Mino Raiola ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Spielerberater-Szene - und lebt im schillernden Monaco.
„Meine Spieler sind alle krank im Kopf“
Im Fürstentum, in dem der Quadratmeter im Kaufpreis bei 100.000 Euro liegt, hat der Italo-Niederländer sein Büro. In diesem empfing er nun SPORT1 und sprach ehrlich wie nie über sein Leben, seine Karriere und seine Spieler.
Im ersten Teil des Interviews verriet Raiola bereits, warum Plakate von James Bond in seinem Büro hängen, warum er der „Pizzabäcker“ genannt wird und wie seine Karriere ihren Anfang nahm. Im zweiten Teil gibt er einen Einblick über die Situation einiger seiner Klienten wie Erling Haaland, spricht über seine Werte, seine Kinder und darüber, warum er der FIFA den Krieg erklärt. Das knapp zweistündige Interview hält Raiola auf Deutsch. Er spricht zudem Italienisch, Holländisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch.
SPORT1: Herr Raiola, der Vertrag von Weltmeister Paul Pogba, den Sie vertreten, mit Manchester United läuft im Sommer aus. Ist ein Wechsel in die Bundesliga möglich?
Mino Raiola: Das ist nicht möglich, weil die Mentalität der Deutschen eine andere ist. Sie können und wollen diese hohen Gehälter nicht zahlen. Der einzige deutsche Verein, der das könnte, ist Bayern München. Aber selbst die kommen nicht an das Gehalt von Paul ran. Die Deutschen stehen in der internationalen Gehaltspyramide eher unten.
SPORT1: Ist das nicht schade für die Bundesliga?
Raiola: Das finde ich nicht. Der deutsche Fußball ist dadurch sehr gesund. Ihr macht das gut. Die 50+1-Regel ist den Deutschen heilig. Sie gehen kein Risiko ein und das finde ich gut. (Alle News zur Bundesliga)
BVB: Raiola spricht über Haaland-Wechsel
SPORT1: Glauben Sie, dass diese Regel irgendwann kippt?
Raiola: Bis jetzt sind die Deutschen damit doch ganz gut gefahren. Auch in der Bundesliga sind Vereine wie Leipzig, Hoffenheim oder Wolfsburg – haben die das System kaputt gemacht? Nein. Die Bundesliga zeigt, dass toller Fußball auch mit der 50+1-Regel möglich ist. Wenn du die Leidenschaft der Menschen in Dortmund siehst, das ist toll. Jeder Spieler liebt diese gelbe Wand, auch Erling. Er ist gekommen, weil er vor dieser Tribüne spielen wollte. Es wäre für Dortmund im Übrigen viel einfacher und vielleicht sogar besser gewesen, Erling im Sommer zu verkaufen. Sie haben aber aus fußballerischen Gründen Nein gesagt. Das verdient meinen größten Respekt.
SPORT1: Aufgrund einer Ausstiegsklausel, die im Bereich von 75 bis 90 Millionen Euro liegt, würden die Dortmunder in diesem Sommer aber weniger verdienen.
Raiola: Ein Transfer im letzten Sommer wäre für sie wirtschaftlich definitiv besser gewesen. Sie haben aber nach dem Wohl des Vereins geschaut, nach den Fans, dem Team und dem Erfolg. Ich habe sehr viel Respekt für diese Entscheidung. Die Dortmunder haben Eier! (Alle aktuellen Transfer-Gerüchte im SPORT1-Transferticker)
SPORT1: Um in Ihren Worten zu bleiben: Haaland fährt gerade mit Dortmund einen S63 AMG, könnte aber bald auch einen Rolls Royce oder einen Bentley fahren.
Raiola: Das sind alles super Autos. Er kann natürlich auch einen Ferrari oder Lamborghini fahren, klar. Er kann und wird den nächsten Schritt machen. Bayern, Real, Barcelona, City – das sind die großen Vereine, zu denen er gehen kann. City hat in den letzten Jahren fünf Mal die Meisterschaft gewonnen, deutlich öfter als United. Wir wussten alle damals beim Wechsel nach Dortmund, dass dieser Schritt kommen wird.
SPORT1: Wann wird dieser Schritt sein?
Raiola: Vielleicht diesen Sommer, vielleicht im Sommer danach. Es ist aber eine große Chance, dass Erling diesen Sommer schon geht. Wir werden sehen.
Raiola: „Das wird ein komischer Sommer“
SPORT1: Welche Argumente sprechen für einen Wechsel?
Raiola: Er ist jemand, der sich entwickeln will, der neue Herausforderungen sucht. Und es ist natürlich auch eine Frage der Alternative. Du wechselst nur, wenn du eine bessere Alternative hast. (Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
SPORT1: Ein Spieler wie Haaland kann sich den Verein doch aussuchen.
Raiola: Das weiß ich nicht. Wir müssen schauen. Das wird ein sehr komischer Sommer. Wir spielen anderthalb Monate Fußball, dann stoppt alles und wir gehen nach Katar zur WM. Das ist befremdlich.
SPORT1: Im Winter wollen Sie sich mit dem BVB zusammensetzen und über die Haaland-Zukunft diskutieren. (Gerüchte und News im Transferticker)
Raiola: Richtig. Wir haben das immer so gemacht.
Kommunikation mit dem BVB „sehr offen“
SPORT1: Wird in den nächsten Wochen schon eine Entscheidung getroffen?
Raiola: Ich glaube noch nicht. Wir werden dem BVB sagen, was unsere Idee ist und der BVB wird uns seine Ideen mitteilen. Im Winter wird aber noch keine Entscheidung fallen.
SPORT1: Stimmt es, dass die Klausel zwischen 75 und 90 Millionen Euro liegt?
Raiola: Hören Sie: Was immer in einem Vertrag steht, steht auch in einem Vertrag. Das bleibt zwischen mir und dem Spieler. Es gibt nur zwei Parteien, die etwas nach außen sagen dürfen: Der Verein und der Spieler. Ich rede niemals über Details. Wir und Dortmund wissen genau, was passieren muss. Wir haben das sehr klar strukturiert. Vertrag hin oder her: Mit Watzke, Zorc und jetzt Kehl haben wir immer eine sehr offene Kommunikation. Wir gehen ehrlich miteinander um. Das ist viel wichtiger als alles, was auf Papier steht. Papier ist nur dafür da, wenn etwas schiefläuft, dann brauchst du das. Aber sonst nicht.
„Ich mache nichts, was ich nicht machen darf“
SPORT1: Sie haben zusammen mit dem deutschen Berater Roger Wittmann (Rogon), mit dem Portugiesen Jorge Mendes (Gestifute) und dem Engländer Jonathan Barnett (Stellar) The Football Forum (TFF) gegründet. Was hat es damit auf sich?
Raiola: Wir haben vor drei Jahren diese Idee entwickelt. Jeder kennt meine Meinung über die FIFA. Wir brauchen diesen Laden in Europa nicht. 97 Prozent des Einkommens im Fußball kommt aus Europa. Ich weiß nicht, wieso wir unsere Autorität an einen korrupten Laden wie die FIFA abgeben. Deshalb haben wir TFF gegründet. Wir wollen ein neues Fußball-System erschaffen. In diesem System agieren Vereine, Spieler und Agenten zusammen unter der Flagge der UEFA. Wir wollen nicht, dass die FIFA wie ein Diktator von oben herab sagt, was sie denken und was angeblich gut für den Fußball ist. Sie benutzen uns Berater auf demagogische Art und Weise, um ihre eigenen Probleme zu kaschieren. Die zeigen mit dem Finger auf uns: Die Berater sind die Bad Guys. Sie wollen von ihren Problemen ablenken. Die haben doch alle null Ahnung. Alle zwei Jahre eine WM, was ist das für ein Quatsch?
SPORT1: Die FIFA will die Provision der Spielerberater auf etwa drei Prozent deckeln und zudem Zugriff auf alle Geldflüsse und Konten haben.
Raiola: In der FIFA geht es um Macht und darum, Geldflüsse zu regulieren, damit sie sich selbst etwas abzwacken können. Mendes, Barnett, Wittmann und ich haben uns als größte Berater auf dem Markt zusammengeschlossen. Wir haben eine Verantwortung für unsere Spieler und auch für die kleinen Agenten. Es geht nicht um mich. Schauen Sie sich hier um, ich habe genug Geld für mich und meine Familie verdient. Ich brauche das Geld nicht. Es geht mir um Gerechtigkeit. Wieso müssen wir die FIFA um Erlaubnis fragen, wenn ein Spieler von Bayern München zu Real Madrid geht? Wieso geht das nicht über ein europäisches System? Wieso hat die FIFA diese Autorität. Die FIFA ist ein altes, koloniales System. Vor 200 Jahren war das vielleicht zeitgemäß, aber jetzt? Wir müssen den Fußball ehrlicher machen, für die Fans und die Spieler. Und wissen sie was: Dieser dumme Gedanke, man braucht keine Agenten, der ist Quatsch. Ohne uns läuft kein Transfer. Die Vereine brauchen uns. Was glauben Sie, wie viele Vereine zu mir kommen und fragen: „Mino, kannst du uns helfen und diesen Spieler zu uns holen?“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
SPORT1: Aber ein bisschen mehr Transparenz würde dem undurchsichtigen Beraterwesen guttun, finden Sie nicht?
