Der frühere Bundesliga-Trainer Christoph Daum macht Joachim Löw und Oliver Bierhoff mitverantwortlich für die missratene Weltmeisterschaft in Russland.
Daum prangert Löws Fehler an
Im CHECK24 Doppelpass attestierte Daum dem Führungsduo der Nationalmannschaft eine "Überheblichkeit" im Umgang mit Erfolg aus der Vergangenheit.
"Man hat sich selbst auf die Schulter geklopft, statt sich kritische Fragen zu stellen", kritisierte er: "In dieser Situation haben sie sich nicht mehr überprüft."
Exemplarisch nannte Daum Löws und Bierhoffs Fernbleiben bei dem Trainerkongress der UEFA im Anschluss an die EM 2016.
Daum: "Löw und Bierhoff waren nicht da"
"Jogi Löw und Oliver Bierhoff waren die Einzigen, die nicht da waren", sagte er. Dabei seien bei dem Workshop wegweisende Trends für die Zukunft thematisiert worden, bei der jeder Trainer Input erhalten habe, "sich weiterzuentwickeln".
Etwa jene Erkenntnis, dass Ballbesitzfußball nicht mehr in dem Maße zum Erfolg führt wie früher. "Der Trend ist seit 2016 absehbar. Alle Topteams, die auf Ballbesitz gesetzt haben, sind vorzeitig ausscheiden", sagte Daum.
Unabhängig davon kritisierte er "das Aussetzen des Leistungsprinzips" bei der Nominierung für den WM-Kader.
"Das Setzen auf Manuel Neuer war ein klares Signal, nicht nur an ter Stegen, sondern auch an andere Spieler", sagte Daum.
Daum: "Zu viele Bayern-Spieler ein Problem"
"Für mich auch ein Problem war der hohe Anteil an Bayern-Spielern. Da hat zum Beispiel Kimmich nach der Pokalniederlage gesagt: 'Das war für uns eine verlorene Saison', und reist dann zur Nationalmannschaft. Im mentalen Bereich hätte einiges besser gemacht werden müssen."
Um die Lehren aus den Fehlern dieser WM zu ziehen, riet Daum den Verantwortlichen des DFB-Teams eindringlich, kritische Berater hinzuziehen.
"Jeder richtet sich in einer Komfortzone ein. Ich wünsche mir, dass eine externe Person eingeschaltet wird, zu der Vertrauen besteht, und die dann alles mal hinterfragt", sagte Daum.
Löw fehlte Korrektiv Flick
In dieser Hinsicht stellte Daum auch die volle Funktionsfähigkeit von Löws Trainerteam in Frage. "Ein Assistenztrainer muss immer ein Korrektiv sein. Und als Cheftrainer muss ich ein Korrektiv auch zulassen", sagte er.
Dieser Ansicht schloss sich der frühere DFB-Mediendirektor Harald Stenger an. "Dem ganzen Stab hat Hansi Flick gefehlt, der immer akribisch gearbeitet und vieles geerdet hat", sagte Stenger im CHECK24 Doppelpass.
Mit Blick auf die künftige Besetzung des Trainerteams forderte Stenger: "Es muss jetzt Reibung geben. Da wird sicher auch bei den Assistenten die Frage gestellt werden."
Stenger stellte etwa den Verbleib von Thomas Schneider als Co-Trainer in Frage. "Den wird man künftig womöglich nicht mehr sehen", sagte er.