Olympiasiegerin Sydney McLaughlin (USA) hat sich mit dem ersten Weltrekord der Leichtathletik-WM in Eugene den Titel über die 400 m Hürden gesichert.
US-Jungstar zerschmettert Rekord
Die 22-Jährige unterbot in unglaublichen 50,68 Sekunden ihre vier Wochen zuvor an gleicher Stelle erzielte vorige Bestmarke um gleich 73 Hundertstel. Im Vorjahr hatte sie in 51,46 Sekunden Olympiagold in Tokio gewonnen und dabei ebenfalls bereits ihren eigenen Weltrekord verbessert. Silber ging an die Niederländerin Femke Bol (52,27) vor Titelverteidigerin Dalilah Muhammad (USA/53,13).
Unfassbar: Mit ihrer neuen Rekordzeit hätte es McLaughlin theoretisch auch fast ins WM-Finale über 400 Meter ohne Hürden geschafft: Es wäre die neuntbeste Halbfinal-Zeit dort gewesen, hinter der 50,65 der letzten Finalistin Anna Kiebalsinska aus Polen. (NEWS: Alles zur Leichtathletik-WM)
Und: Bei den deutschen Meisterschaften im Juni in Berlin hätte McLaughlin den Hürden-Titel bei den Männern gewonnen.
Sydney McLaughlin mit Fabel-Rekord: „Es ist surreal“
„Es ist surreal“, meinte McLaughlin selbst nach dem Rennen: „Ich wollte ehrlich gesagt einfach loslaufen. Die letzten 100 Meter haben wirklich wehgetan.“
Der 400-Meter-Hürden-Rekord lag bis 2019 16 Jahre lang bei 52,34, aufgestellt von der Russin Julija Petschonkina 2003 - die 2016 bei Nachtests der WM 2005 unter Dopingverdacht geraten war.
Seitdem haben zuerst die nun chancenlose Rio-Olympiasiegerin Muhammad und dann ihre US-Landsfrau McLaughlin die Bestmarke immer weiter nach unten geschraubt. Auch bei den Männern hatte der Norweger Karsten Warholm im vergangenen Jahr bei Olympia in Tokio den Rekord um gleich 76 Hundertstel verbessert.
Hinter McLaughling steckt Bob Kersee - ein Guru mit Schatten
Eine Leistungsentwicklung wie die von McLaughlin wirft unweigerlich Fragen auf - die in ihrem Fall vergrößert werden durch das persönliche Umfeld, in dem sie operiert.
Seit dem vergangenen Sommer trainiert McLaughlin unter Bob „Bobby“ Kersee, dem Mann, der berühmt geworden ist als der Trainer von Florence Griffith-Joyner und seiner Ehefrau Jackie Joyner-Kersee.
Gegen Kersees 1998 früh verstorbene Schwägerin Griffith-Joyner gab es diverse Doping-Verdachtsmomente - auch Griffith-Joyner hatte vor ihren großen Auftritten in Seoul 1988 und ihren bis heute nicht übertroffenen Rekorden über 100 und 200 Meter eine gewaltige Zeiten-Steigerung hingelegt.
Der in Panama geborene Kersee - einst Seemann und Prediger - geriet 1989 im Windschatten des großen Olympia-Skandals um den als Doper entlarvten 100-Meter-Sieger Ben Johnson auch persönlich ins Zwielicht. Bei einer Regierungsanhörung in Johnsons Heimat Kanada belastete Ex-Schützling Angela Bailey Kersee mit der Behauptung, dass sein Trainingsregime ohne Doping unmöglich zu überstehen sei.
McLaughlin wird von legendärer Star-Schmiede vermarktet
Die 1999 in New Jersey geborene McLaughlin stammt aus einer Leichtathletik-Familie: Ihr Vater Willie war selbst Hürdenläufer auf nationalem Niveau, ihre Mutter an der Highschool ebenfalls.
Die gläubige Christin McLaughlin ist seit Mai mit dem Footballer Andre Levrone Jr. verheiratet, sie wird vermarktet von William Morris Endeavor, der legendären Künstleragentur, die eigentlich auf Hollywood-Stars und Musiker spezialisiert ist (früher unter anderem auch Marilyn Monroe und Elvis Presley). McLaughlin ist auch prominentes Werbegesicht der Firma New Balance.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)