Es waren Momente der kompletten Ekstase, als Charles Leclerc am frühen Sonntagabend das Podest in Monza betrat.
Macht Ferrari die F1 spannend?
Tausende euphorische Tifosi feierten den 21-Jährigen ausgelassen und freuten sich über den ersten Ferrari-Sieg beim Großen Preis von Italien seit 2010.
Der Erfolg des jungen Monegassen war bereits dessen zweiter Sieg in Folge. Bei Ferrari, ausgenommen Sebastian Vettel, ist die Stimmung derzeit ausgesprochen gut.
In zwei Rennen schraubte Leclerc sein Punktekonto um ganze 50 Punkte in die Höhe. Doch wie stehen die Chancen der Scuderia im WM-Kampf? