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Havertz exklusiv: "Verstehe die Diskussion nicht"

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Havertz exklusiv: "Verstehe die Diskussion nicht"

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Havertz: „Ja, das wäre geil!“

Kai Havertz ist in der deutschen Nationalmannschaft Stürmer Nummer eins. Warum er davon ausgeht, dass er auch am Samstag spielen wird, und wie es um den Konkurrenzkampf mit Niclas Füllkrug steht, erklärt er im exklusiven SPORT1-Interview.
Kai Havertz schwärmt nach dem Auftaktspiel der UEFA EURO 2024 von der Leistung des DFB-Teams und der Stimmung im Stadion.
Kai Havertz ist in der deutschen Nationalmannschaft Stürmer Nummer eins. Warum er davon ausgeht, dass er auch am Samstag spielen wird, und wie es um den Konkurrenzkampf mit Niclas Füllkrug steht, erklärt er im exklusiven SPORT1-Interview.

Vollkommen tiefenentspannt sitzt Kai Havertz mit Badeschlappen in einer Gartenlounge im Mannschaftsquartier der deutschen Nationalmannschaft. Man merkt dem DFB-Stürmer an: Der freie Tag hat ihm gutgetan.

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Und trotzdem scheint es der 25-Jährige kaum erwarten zu können, bis es am Samstag im Achtelfinale gegen Dänemark wieder ernst wird. Bislang stand er in jedem der drei EM-Vorrundenspiele in der Startelf - also auch in der K.o.-Runde?

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der Arsenal-Star über die beste Entscheidung seines Lebens, den Konkurrenzkampf mit Niclas Füllkrug - und ob er sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen kann.

Havertz: „Seele baumeln lassen“

SPORT1: Herr Havertz, Sie und der Rest der Mannschaft hatten gestern einen freien Nachmittag. Wie haben Sie die Zeit verbracht?

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Kai Havertz: Ganz entspannt. Meine Verlobte war hier. Das Wetter war super. Wir lagen am Pool, haben gegessen und gechillt. Wir haben einfach mal die Seele baumeln lassen, wir sind ja jetzt schon mehr als vier Wochen als Mannschaft zusammen.

SPORT1: Hält sich der Lagerkoller denn noch in Grenzen?

Havertz: Wir können uns schon glücklich schätzen, dass wir hier sind. In einem Hotel kann es nach einem Monat schon mal anders aussehen. Wir können hier viel unternehmen, mal rausgehen oder in den Pool springen. Außerdem haben wir viele Spiele zur Auswahl – der Koller hält sich also in Grenzen.

SPORT1: Sie sind Fan guter deutscher Backwaren - vor allem seit sie in London spielen und leben. Sind Sie in der Hinsicht gut versorgt?

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Havertz: Ja, zum Glück. Endlich mal einen Monat lang gutes Frühstück. Da kann ich mich schon glücklich schätzen (lacht).

SPORT1: Wie ist allgemein die Stimmung nach dem Last-Minute-Treffer gegen die Schweiz und den Gruppensieg? Hat das einen Push gegeben?

Havertz: Ja, die Stimmung ist sehr gut. Ich glaube, wir haben in der Gruppenphase durchaus überzeugt und viele Tore geschossen. Das gibt uns Selbstvertrauen für die K.o.-Spiele – auch wenn wir natürlich wissen, dass das Turnier eigentlich jetzt erst richtig startet. Die Leistungen waren sehr gut – auch neben dem Platz verstehen wir uns alle gut.

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Havertz: „Das ist etwas Besonderes“

SPORT1: War dieses Remis in der Nachspielzeit - mit Blick auf den Rest des Turniers - vielleicht sogar wertvoller als ein lockeres 3:0?

Havertz: Auf jeden Fall! Solche Momente sind immer wichtig. Wenn man in der letzten Minute den Gruppensieg klarmacht, ist das was Besonderes. Es war ein überragendes Gefühl, mit den Fans in der Kurve zu feiern. Das kann im Turnierverlauf extrem helfen. Man hat einfach gesehen, dass wir in der Lage sind, solche Spiele in der Schlussphase herumzureißen.

SPORT1: Im Achtelfinale geht es gegen Dänemark. Wie sehen Sie sie?

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Havertz: Dänemark hat eine sehr gute Mannschaft mit vielen guten Einzelspielern. Einige kenne ich ja. Mit Andreas Christensen habe ich beispielweise zusammengespielt. Sie funktionieren aber auch als Mannschaft. Das wird ein hartes Spiel, aber ich bin von unserer Qualität überzeugt. Ich glaube, wir können das schaffen.

SPORT1: Die Engländer wären auch als Gegner möglich gewesen. Auch nicht schlecht, oder?

Havertz: Ja, das wäre schon was Besonderes für mich gewesen. Wir hätten uns gerne für das Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 revanchiert.

SPORT1: Frankreich ist nur Zweiter in seiner Gruppe geworden. Sie stehen jetzt im Turnierbaum auf der Seite der DFB-Elf. Im Halbfinale könnte es zum direkten Duell kommen …

Havertz: Ja, das ist überraschend. Aber wir müssen ja sowieso jeden schlagen, wenn wir Europameister werden wollen.

