An ihm scheiden sich die Geister: Die einen behaupten, er wäre einer der besten Mittelfeldspieler Deutschlands. Die anderen sind der Meinung, er wäre völlig überbewertet und seit Jahren nur Mittelmaß. Fakt ist: Julian Brandt steckt in einer Formkrise.
Was tun mit Julian Brandt?
BVB-Trainer Niko Kovac hielt bislang dennoch an dem 28-Jährigen fest und bot ihn in den vergangenen vier Spielen immer von Beginn an auf. Doch wie lange kann Kovac diese Entscheidung noch rechtfertigen?

Darüber diskutieren SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Reporter Oliver Müller in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcasts „Die Dortmund-Woche“.
BVB-Star Brandt als Sinnbild der Krise
„In Lille hatte ich den Eindruck, für ihn könnte es ein erster Schritt aus seiner persönlichen Leistungskrise sein. Der Auftritt in Leipzig hat die Hoffnung dann aber wieder zunichte gemacht“, resümierte Müller.
Für die beiden Podcaster steht fest: Brandt ist eines der Sinnbilder dieser BVB-Saison: Weit hinter den Erwartungen und maximal verunsichert.
In 35 Pflichtspielen in dieser Saison erzielte Brandt bislang vier Tore und bereitete zehn weitere vor. „Brandt ist als zentraler Spieler für die kreativen Momente und Ideen zuständig. Das sind eigentlich auch seine Stärken. Doch zu sehen ist in dieser Spielzeit kaum etwas davon“, meint Sedlbauer.
Dennoch stärkte Kovac seinem Offensivspieler von Beginn an den Rücken und verglich Brandts Bedeutung für das BVB-Spiel mit der von Jamal Musiala für den FC Bayern oder Florian Wirtz für Bayer 04 Leverkusen.
„Damit hat er ihm sicher keinen Gefallen getan“, ist sich Müller sicher. Denn der Erwartungsdruck sei damit noch weiter gestiegen.
BVB-Neuzugang als Brandt-Ablöse? Chukwuemeka bringt sich in Stellung
Auch Giovanni Reyna konnte zuletzt in den beiden Spielen, in denen Brandt verletzt war, nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen - obwohl der BVB sowohl gegen St. Pauli (2:0) und gegen Union Berlin (6:0) gewinnen konnte.
Welchen Einfluss ein Spieler auf dieser Position haben kann, deutete zuletzt BVB-Neuzugang Carney Chukwuemeka an. „Gegen Leipzig hat er in den 20 Minuten nach seiner Einwechslung mehr bewirkt als Brandt in den vergangenen drei Spielen zusammen“, konstatierte Sedlbauer: „Wenn der mal 45 Minuten oder mehr im Tank hat, muss er von Beginn an ran. Dann muss Brandt auf die Bank.“
Auch Müller sieht in dem „hochveranlagten“ Neuzugang ein „belebendes Element“ für die Dortmunder Offensive, äußert aber auch Bedenken: „Es ist für einen Offensivspieler immer leicht, wenn du reinkommst und deine Mannschaft alles nach vorne wirft. Seine fünf Kurzeinsätze sind mir für eine finale Beurteilung zu wenig.“
Der 21 Jahre alte Chukwuemeka stand seit seinem Wechsel zum BVB in fünf Einsätzen erst 62 Minuten auf dem Feld. Die erhoffte Soforthilfe ist er aber - auch aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit, mit der er sich schon so oft in seiner jungen Karriere herumschlagen musste - bislang noch nicht, trotz aller guten Ansätze.
„Ihm fehlen, auch schon aus seiner Zeit in England, Spielpraxis und Automatismen“, gibt Müller zu bedenken: „Deshalb seht ich ihn in der Rolle als Dreh- und Angelpunkt auf der Zehn kritisch.“
Brandt über den Bankplatz zurück zu alter Stärke?
Sedlbauer sieht in dem Konkurrenten auch eine Chance für Brandt: „Vielleicht tut es ihm ja auch mal gut, nicht so sehr im Fokus zu stehen und, wie Chukwuemeka aktuell, erst später im Spiel von der Bank zu kommen. Egal wie: Brandt braucht für mich eine Pause, um aus diesem Loch rauszukommen.“
Zwei Wochen Pause hat der Offensivspieler nun, um sich auf das nächste Pflichtspiel gegen Mainz vorzubereiten. Denn entgegen seinem Anspruch, aber aus nachvollziehbaren Gründen, ist er nicht für die deutsche Nationalmannschaft nominiert.
Für die einen gehört er da sowieso nicht hin, für die anderen wäre ein Brandt in Topform für jede Mannschaft eine Bereicherung. Es bleibt dabei: An ihm scheiden sich die Geister.