Raiola: Es geht nicht um Transparenz. Damit habe ich kein Problem. Ich wurde von jeder Institution auf der Welt untersucht. Das ist wohl die Folge meines Status. Ich habe kein Problem damit. Ich mache nichts, was ich nicht machen darf.
Raiola: Wir sind keine Kriminellen
SPORT1: Also ist es für Sie okay, wenn bei einem möglichen Haaland-Transfer von 90 Millionen Euro offengelegt wird, dass sie zum Beispiel 30 Millionen Euro an Provision erhalten?
Raiola: Ich habe kein Problem damit zu sagen, was ich verdiene. Ich habe ein Problem damit, wenn man uns wie Kriminelle behandelt. Das sind wir nicht. Ich habe hier in meiner Agentur niemanden, der kriminell ist. Die sollen bei der FIFA lieber mal vor der eigenen Tür kehren. Sagt die FIFA etwa, dass WM-Eintrittskarten in Südafrika oder anderen armen Ländern nicht mehr als 5 Euro kosten? Nein. Die FIFA zeigt immer nur auf uns Berater. Sie wollen unsere Provisionen deckeln. Die FIFA reguliert die Transferausgaben der Vereine doch auch nicht wirklich. Das Financial Fairplay ist ein Witz. Was kommt als nächstes? Eine Gehaltsobergrenze für Spieler? Das ist doch die Verantwortlichkeit der Vereine. Sie zahlen doch auch die Provisionen an uns. Für was brauchen wir die FIFA? Die wollen Transparenz? Dann sollen die bei sich anfangen. Wieso bringen sie ihr Hauptgeschäft nicht nach Köln? Wieso liegt es in der Schweiz? Wie werden Weltmeisterschaften vergeben? Ich frage mich wirklich, warum der DFB oder andere Verbände noch bei der FIFA sind? Die könnten doch sagen: „Ihr seid korrupt, zu euch gehe ich nicht.“ Infantino sollte die FIFA nach Nordkorea bringen, das würde gut passen. Ich persönlich, Mino Raiola, halte die FIFA für nichts! Wir brauchen ein neues Fußball-System – und diesen Kampf werde ich gewinnen. Ich habe vor niemandem Angst, schon gar nicht vor der FIFA!
SPORT1: Jeder kann sich heutzutage Spielerberater nennen und viel Geld verdienen. Wie stehen Sie zur Idee einer Lizenz für Agenten?
Raiola: Es gibt schlechte und gute Berater. Es gibt aber auch schlechte und gute Präsidenten. Eine Lizenz? Okay! Aber dann soll es auch von heute an Kurse für Sportdirektoren und Präsidenten geben. Wissen Sie eigentlich, wie viele scheiß Journalisten mich anrufen und sich als solche ausgeben. Es gibt doch auch kein Diploma für euch? Jeder kann sich Journalist nennen. Auch bei euch gibt es gute und schlechte.
Raiola macht mit den Spielern keine Verträge
SPORT1: Also macht eine Lizenz für Berater in Ihren Augen keinen Sinn?
Raiola: Das kann schon sinnvoll sein. Es gab ja eine Lizenz der FIFA. Die war aber ein Witz. Jeder Idiot konnte die bekommen. Mir ist Qualität wichtig. Ich bin mehr dafür, dass es eine Art Qualitätssiegel gibt, wie den TÜV in Deutschland mit den Autos. Dann aber für alle, die in unserer Industrie arbeiten.
SPORT1: Wie suchen Sie eigentlich Ihre Spieler aus?
Raiola: Ich habe bislang keinen einzigen Spieler ausgesucht. Die Spieler suchen mich. Das war nie anders. Sie wollen, dass wir helfen und fragen um Rat. Dann setzen wir uns hin und schauen, was geht. Manchmal sagen sie ja, manchmal nein. Manchmal sage auch ich ab.