SPORT1: Sie sind Stürmer Nummer eins. Der Bundestrainer hat Ihnen im März, in den Vorbereitungsspielen und in allen EM-Partien das Vertrauen geschenkt. Gehen Sie davon aus, auch gegen Dänemark in der Startelf zu stehen?

Havertz: Ja, aber davon ausgehen, das kann niemand. Ich bin ein Spieler, der Vertrauen braucht. Es gilt: Im Training hart zu arbeiten und in den Spielen alles zu geben. Das kann ich von mir behaupten. Jeder will auf dem Platz stehen. Am Ende entscheidet der Bundestrainer.

EM-Duell mit Füllkrug? „Wir sind unterschiedliche Spielertypen“

SPORT1: Wie fühlt sich denn dieser Konkurrenzkampf mit Niclas Füllkrug an?

Havertz: Man braucht immer Konkurrenzkampf, aber wir alle sind hier, um gemeinsam Europameister zu werden. Jeder kennt seine Rolle und weiß, welche Stärken er einbringen kann. Fülle weiß das – und ich auch. Wir sind unterschiedliche Spielertypen und interpretieren den Fußball und die Rolle anders. Man braucht einfach diese unterschiedlichen Qualitäten. Ich glaube, alle haben gesehen, wie sehr ich mich über Fülles Tor gefreut habe, nachdem er reingekommen ist.

SPORT1: Sie sprachen an, dass Sie beide unterschiedliche Spielertypen sind. Bei Ihnen wird gerne angemerkt, dass Sie kein „gelernter Neuner“ seien. Oft heißt es sogar, Sie seien kein „Vollblutstürmer“. Nervt Sie dieses Image? Torgefährlich sind Sie ja.

Havertz: Fußball hat sich unglaublich weiterentwickelt, vor allem in den letzten Jahren. Wer im europäischen Fußball ist denn wirklich so ein klassischer Mittelstürmer? Erling Haaland vielleicht. Nicht einmal Harry Kane ist für mich einer. Er hat zwar einen tollen Abschluss, steht aber nicht einfach nur vorne in der Box und wartet auf den Ball. Deswegen verstehe ich die Diskussion nicht. Ich habe die letzten sechs Monate auf dieser Position sehr erfolgreich gespielt. Ich fühle mich vorne drin wohl und sehe mich auch langfristig auf dieser Position.

SPORT1: Wie gesagt - viele Beobachter sehen das anders.

Havertz: Ich habe im Fußball gelernt, dass es in diesem Geschäft immer Kritiker und viele Stimmen gibt. Das ist mir bewusst, damit muss ich leben. Ich spiele Fußball für mich persönlich, meinen Verein und Deutschland - und dies macht mir sehr viel Freude.

SPORT1: Ist Ihre Vielseitigkeit in der Hinsicht vielleicht ein Problem?

Havertz: Ich sehe das nicht so. Als Topspieler hat man immer mehrere Positionen, die man spielen kann. Man muss sie sogar haben. Ich sehe das für mich persönlich als Segen. Mir macht es Spaß, unterschiedliche Räume zu belaufen. Thomas Müller spielt auch seit 20 Jahren überall. Das ist mittlerweile im Topfußball so – auch wenn es natürlich Spieler gibt, die auf eine Position spezialisiert sind. Das gilt aber eher für die Defensivleute.

SPORT1: Sie sind früh nach England gewechselt. Sie waren damals mit 21 Jahren relativ jung. Haben Sie die Entscheidung jemals bereut?

Havertz: Nein, es war das Beste, was ich tun konnte. Ich bin als Fußballer und Mensch gewachsen. Ich würde es noch mal so machen. Mit Chelsea habe ich gleich im ersten Jahr die Champions League gewonnen. Ich würde diese Entwicklung, die ich in England gemacht habe, niemals eintauschen wollen.

SPORT1: Haben Sie keine Angst, aus dem Blickfeld der deutschen Öffentlichkeit zu geraten?

Havertz: Dass die Bundesligaspieler beim deutschen Publikum mehr auf dem Radar sind, kann wahrscheinlich jeder Spieler, der im Ausland spielt, bestätigen. Aber darum geht es mir in meiner Karriere nicht. Deswegen war klar, dass ich auch mal im Ausland spielen will. Ich hatte vier gute Jahre in der Bundesliga, wollte aber etwas Neues erleben. Ich fühle mich in London extrem wohl. Ich liebe die Stadt und den Arsenal FC. Jetzt gilt es, mit Deutschland und für die deutschen Fans den Titel zu holen.

Havertz über Arsenal-Wechsel: „War keine einfache Zeit“

SPORT1: Wie lief der Schritt von Chelsea nach Arsenal? Wie war das Feedback der Fans?

Havertz: Es war nicht nur gut (lacht). Das war schon hart. Es war keine einfache Zeit. Aber mir ist es ganz gut gelungen, die Fans zu überzeugen. Es gab ja schon einige Spieler vor mir, die für beide Klubs gespielt haben. Im heutigen Fußball ist das normal. Chelsea und Arsenal sind zudem Rivalen, aber keine Feinde.

