Die deutsche Handball-Nationalmannschaft scheitert bei der WM im Viertelfinale dramatisch gegen Portugal. Mit der letzten Aktion der Verlängerung unterlag das DHB-Team dramatisch mit 30:31.
Diese Szene brachte Wolff zum Kochen
Eine durchaus vermeidbare Niederlage, nicht nur weil Deutschland nach 50 Minuten mit 22:20 führte und durch Johannes Golla die große Chance auf die erste Drei-Tore-Führung des Spiels hatte. 22 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit nahm das DHB-Team beim Stand von 26:26 eine letzte Auszeit.

Was danach folgte, war ein schwach vorgetragener Angriff: Nach der Auszeit passte sich das Team zunächst für 15 Sekunden den Ball zu, ohne Druck auf die Abwehr auszuüben. Dann folgte ein Querpass von Juri Knorr auf Renars Uscins, der sich einer Vielzahl von Verteidigern gegenübersah und von diesen nach Außen gedrängt wurde. Es blieb nur der Pass zu Golla, der rechtzeitig allerdings keinen Wurf mehr losbekam.
Das DHB-Team agierte aufgrund einer Strafzeit in Unterzahl und musste ohne Torwart vorsichtig agieren, doch dass es gar keinen Abschluss mehr gab, sorgte auch bei den Spielern selbst für Ärger. „Wir werfen keinen Ball mehr aufs Tor“, fand Luca Witzke nach dem Spiel in der Mixed Zone deutliche Worte.
Handball-WM: Wolff wütet nach verpasster Chance
Groß war die Wut über die verpasste Chance schon auf dem Feld. Torhüter Andreas Wolff, der sein Team mit überragenden 21 Paraden überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte, kochte nach Ertönen der Sirene.
Wolff schlug zunächst mit voller Wucht mehrfach auf den Boden, ehe er über das Feld tigerte, laut brüllte und mit seinen Armen wild gestikulierte. „Wolff ist richtig sauer, auch völlig zurecht“, meinte auch ARD-Experte Johannes Bitter. Wolff setzte sich in der Pause vor der Verlängerung auf die Bank setzte und fluchte weiter.
Die Laune des Torhüters hatte sich nach der dramatischen Niederlage verbessert. In der Mixed Zone gab er einen Einblick in seine Gefühlslage: „Ich bin sehr enttäuscht. Ich bin sehr, sehr frustriert. Es tut weh, so auszuscheiden.“
Auch der Ärger über die letzte Szene der regulären Spielzeit sei noch immer groß, auch wenn er seine Teamkollegen nicht kritisieren wolle: „Ich werde mich jetzt nicht hier hinstellen und über mein Team herziehen. Wir haben bravourös gekämpft und eine tolle Abwehr gespielt. Wir haben es einem sehr talentierten portugiesischen Team lange schwer gemacht und hatten eigentlich – lange Zeit – alle Chancen selbst in der Hand, ins Halbfinale einzuziehen.“
Gislason kritisiert Umgang mit Siegchance
Etwas nüchterner blickte Trainer Alfred Gislason auf das Spiel. Doch auch der Isländer war mit der Umsetzung besagter Szene nicht einverstanden. Schließlich sei in der Auszeit etwas anderes besprochen worden. „Wir sind in Unterzahl. Wir spielen eine Taktik, aus der wir 5-6 Tore gemacht haben in der zweiten Halbzeit und wir spielen den Ball direkt nach rechts – und hätten nach links spielen müssen, weil rechts war nur Renars Uscins allein mit zwei Abwehrspielern. Das habe ich nicht so richtig verstanden.“
Prinzipiell machte Gislason aber deutlich, dass es geplant war, dass seine Spieler den Abschluss erst in letzter Sekunde nehmen: „Das Risiko war sehr groß, dass wir noch ein Tor aus der anderen Hälfte kassieren würden.“ So aber kam das DHB-Team überhaupt nicht zum Abschluss - und zog in der Verlängerung den Kürzeren.