand der Sportdirektor diesmal deutlichere Worte, besser gesagt: Die richtigen Worte.
Schönspielerei beim BVB: „Zu viel Hacke, zu viel Spitze“
„Mir war an der ein oder anderen Stelle zu viel Hacke, zu viel Spitze dabei. Wir waren dann auch nicht konsequent genug in den Zweikämpfen, haben unnötig Bälle verloren“, kritisierte Kehl. Die Botschaft ist eindeutig: Mit Schönspielerei kommt der BVB nicht weiter.
Dass es bei den Dortmunder in der Offensive haperte, vor allem auch durch den Ausfall des zuletzt so überragenden Donyell Malen (Knieprobleme), wurde in Wolfsburg offensichtlich.
Den Offensiv-Akteuren fehlte es an Tempo und zündenden Ideen. Der Ball wurde zu oft zu leichtfertig hergeschenkt.
Terzic: „Wir sind unzufrieden“
Auch Coach Terzic war nicht einverstanden mit dem Spiel seiner Mannschaft - wie schon in den bisherigen Spielen 2024, mit Ausnahme des 3:0 in Freiburg, als der BVB mit die beste Saisonleistung zeigte.
„Ich glaube, es ist ein gerechtes Unentschieden. Aber wir sind sowohl mit der Leistung als auch mit dem Ergebnis unzufrieden“, merkte der BVB-Trainer kritisch an.
Vor allem dürfte ihn der Aspekt ärgern, dass mit den Wolfsburgern eine Mannschaft auf dem Platz stand, die seit Mitte Dezember nicht mehr gewinnen konnte.
Auf den BVB wartet eine harte Standortbestimmung
Der Spielplan im neuen Jahr meinte es bislang gut mit dem BVB. Mit Ausnahme der Freiburger, die damals Tabellensiebter waren, hatten es die Dortmunder nur mit Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte zu tun.
Am Dienstag wartet der bisher härteste Gegner des Kalenderjahres: In der Champions League reisen die Dortmunder zum niederländischen Überflieger, der PSV Eindhoven. Von 22 Spielen in der Eredivisie gewann die Mannschaft von Ex-BVB-Trainer Peter Bosz 20 Partien, spielte nur zweimal Unentschieden und weist ein spektakuläres Torverhältnis auf (70:10 Tore).
Von einer Standortbestimmung will Kehl dennoch nichts wissen: „Wenn man in diesen zwei Spielen nicht performt, ist man raus. Wir brauchen an den zwei Tagen richtig gute Leistungen, vollen Einsatz, volle Fokussierung.“
Gerade einmal zwei Tage bleiben dem Team für die Gegner-Analyse. Auch deshalb startete der BVB schon auf der Busfahrt zurück nach Dortmund mit der Vorbereitung auf den kommenden Achtelfinal-Kontrahenten.
Eines sollte für die Spieler aber definitiv klar sein: Kehls Ansage soll als Wachrüttler verstanden werden. In den Niederlanden möchte der Sportdirektor sicherlich nicht erneut so deutliche Worte wählen müssen.