Mainz, Dortmund, PSG, Chelsea, Bayern - und dann? Ab dem Sommer ist Thomas Tuchel wieder zu haben. Seit kurzem steht fest, dass sich die Wege des Trainers und seines aktuellen Arbeitgebers in München am Ende der Saison trennen werden.
Bayern-Aus: Erste Gerüchte um Tuchel
Schon ist sicher: Es wird die bisher mit Abstand kürzeste Amtszeit in Tuchels Karriere als Chefcoach gewesen ein. Maximal 62 Pflichtspiele springen am Ende raus. Ein echtes Empfehlungsschreiben für einen neuen Job waren die wenigsten der bisherigen Bayern-Partien unter dem 50-Jährigen.
Und doch muss sich Tuchel keine Sorgen um seine berufliche Zukunft machen. Sein Image mag - wie das seines Vorgängers Julian Nagelsmann - durch die Zeit in München ein paar Kratzer abbekommen haben, dennoch gilt er weiterhin als exzellenter Trainer.
Zukunft nach Bayern? Tuchel hat schon eine Idee
Der 50-Jährige selbst will sich noch nicht mit seiner Zukunft beschäftigen. „Ich werde jetzt keinen Einfluss drauf nehmen, was im Sommer passiert. Das hat für mich noch nie funktioniert, während eines Jobs über andere Dinge nachzudenken oder zu planen“, sagte er auf der ersten Pressekonferenz nach der Bayern-Ankündigung.
Er habe zwar eine Idee, „aber die Idee muss in der Schublade bleiben. Sonst funktioniere ich nicht. Ich habe einen hohen professionellen Anspruch an mich selbst. Bis zum Ende ist es 100 Prozent Bayern München.“
Was aber nichts daran ändern dürfte, dass Tuchel schon jetzt vor allem international heiß begehrt sein dürfte.
So zum Beispiel beim FC Barcelona. Der spanische Topklub wird sich bekanntlich ebenfalls im Sommer von seinem Coach Xavi trennen. Und Tuchel wird schon seit Wochen mit den Katalanen in Verbindung gebracht.
Tuchel und Barca? Das spricht dafür
Sky berichtet nun, dass Tuchel absolut offen für den Sprung zum spanischen FCB sei - und auch bereits zu den Kandidaten gehöre. Glaubt man der Barca-nahen Zeitung Mundo Deportivo, ließ sich Tuchel in der jüngeren Vergangenheit sogar von seinen Beratern in Barcelona anbieten.
Dazu kommt, dass Tuchel bei Barca neben Präsident Joan Laporta - dem ein Faible für deutsche Trainer nachgesagt wird - schon einen wichtigen Fürsprecher in der Mannschaft hätte. „Für mich ist Thomas Tuchel einer der besten Trainer weltweit“, hatte Ilkay Gündogan vor der laufenden Saison geschwärmt. Der Barca-Star prophezeite den Bayern unter dem Taktik-Fachmann die Rückkehr zu alter Dominanz.
DFB-Kapitän Gündogan und Tuchel kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in Dortmund: „Dass der FC Bayern nun solche Schwierigkeiten hat, überrascht mich sehr“, sagte er jüngst. Ein gemeinsamer Neustart für Tuchel und Barcelona nach einer bisher für beide Seiten weitgehend enttäuschenden Saison? Klingt nach einer guten Option.
Englische Wertschätzung und ein Schleudersitz
Dass Tuchel vor einigen Wochen zudem öffentlich verkündet hatte, dass ihn das Ausland „auf jeden Fall noch einmal reizen“ würde und Spanien eine „außergewöhnliche Liga“ habe, passt ebenfalls ins Bild. Genauso wie die gut dokumentierte Taktik-Begeisterung, die er mit Ex-Barcelona-Trainer Pep Guardiola teilt.
Gegen Barca spricht die finanzielle Situation der Katalanen. Große Transfers, wie sie Tuchel bei Bayern mit Harry Kane bekam und mit Declan Rice anstrebte, sind aktuell nicht zu erwarten.
Abseits von LaLiga dürfte für den Noch-Bayern-Trainer vor allem eine Rückkehr in die englische Premier League infrage kommen. Auch hier gibt es nach dem frisch angekündigten Abschied bereits erste Gerüchte. Unter anderem der Radiosender Talksport nennt Tuchel als potentiellen Kandidaten bei West Ham United.
Die Hammers sind zwar Conference-League-Sieger, dieses Jahr in der Liga als Tabellenneunter aber aktuell nicht auf Europacup-Kurs. Ähnliches gilt für Newcastle (Achter), das unter Eddie Howe hinter den Erwartungen zurückbleibt. Schon allein deshalb wären sie wohl nicht die erste Option für Tuchel. Auch wenn dieser zuletzt verkündet hatte, dass er als Trainer in England „mehr Wertschätzung“ empfunden habe.
Deutlich mehr Reiz könnte der Rekordmeister Manchester United ausüben. Mit den Red Devils wird Tuchel schon seit Jahren immer mal wieder lose in Verbindung gebracht. Zudem ist der Trainerstuhl beim einstigen Giganten ein Schleudersitz (acht Trainer in elf Jahren) und könnte im Sommer mal wieder frei sein.
Tuchel als Klopp-Erbe?
Aktuell kämpft der Niederländer Erik ten Hag dort um Kontinuität. Sein Vertrag läuft bis 2025 - so wie bis vor kurzem auch der von Tuchel. Klar ist, dass von Englands Topklubs sonst nur noch Spitzenreiter FC Liverpool im Sommer einen Trainer braucht. Tuchel als Nachfolger von Jürgen Klopp? Zumindest nicht unvorstellbar, auch wenn dieser Schritt auf den ersten Blick ein recht krasses Kontrastprogramm versprechen würde.
Tuchels Reputation als Champions-League-Sieger macht ihn aber fast schon automatisch zum Pflichtkandidaten für alle großen Klubs. Vielleicht auch in Italien, wo Juventus Turin im Sommer laut Eurosport einen Trainerwechsel zumindest in Betracht zieht. Massimiliano Allegri hat die Alte Dame nach einer üblen Saison samt Punktabzug auf Platz zwei geführt, sein Verbleib ist aber zumindest nicht garantiert.
Und so könnte Tuchel auch in der Serie A in den Fokus rücken, vor seinem Antritt beim FC Bayern gab es wohl auch Kontakte zum aktuellen Spitzenreiter Inter Mailand.
Für den Moment bleibt die Frage: Mainz, Dortmund, PSG, Chelsea, Bayern - und dann?