Er war der Triumphator in einer der legendärsten Nächte der Leichtathletik-Geschichte - und eine unverwechselbare Erscheinung in einer goldenen Ära der 100-Meter-Läufer.
Ein unverwechselbarer 100-m-Gigant
Niemals war Charlie Greene auf der Piste ohne Sonnenbrille anzutreffen, auch in der Halle oder bei Nacht verzichtete er auf sein Markenzeichen. „Es ist keine Sonnenbrille, es ist ein Hitzeschild“, sagte Greene einmal - womit er sich selbst beiläufig mit einer Weltraumrakete auf dem Weg in die Erdatmosphäre verglich.
Heute vor drei Jahren starb der einst schnellste Mann der Welt und Olympiasieger - dessen denkwürdigster Triumph allerdings auf kleinerer Bühne stattfand.
„Night of Speed“: Charlie Greene toppte alle
Der Abend des 20. Juni 1968 sollte als „Night of Speed“ in die Sportgeschichte eingehen. Binnen weniger Minuten unterboten zuerst Jim Hines und Ronnie Ray Smith und dann Greene im zweiten Halbfinale der US-Trials in Sacramento die Schallmauer von zehn Sekunden.
Bei jedem der drei Sprinter blieben an diesem Abend im Juni 1968 die Stoppuhren bei 9,9 Sekunden stehen. Die glatten zehn Sekunden, die acht Jahre zuvor der spätere deutsche Olympiasieger Armin Hary als Erster gelaufen war, waren damit unterboten.
„Eine solche Nacht wird es kaum wieder geben. Es war die größte Sprintserie in der Geschichte der Leichtathletik. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit etwas Ähnliches passieren wird“, sagte Hines am Ende dieses historischen Tages in Hughes Stadium im kalifornischen Sacramento. (Jim Hines: Der 100-Meter-Gigant, der zum NFL-Flop wurde)
Greene war derjenige, der der einzigartigen Nacht die Krone aufsetzte: Er hängte im Finale Rivale Hines und den Rest der Konkurrenz ab - und setzte mit einer Zeit von 10,0 Sekunden noch ein Ausrufezeichen.
Heldenstück bei Olympia 1968
Bei Olympia im selben Jahr schlug Hines zurück und sicherte sich Gold. Greene gelang in Mexico City dennoch ein besonderes Heldenstück: Er holte in der Einzelkonkurrenz trotz einer Sehnenverletzung Bronze - und ließ sich, obwohl seine Blessur schlimmer wurde, nicht davon abhalten, in der Staffel mitzumischen.
Hines war der schnellste Mann in Vorlauf und Halbfinale - und obwohl er im Finale mit einer dicken Bandage antreten musste, holte er mit dem US-Quartett Gold in neuer Weltrekordzeit.
Ein weiterer Grund, warum der Mann aus Pine Bluff in Arkansas die Spiele in guter Erinnerung behielt: Er lernte dort auch seine Frau Linda kennen, die in Mexiko als Reporterin im Einsatz war.
Nach seinem Rücktritt machte Greene in der US-Armee Karriere, war dort auch Sprintcoach an der berühmten West-Point-Akademie. Später war der Vater zweier Töchter Sprintcoach an der Highschool in seinem Wohnort Lincoln in Nebraska - wo er am 14. März 2022 nach Jahren gesundheitlicher Probleme im Alter von 76 Jahren verstarb.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)