Beim 2:1-Arbeitssieg des BVB gegen den FC St. Pauli am vergangenen Freitag hatte BVB-Berater Matthias Sammer auf der Tribüne mitgelitten. Im Vorfeld des Champions-League-Krachers bei Real Madrid, bei dem der BVB nach 2:0-Führung noch verlor (2:5), setzte Sammer die viral gegangenen Bilder seines Wutausbruchs in das Gesamtbild, das Borussia Dortmund derzeit abgibt.
Das macht Sammer „neidisch“ auf Real
„Borussia Dortmund muss sich weiter stabilisieren und sich weiter finden. Und muss ein Stück weit innerhalb dieser Gruppe sich sichtbar machen, wenn es scheinbar schwierig ist. Ob von Spiel zu Spiel oder in gewissen Situationen. Dann muss man eine Mannschaft erkennen, um das Blatt wieder zur eigenen Gunst zu nutzen. Und auf dem Weg sind sie gerade. Mit verschiedenen Schwankungen wie man am Freitagabend bei der Mannschaft - und auch bei mir gesehen hat“, erklärte Sammer bei Amazon Prime.
Der Europameister von 1996 hatte am Freitag die Partie gegen St. Pauli auf der Tribüne neben Geschäftsführer Lars Ricken verfolgt. Die TV-Kameras fingen ihn dabei immer wieder ein, wie er wild gestikulierend seine Unzufriedenheit über das Dortmunder Spiel zum Ausdruck brachte.
„Sollten lernen, nicht messbare Faktoren zu messen“
Nach Abpfiff im Bernabéu begründete der 57-Jährige die BVB-Pleite dann so: „Erst einmal hat Real besser gespielt, schneller, gradliniger. Die haben das offensive Mittelfeld total beherrscht, dementsprechend konnten sie Torchancen kreieren und deswegen ist das die beste Mannschaft der Welt.“
Allerdings gebe es im Fußball noch zahlreiche weitere Faktoren, darunter auch welche, die nicht messbar sein. „Und trotzdem versuche ich, mich immer damit auseinander zu setzen: Was ist die Konstellation des Maßstabes im deutschen Fußball?“, fuhr Sammer fort. Schließlich könne man auch mal 2:5 verlieren - er selbst habe in seiner aktiven Karriere ähnliches erlebt.
„Ich habe damals mit Dynamo Dresden gegen Bayer Uerdingen zur Halbzeit 3:1 geführt und noch 3:7 verloren, das haben wir alle erlebt. Wir sollten im deutschen Fußball grundsätzlich lernen, viel mehr die nicht messbaren Faktoren zu messen“, erklärte Sammer. „Das ist, was mich ein bisschen ärgert, ansonsten ist alles in Ordnung.“
„Damit müssen wir uns auseinandersetzen“
„Sollten wir nicht mal über Real Madrid sprechen?“, fügte der Ballon d‘Or-Gewinner von 1996 dann schließlich noch hinzu: „Die sollten eigentlich satt sein, zufrieden, was die alles gewonnen haben. Und trotzdem kommen die nach einem 0:2 zurück, weil die in der Halbzeit gesagt haben: Moment mal, wir haben erst drei Punkte nach drei Spielen, das ist ein Problem.“
„Die haben einen Hunger, und darauf bin ich neidisch, positiv“, so Sammer abschließend über Aspekte, die man sich von den Königlichen abschauen sollte. „Und das muss man auch mit uns in Verbindung bringen. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, weil wir besser werden wollen.“