25.000 Fans singen voller Inbrunst auf der legendären Dortmunder Südtribüne, hüpfen Arm in Arm wild umher. Diese Bilder sind aus der Bundesliga längst bekannt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Union-Traum dank UEFA-Revolution?
Doch ab der kommenden Saison darf die „gelbe Wand“ endlich auch im Europapokal ihre gesamte Wucht entfalten.
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) bricht nach Jahrzehnten mit einem Tabu, das Sitzplatzgebot wird aufgeweicht, die Stehplätze kehren zurück.
UEFA lässt Stehplätze zurückkehren
Dies beschloss das UEFA-Exekutivkomitee am Mittwoch. Deutschland ist gemeinsam mit England und Frankreich Teil des von vielen Fußballromantikern herbeigesehnten Pilotprojekts.
Auch in der Champions League, Europa League und Conference League dürfen die Fans wieder stehen, allerdings sind die Endspiele in allen drei Wettbewerben nicht Bestandteil dieser Regelung.
Allein bei Borussia Dortmund erhöht sich dadurch die Stadionkapazität von rund 66.000 auf über 80.000, 25.000 Leute werden auf der größten Stehplatztribüne Europas Platz finden.
Der BVB reagierte am Mittwochabend entsprechend euphorisch und twitterte angesichts des eigenen Impulses zur Stehplatz-Rückehr: „Einem entsprechenden Antrag, der vom BVB mit initiiert worden war, gab das Exekutivkomitee heute statt.“
Jubel beim BVB nach eigenem Vorstoß: Das sagt Watzke
„Das ist eine großartige Nachricht. Die Stehplätze sind ein wichtiger Teil unserer Fußballkultur“, sagte später auch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Der BVB habe sich in den vergangenen Jahren hinter den Kulissen intensiv für eine Erlaubnis von Stehplatztribünen in internationalen Wettbewerben eingesetzt.
„Ich danke dem Präsidenten der UEFA, Aleksander Ceferin, und dem Exekutivkomitee der UEFA herzlich für ihre Unterstützung“, sagte Watzke weiter: „Alle Fans bitte ich darum, verantwortungsbewusst mit dieser Chance in der nächsten Spielzeit umzugehen.“
Auch Union Berlin könnte ein großer Gewinner sein. Mehr als 18.000 Stehplätze gibt es an der Alten Försterei, aber weniger als 4000 Sitzplätze.
Union hofft auf Heimspiele in der Alten Försterei
Deshalb war ein Ausweichen in das Olympiastadion der Hertha bislang unumgänglich, möglicherweise sind nun „echte“ Europacup-Heimspiele möglich. In vorwiegend stehender Manier.
„Die historische Chance, Europapokalabende an der Alten Försterei zu erleben, wollen wir unbedingt nutzen. Die infrastrukturellen Anpassungen, die dafür notwendig sind, werden wir schnellstmöglich mit der Stadionkommission der UEFA diskutieren und umsetzen“, sagte Union-Präsident Dirk Zingler.
Grundsätzlich sind Stehplätze für Heimfans vorgesehen. Ob auch Gästefans stehen dürfen, entscheidet der jeweilige Gastgeber.
Das Sitzplatzgebot war in den 90ern unter anderem eine Reaktion auf die Hillsborough-Katastrophe im Jahr 1989 mit 97 Toten. Bei Länderspielen gilt das seitdem praktizierte Sitzplatzgebot weiterhin.
Bei erfolgreichem Verlauf des „Beobachtungsprogramms“ sei sowohl eine regionale als auch zeitliche Ausweitung der Regelung möglich, schrieb die UEFA. Auch für Länderspiele könnte die Aufweichung also früher oder später kommen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Spanische und italienische Klubs hätten schon jetzt an der Testphase teilnehmen dürfen, die qualifizierten Teams verfügen aber nicht über Stadien mit entsprechenden Plätzen.
England schon mit halbjähriger Testphase
Zuletzt hatte mit England das Mutterland des Fußballs nach halbjähriger Testphase bei ausgewählten Klubs alle Profi-Stadien wieder für „sicheres Stehen“ geöffnet.
„Dies ist nicht mehr die alte Tribüne, dies ist eine ganz andere Welt, und die Sicherheit steht im Mittelpunkt“, sagte Nigel Huddleston, englischer Staatssekretär für Sport.
Viele Fans bejubelten dies als Rückkehr zu den Wurzeln. Dank verbesserter Videoüberwachung werde man künftig auch bei Stehplätzen „genau wissen, wer sich auf jedem einzelnen Platz und in jedem einzelnen Bereich aufhält“, betonte Huddleston.
Auch die UEFA erkannte nun die Vorzüge von Stehplätzen - jetzt liegt alles an der Umsetzung der Anhänger.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)