SPORT1: Wie viele Spieler haben Sie unter Vertrag?
Raiola: Weiß ich nicht. Ich mache keine Verträge. Bei mir gibt es nur einen Handschlag. Die Spieler sind alle frei. Das ist mir wichtig. Ich will nicht, dass jemand das Gefühl hat, er muss bei mir bleiben. Die FIFA will zum Beispiel, dass wir zwei Jahresverträge zwischen Spieler und Agenten machen. Ich war der erste, der Nein gesagt hat. Du unterschreibst auch nicht bei deinem Doktor für zwei Jahre, um dir helfen zu lassen.
SPORT1: Wie hat Erling Haaland Sie gefunden?
Raiola: Er war schon immer ein großer Fan von Zlatan. Wir haben einen gemeinsamen Freund, der uns zusammengebracht hat. Wir haben uns getroffen, etwas getrunken, fünf Minuten unterhalten und uns die Hand gegeben. Erling wollte, ich wollte. Ich hatte ihn zuvor nur auf Videos gesehen und sofort gesagt: Der passt zu mir, der ist verrückt.
SPORT1: Vergleichen Sie ihn manchmal mit Ibrahimovic?
Raiola: Ich arbeite nur mit Top-Leuten. Sie eint alle eine Sache: Sie sind alle krank im Kopf! Für uns normale Leute sind die alle krank. Sie selbst finden aber, dass sie normal sind. Die Jungs sind fanatisch, setzen sich die allerhöchsten Ziele. Zlatan hat diese Eigenschaft, Nedved hatte das, Verratti, Pogba – sie sind alle extrem auf Erfolg getrimmt. Haaland ruft mich nach Spielen an und sagt: „Mino, hast du das Tor gesehen?“ Es geht ihm nur um Tore, Tore, Tore. Er will Tore schießen. Ich glaube, wenn er mal eine Freundin hat, denkt er auch im Bett nur an seine Tore (lacht).
Raiola hätte beinahe de Ligt nach München gebracht
SPORT1: Wir haben anfangs schon über Pogba gesprochen. Wird er Manchester verlassen?
Raiola: Wir haben viele Angebote für ihn, auch für eine Vertragsverlängerung. Wir schauen, was für ihn das Beste ist.
SPORT1: Sie haben gesagt, dass sich in Deutschland nur die Bayern Pogba leisten könnten. Ist ein Angebot von Bayern eingetroffen?
Raiola: Noch nicht, aber vielleicht kommt es ja morgen. Das müssen Sie die Bayern fragen. Wir beschäftigen uns mit allem. Aber die Bayern sind die einzigen, die sich ihn leisten könnten. In zwei Monaten wissen wir, glaube ich, mehr. Wissen Sie eigentlich, dass wir fast Matthijs de Ligt nach München gebracht hätten? Wir waren in sehr guten Gesprächen. Schade, dass es am Ende nicht geklappt hat.
SPORT1: Was halten Sie eigentlich von einer Super League?
Raiola: Meine Meinung dazu ist egal. Der Markt gibt die Richtung vor. Er ist die Wahrheit. Wenn die Fans das nicht gut finden, stirbt das Ding. Dann wird das niemand kaufen.
SPORT1: Hätten Ihre Spieler Lust auf einen weiteren Wettbewerb?
Raiola: Ich habe das Konzept dieser Super League nie richtig gesehen. Sie etwa? Es war kaum geboren und sofort wieder tot. Ich finde aber, dass ein geschlossener Wettbewerb auch interessant sein kann, wie die NBA oder die Formel 1.
SPORT1: Wie stehen Sie generell zur Verleihung des Ballon d‘Or?
Raiola: Ich kann das nicht ernst nehmen. Zlatan hat immer geschimpft, dass sie ihm das Ding nicht gegeben haben. Lewandowski hätte in meinen Augen in diesem Jahr gewinnen sollen. Auch Zlatan hätte gewinnen sollen. In der Demokratie setzt sich nicht immer Qualität durch. Emotionen und Gefühle spielen bei der Wahl eine Rolle. Wen finde ich gut, wen nicht. Manchmal denke ich: Lasst uns diese ganzen Preise doch einfach sein lassen. Aber die Menschheit liebt das. Sie liebt auch die Oscars.
SPORT1: Sie haben 2020 den Award von der Tuttosport für den „besten Agenten der Welt“ erhalten. Er steht hier in ihrem Büro. Macht Sie das nicht stolz?
