Drei Splits, drei erste Plätze nach der regulären Saison und der dritte LCS-Titel ist in greifbarer Nähe: G2 Esports hat die eigene Sicht auf eine rekordverdächtige Serie gesetzt. Damit eifert das Team des ehemaligen Profispielers ocelote dem großen Fnatic nach, hat in manchen Aspekten aber noch massiven Nachholbedarf.
G2 will Fnatics Platz einnehmen
Konstante Dominanz
Zwischen der Einführung der LCS im Jahr 2013 und Ende 2015 war Fnatic das große Aushängeschild Europas. Die erfahrene Organisation gewann in dieser Zeit fünf von sechs LCS-Splits und erreichte immer das Finale.
Fnatic gab über weite Strecken den Ton in Europa an und war stets das Team, das es zu schlagen galt. G2 Esports befindet sich auf dem besten Wege, diese Ära zu wiederholen.
Zum Spring Split 2016 stieg die Organisation von ocelote in die EU LCS auf und entthronte Fnatic auf Anhieb. Seitdem steht G2 in Europa für Superlativen: Das Team gewann bisher alle drei regulären Spielzeiten und könnte sich am Sonntagabend in der Hamburger Barclaycard Arena den dritten LCS-Titel im dritten Endspiel sichern.
Zudem war G2 Esports über ein Jahr lang ungeschlagen in der EU LCS, ehe ROCCAT im für beide Teams letzten Match der regulären Saison diese Serie mit einem 2:1-Erfolg beendete.
Differenz in Öffentlichkeitsbild
In einem anderen Aspekt liegt G2 jedoch noch weit hinter Fnatic – der Popularität bei den Fans. Der fünfmalige LCS-Champion hatte seit Gründung des LoL-Teams Publikumslieblinge wie xPeke, Rekkles, Cyanide, sOAZ, YellOwStaR oder Huni in den eigenen Reihen, deren Popularität sich auf das gesamte Team positiv ausgewirkt hat.
G2 hingegen begegnet trotz des Erfolges viel Antipathie in der westlichen Szene. So zeigte sich insbesondere der junge Mid-Laner Perkz in seinem ersten LCS-Jahr nicht unbedingt immer von seiner bescheidenen Seite, sodass er nach schlechten Leistungen umso mehr Kritik von der Community erhielt.
Nach dem peinlichen Aus beim Mid-Season Invitational 2016 wuchs die Antipathie gegenüber dem Team weiter - erst recht, als die Verantwortlichen nach internen Problemen mit einer Cover-Story für die fehlende MSI-Vorbereitung an die Öffentlichkeit gingen und der "Urlaub" von G2 zum Meme wurde.
Erfolg garantiert nicht immer auch Popularität, wie viele Beispiele aus dem traditionellen Sport zeigen. Die Organisation tut ihr Möglichstes, um den eigenen Stand in der Community zu verbessern, doch sie hat noch einen weiten Weg vor sich, um auf das Niveau von Fnatic zu kommen.
Internationale Erfolge fehlen
Zugegeben: Fnatic hatte insgesamt deutlich mehr Chancen, international gut abzuschneiden, als G2 bisher. Zweimal ging es ins Halbfinale der Weltmeisterschaft. Die allererste, ohne südkoreanische oder chinesische Beteiligung, gewann das Team sogar.
Zwar hatte Fnatic auch den ein oder anderen enttäuschenden Auftritt auf internationaler Bühne, aber diesen stehen erfolgreiche Turniere gegenüber.
G2 Esports hingegen kann bisher nichts außerhalb Europas vorweisen – neben dem katastrophalen Aus in der Gruppenphase beim MSI 2016 war auch bei der folgenden WM rasch Schluss. Die Intel Extreme Masters World Championship in Katowice, bei der G2 das Endspiel erreichte, war ein erster Schritt.
Sollte der Titelverteidiger am Sonntag erneut das Finale der EU LCS gewinnen und sich damit für das diesjährige MSI qualifizieren, so wird das dortige Abschneiden einen großen Einfluss auf das öffentliche Wahrnehmungsbild von G2 haben: Ein gutes Turnier wäre aus Sicht der Community ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, während ein enttäuschender Auftritt das Bild als "internationale Versager" endgültig zementieren könnte.