Vor 18 Millionen deutschen TV-Zuschauern durchkreuzte er den Traum von Axel Schulz, als Schwergewichts-Weltmeister in die Fußstapfen des unerreichten Max Schmeling zu treten.
Das üble Ende einer großen Box-Nacht
Als glorreicher Triumphator des großen WM-Kampfs in Stuttgart am 9. Dezember 1995 blieb Francois Botha aber nicht in Erinnerung, skandalöse Umstände überschatteten den Titelgewinn des Südafrikaners, der später annulliert wurde.
Francois Botha kam durch Rückzug von George Foreman ins Spiel
Der damals 27 Jahre alte Botha war seinerzeit nach Schulz' betrügerischer WM-Niederlage gegen Legende George Foreman ins Spiel gekommen. Foreman verweigerte einen Rückkampf, der Titel des Weltverbands IBF wurde zwischen Schulz und Botha in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart neu ausgefochten.
Botha ging damals ungeschlagen in das Duell (35 Kämpfe, 35 Siege), war aber nicht in großen Kämpfen profiliert. Dennoch vermittelte ihm der legendär zwielichtige Promoter Don King die Chance, zum damals dritten Schwergewichts-Weltmeister unter seinen Fittichen zu werden: Die King-Schützlinge Frank Bruno (WBC) und Bruce Seldon (WBA) thronten damals ebenfalls, angeblich verfolgte King den Masterplan, sie alle nacheinander gegen seinen prominentesten Schützling Mike Tyson in den Ring zu schicken.
Nachdem Schulz mit dem Foreman-Fight in Deutschland riesiges Aufsehen erregt hatte, wurde der Kampf gegen Botha zum Straßenfeger, über 18 Millionen Zuschauer RTL toppten auch alle Kämpfe von Boom-Initiator Henry Maske und die späteren Fights von Vitali und Wladimir Klitschko. Unter den Promis am Ring waren Thomas Gottschalk, Udo Jürgens und Sportgymnastin Magdalena Brzeska, als Musik-Act wurde Rocklegende Meat Loaf eingeflogen.
Nach Niederlage von Axel Schulz flogen Flaschen
Dem in weiten Teilen des Kampfs zu zögerlich agierenden Schulz gelang der erhoffte Sieg wieder nicht, das Punkturteil fiel zu Gunsten von Botha aus. Keine so klare Fehlentscheidung wie gegen Foreman, dennoch fühlt sich Schulz bis heute betrogen.
„Für mich kam der Knackpunkt während des Kampfes, nach vier, fünf Runden, als mir ein Betreuer gesagt hat, dass ich bei den Punktrichtern hinten liege“, erinnerte sich Schulz im SPORT1-Interview: „Da war ich dann schon auf gewisse Weise verzweifelt an dem Gedanken, dass da jetzt Don King am Ring sitzt und seine Strippen zieht.“
Was genau abgelaufen sei, wisse er bis heute nicht, „aber ich hatte letztlich wie bei Foreman das Gefühl, dass ich nach Punkten nicht siegen konnte. Und ein Sieg durch K.o.: Na ja, ich war ja nicht so der Killer.“
Die Zuschauer vor Ort ärgerten sich, es flogen Flaschen und Gläser, die unter anderem die Ehefrauen von Maske und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verletzten. Es war der Anlass für das deutsche Glasflaschenverbot bei Großveranstaltungen.
Botha forderte später Mike Tyson und Wladimir Klitschko
Im Nachhinein wurde der Kampf für nichtig erklärt, Botha wurde positiv auf das Steroid Nandrolon getestet, was er vergeblich mit medizinischen Zwecken zu rechtfertigen versuchte. Schulz bekam im Juni 1996 eine dritte Titelchance gegen den von Foreman entthronten Michael Moorer, verlor dann unumstritten nach Punkten.
Botha blieb trotz des Eklats präsent und bestritt noch einige große Kämpfe: 1999 doch noch gegen Tyson, 2000 und 2002 in WM-Fights gegen Lennox Lewis und Wladimir Klitschko, 2010 gegen den unermüdlichen Evander Holyfield. Er unterlag jedes Mal.
Der heute 56 Jahre alte Botha, der sich auch als Kickboxer bei K-1 und in einem MMA-Fight versuchte, bestritt 2014 seinen letzten Profikampf. Es folgten noch kuriose Showkämpfe gegen den kampfsportbegeisterten Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück.
Mit Schulz gab es später eine Aussöhnung, Botha überreichte Schulz gar symbolisch den damals verpassten Titelgürtel.
„Vor ein paar Jahren sind wir nochmal zusammengekommen, drei Tage in Südafrika, da hatten wir eine richtig gute Zeit“, erinnert sich Schulz: „Ich sehe es so: Er hat damals alles getan, um zu gewinnen - auch unsportliche Dinge, ich hatte auch alles versucht, was ich konnte und es hat nicht gereicht. So war es dann eben. Ich schaue auch nicht so viel zurück, lieber nach vorn.“