SPORT1: Wie werden deutsche Spieler in England bewertet?

Havertz: Über mich persönlich gab es, glaube ich, zu Beginn den ein oder anderen kritischen Artikel. Das ist aber nicht schlimm und bei so einem Wechsel schon okay. Damit muss man leben. Man muss die Herzen erobern. Das ist mir mit der Zeit gelungen. Darüber bin ich sehr froh.

SPORT1: Können Sie sich denn eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen? Sie haben ja weiterhin eine große Verbundenheit zu Ihrer Heimatstadt Aachen.

Havertz: Wenn Alemannia Aachen wieder in der Bundesliga spielt, sehe ich mich da auf jeden Fall (lacht). Ich muss aber sagen, dass ich mich bei Arsenal sehr wohlfühle.

SPORT1: Sie könnten ja mit 38 Jahren Ihre Karriere in Aachen beenden ...

Havertz: Ja, das wäre geil. Vielleicht als Spielertrainer (lacht).

SPORT1: Lothar Matthäus hat mal gesagt, Sie könnten Weltfußballer werden? Ist das ein Ziel?

Havertz: Das hat er ja vor sechs Jahren oder so gesagt. Wenn man einen Profi fragt, ob er Weltfußballer werden will, wird keiner sagen, dass er das nicht will. Aber dafür braucht man ein perfektes Jahr. Ich habe mit Arsenal den perfekten Verein, um mich persönlich und als Fußballer weiterzuentwickeln. In manchen Spielen hat mir ein bisschen die Konstanz gefehlt. Wenn ich das ändere und eine gute Saison spiele, dann kann alles gehen.

DFB: Havertz lacht über Wirtz-Meme

SPORT1: Sie sind mit 25 Jahren im besten Fußballeralter. In der DFB-Elf gibt es einige Spieler, deren Nationalmannschaftskarriere bald endet oder enden dürfte. Sehen Sie sich als kommender Führungsspieler?

Havertz: Ich stehe jetzt vor meinem 50. Länderspiel. Ich glaube schon, dass man mit 25 Jahren in das Alter kommt, in dem man mehr Verantwortung übernehmen muss – gerade wenn dann einige ältere Spieler aufhören sollten. Das ist vielleicht auch noch keine Stärke von mir. Ich bin nun mal nicht der Lauteste und schwinge keine großen Reden. Aber ich will auf jeden Fall mehr Verantwortung übernehmen. Auch weil viele junge Spieler nachrücken werden, sehe ich das schon als Auftrag, mich auch in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln.

SPORT1: Sie haben mit Jonathan Tah und Florian Wirtz in Leverkusen zusammengespielt. Ist Bayer 04 der Verein, den Sie weiterhin beobachten?

Havertz: Ja, auf jeden Fall. Ich habe dort zehn Jahre gespielt und dort noch viele Freunde. Das war Wahnsinn, was sie in dieser Saison geleistet haben. Ich habe in der Rückrunde jedes Spiel gesehen, wenn ich konnte. Ich habe bei jedem Tor gejubelt und mich extrem gefreut. Es war einfach geil für mich, das zu sehen.

SPORT1: Apropos Florian Wirtz: Er hat mit dem Thema Kartoffeln für einen wahren Hype gesorgt. Die Fans tragen Shirts mit Anspielungen auf sein Kartoffel-Ranking bei TikTok und halten Pappschilder hoch. Wie haben Sie das erlebt?

Havertz: Ich selbst habe keine sozialen Medien auf meinem Handy – weder TikTok noch Instagram. Aber meine Verlobte hat es mir gezeigt. Es ist natürlich witzig. Ich mag sowas.

SPORT1: Verzichten Sie ganz bewusst auf Social Media?

Havertz: Ja, es tat und tut mir einfach nicht so gut.

SPORT1: Wegen der Reaktionen auf Ihre Leistungen?

Havertz: Ja, aber nicht nur wegen der negativen – auch wegen der positiven. Wenn ich ein Tor schieße, aber schlecht gespielt habe, heißt es da plötzlich, ich sei der beste Spieler der Welt. Obwohl ich ja eigentlich schlecht gespielt habe. Nach schlechten Spielen ergibt es auch keinen Sinn, das zu lesen. Man wird oftmals einfach falsch bewertet.

SPORT1: Auf wen hören Sie denn, wenn es darum geht, Ihr Spiel zu bewerten?

Havertz: Den Trainer, mich selbst und meine Familie. Ich habe schon viele Spiele hinter mir und kann gut einschätzen, ob ich gut oder schlecht gespielt habe. Ich kann das selbst vermutlich am besten.

SPORT1: Noch mal zum Thema Kartoffeln: Welches Gericht würden Sie denn auf die eins setzen?

Havertz: Pommes!

SPORT1: Das dürfen Sie doch derzeit vermutlich nicht allzu oft essen?

Havertz: Richtig, höchstens mal nach den Spielen. Ansonsten ist „healthy food“ angesagt.