Raiola: Das interessiert mich nicht. Ich glaube nicht, dass jemand außer meiner Spieler bewerten kann, ob ich wirklich der Beste bin. Ich weiß von Erling, dass er den Ballon d‘Or unbedingt holen will. Ich sage ihm aber immer: Erl, versuche der Beste zu sein, der du sein kannst und eifere nicht diesem Pokal nach.
SPORT1: In welche Liga transferieren Sie Ihre Spieler eigentlich am liebsten, nach England?
Raiola: Warum?
SPORT1: Weil es dort viel mehr Geld und demnach Provision gibt.
Raiola: Ich mache dort Deals, wo es im Moment am besten ist für meine Spieler. Ich habe zuletzt Micky van de Veen nach Wolfsburg geholt. Ein junger, super Spieler. Es geht nicht immer nur ums Geld, sondern darum, was für meinen Spieler am besten ist. Marcus Thuram habe ich damals von Guingamp nach Gladbach gebracht. Er hat dort eine riesige Entwicklung gemacht. Der Weg war für ihn im Sommer frei für einen Wechsel ins Ausland. Normalerweise hätten wir ihn zu Inter Mailand gebracht. Es war schon alles klar, bis er sich dann verletzt hat. Er ist jetzt fertig für alle großen Vereine, ob in England, Deutschland, Italien oder Frankreich. Er kann es sich auswählen.
Raiola spricht über seine Kinder
SPORT1: Sind Sie eigentlich ein bescheidener Mensch?
Raiola: Ich gebe nicht viel aus. Ich trage nicht mal eine Uhr (zeigt stattdessen auf zwei Armbänder). Die haben mir meine Söhne gegeben. Ich habe nur ein kleines Faible. Ich liebe alte Autos. Ich habe zum Beispiel einen Alfa Romeo Junior und einen alten Ferrari. Ich bewundere auch deutsche Autos. Mercedes, Porsche. Mein Lieblingsauto war immer der S63. Den fahre ich heute noch. Ein super Auto. Das Hobby teile ich mit meinen Söhnen.
SPORT1: Werden Ihre Söhne auch mal Spielerberater?
Raiola: Sie sollen machen, was sie sollen. Sie studieren in London. Ich hoffe, dass sie glücklich werden, das ist wichtig. Sie sollen nur bitte ihr Studium fertig machen. Ich habe mein Studium nach zwei Jahren abgebrochen, weil ich schon nebenbei Geschäfte laufen hatte. Eigentlich wollte ich immer Anwalt werden. Ich wollte aber lieber arbeiten und dachte, Studieren sei Zeitverschwendung. Vielleicht wäre ich heute noch besser, wenn ich das Studium fertig gemacht hätte. Ich sage meinen Jungs immer: Macht euer Studium und dann das, was ihr wollt. Konfuzius hat mal einen schönen Satz gesagt: „Choose a job you love, and you will never have to work a day in your life.“ Ich habe nie das Gefühl, dass ich arbeite. Auch nicht früher im Restaurant bei meinen Eltern. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Mein Papa kam nie und meinte: „Mino, bist du bescheuert.“ Auch nicht, als ich mit 20 angefangen habe als Sportdirektor in Haarlem zu arbeiten. Diese Einstellung will ich meinen Söhnen weitergeben.
(Raiola ruft plötzlich eine Mitarbeiterin zu sich ins Büro und bittet darum, dass sie eine Karte aus dem Nebenzimmer holt. Auf der Karte steht drauf „Never stop dreaming…big“, unterschrieben mit „Best wishes, Mino!“)
Raiola: Ich habe meinen Kindern immer gesagt, dass sie groß träumen sollen, nicht klein. Träume sind gratis und halten dich am Leben. Diese Karte verschenke ich in diesem Jahr an alle meine Spieler und deren Familien. „Never stop dreaming … big“ – das ist mein Motto! Und danach sollen meine Kinder und Spieler leben. Mein kleiner Sohn kam mal zu mir und meinte: „Papa, ich will Banker werden.“ Ich habe ihm gesagt: Nein, mein Junge. Du musst davon träumen, dass du später mal die Bank wirst. Träume sind für jeden da. Wenn du nicht träumst und an etwas glaubst, bist du tot. Ich wollte meinem Vater immer einen Ferrari kaufen. Das habe ich später auch gemacht.