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EM 2024: Jedes Signal hilft - SPORT1-Kommentar zum Fall Demiral

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EM 2024: Jedes Signal hilft - SPORT1-Kommentar zum Fall Demiral

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Kommentar: Jedes Signal hilft

Die Bestrafung des Türken Merih Demiral durch die UEFA schmerzt – und ist deshalb richtig. Der SPORT1-Kommentar.
Zwei Spiele Sperre für den türkischen Verteidiger Demiral. Der zweimalige Torschütze im Achtelfinale gegen Österreich zeigte als Jubelgeste den sogenannten Wolfsgruß, Symbol der rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation "Graue Wölfe" und muss nicht nur im Viertelfinale gegen die Niederlande, sondern auch in einem möglichen Halbfinale zuschauen.
Julian Meißner
Julian Meißner
Die Bestrafung des Türken Merih Demiral durch die UEFA schmerzt – und ist deshalb richtig. Der SPORT1-Kommentar.

Nun ist amtlich verbrieft, was tags zuvor schon durchgesickert und übrigens auch erwartbar war: Die UEFA sperrt den Türken Merih Demiral wegen seines umstrittenen Torjubels im EM-Achtelfinale gegen Österreich für zwei Spiele.

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Eine Strafe, die wehtut. Ein richtiges Urteil. Den Spieler aus dem Verkehr zu ziehen, war alternativlos!

Was hätte die zuvor angekündigte Untersuchung wegen „mutmaßlich unangemessenen Verhaltens“ auch ergeben sollen? Freispruch wegen Geringfügigkeit? Unmöglich.

Diplomatische Verwicklungen auf höchster Ebene

Zu deutlich ist der „Wolfsgruß“ in seiner Aussagekraft, die konträr gegen die Werte des Verbandes steht: Gleichstellung, Offenheit, Fairness, Respekt.

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Weil die nationalistisch-islamistische Regierung Erdogan das – wie zu erwarten – anders sieht, hat die Affäre bereits zu diplomatischen Verwicklungen auf höchster Ebene geführt.

Der Verhaltenskodex der UEFA war aber so klar verletzt worden, dass man im Sinne der Glaubwürdigkeit gar keine andere Wahl hatte.

Und es ist eine gute Nachricht, dass sich der Verband dem Sturm, der jetzt unweigerlich folgen wird, aussetzt.

UEFA steckt in einem Dilemma

Man kann sich ausmalen, welche Stimmung in Berlin herrschen wird, wenn am Samstag die Türken unter den Augen ihres eigens angereisten Präsidenten gegen die Niederlande antreten. Der türkische Verband wird das Urteil wohl kaum auf sich sitzen lassen.

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Es wird weitere düstere Schlagzeilen geben. Leichtigkeit und Freude am Spiel rücken in den Hintergrund.

Die UEFA, auch die EM-Organisatoren um den Turnierdirektor Philipp Lahm, stecken in einem Dilemma. Die Mär vom friedlichen, völkerverbindenden Freudenfest ist längst dahin. Unabhängig von Demirals tieferer Gesinnung, die wir nicht kennen: Rassistische und nationalistische Auswüchse in Form von Parolen und Bannern gab es in den Stadien, auch auf den Fanmeilen, und zwar nicht zu knapp. Der Spieler musste um die Wirkung seiner Geste wissen.

Sport ist ein Spiegelbild des Lebens

So oft man geneigt ist, die Würdenträger für Fehlentwicklungen im Fußball zu geißeln – in diesem Fall muss man sie aus der Verantwortung nehmen. Sie sind Leidtragende einer gesellschaftlichen Entwicklung und haben nun Rückgrat bewiesen.

Der Sport ist seit jeher ein Spiegelbild des richtigen Lebens. Europa wird immer stärker beeinflusst von Nationalisten und Rechtsextremisten. Falls jemand die jüngsten Wahlen nicht verfolgt hat, wird ihm das spätestens jetzt überdeutlich vor Augen geführt.

Ein Hoffnungsschimmer ist, dass prominente Vertreter etwa aus Frankreich und Österreich die große Bühne nutzten, um klar gegen den Rechtsruck Stellung zu beziehen. Jedes Signal hilft.