Völlig fassungslos und niedergeschlagen trottete Nick Woltemade in Richtung Katakomben. Der Stuttgarter Offensivmann war nach seiner Gelb-Roten Karte bei der 1:2-Pleite gegen Werder Bremen sichtlich bedient.
Woltemade fliegt - Entsetzen beim VfB
Der bereits mit Gelb vorbelastete Woltemade hatte Bremens Mitchell Weiser in der 65. Minute mit der Fußspitze am Knöchel getroffen. Schiedsrichter Daniel Schlager zögerte nicht lange, zückte zum zweiten Mal Gelb und stellte Woltemade folglich mit Gelb-Rot vom Platz.

„Ich weiß nicht, was er sich dachte“
VfB-Kapitän Atakan Karazor hielt die die Gelb-Rote Karte nicht für gerechtfertigt. „Die Werderaner haben das schlau gemacht heute. Die haben gemerkt, dass durch solche Sachen heute was drin ist (beim Schiedsrichter, Anm. d. Red.). Und dann sieht Nick halt für zwei Fouls zwei Gelbe Karten“, erklärte Karazor bei DAZN.
„Ich weiß nicht, ob man da Gelb-Rot geben musste. Ich weiß nicht, was er sich dachte“, sagte Angelo Stiller in Richtung des Schiedsrichters.
Stuttgart legt wohl Einspruch ein
Der Verein wird gegen die Gelb-Rote Karte wohl Einspruch einlegen. Dies kündigte der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle nach der Begegnung an.
Wehrle berichtete, Schiedsrichter Schlager habe ihm gegenüber erklärt, dass es sich bei dem Platzverweis um eine Fehlentscheidung gehandelt habe. Die Stuttgarter gehen deshalb davon aus, dass Woltemade nicht gesperrt wird.
Auch die Bremer mussten eingestehen, dass der Platzverweis etwas überzogen war. „Vielleicht war die Gelb-Rote Karte ein bisschen zu hart. Aber das hat uns ein Stück weit in die Karten gespielt und wir waren ein Mann mehr“, stellte Leonardo Bittencourt fest.
Der mit Woltemade eng befreundete Marco Friedl sprach von einer ziemlich harten Entscheidung: „Natürlich tut es mir leid im Nachhinein. Aber, ich will unsere Leistung auch nicht kleinreden.“
Bundesliga: Hoeneß wütet nach Platzverweis
Wutentbrannt tobte Trainer Sebastian Hoeneß an der Seitenlinie, die ganze VfB-Bank war völlig entsetzt von der Entscheidung Schlagers. Co-Trainer David Krecidlo wurde im Rahmen der Szene wegen Meckerns noch verwarnt.
„Nick wurde heute schon sehr ordentlich bearbeitet und geht mit zwei Gelben Karten vom Platz. Und Friedl, dem ich überhaupt nicht Böses möchte, hat wirklich sehr viel an ihm gezerrt - aus meiner Sicht auch mehrmals foulwürdig - und er geht halt ohne Gelbe Karte. Da stimmt für mich die Verhältnismäßigkeit nicht, neben der Tatsache, dass es einfach keine Gelb-Rote Karte ist“, haderte Hoeneß im Nachgang. „Damit greift er in das Spiel ein und das Spiel dreht sich. Das ist für uns bitter, dass da einfach eine große Fehlentscheidung vorlag.“
DAZN-Kommentator Tom Kirsten konnte die Stuttgarter Fassungslosigkeit gut nachvollziehen: „Natürlich ist das schmerzhaft für Weiser. Aber er trifft ihn ohne Absicht, er will nur dem Ball hinterherstochern. In der Summe der beiden Gelben Karten, gerade auch die erste nach Wiederanpfiff, ist das viel zu hart“, sagte er.
TV-Experten nehmen Woltemade in Schutz
Expertin Turid Knaak pflichtete ihrem Kollegen bei: „Das ist viel zu hart - für mich auch. Er trifft ihn zwar am Knöchel, aber das ist weder gefährlich noch böse, noch unterbindet er den Tempogegenstoß.“
Woltemade, der sich in den Zweikämpfen so richtig aufgerieben habe, sei „natürlich auch genervt, wenn er immer jemanden im Rücken hat“, fuhr Knaak fort.
Kirsten kam auch auf die erste Gelbe Karte zu sprechen, nachdem Woltemade im Luftduell mit Niklas Stark den Ellenbogen einsetzte und verwarnt wurde. „Grundsätzlich kann ich das nachvollziehen, wenn man für eine der beiden Situationen eine Gelbe Karte zeigt. Da fehlt mir aber insgesamt das Fingerspitzengefühl.“
Zu allem Überfluss traf Doppelpacker Oliver Burke in der 90. Minute gegen die in Unterzahl spielenden Schwaben noch zum 2:1. Hoeneß flippte erneut an der Seitenlinie aus und trat gegen die Bank.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)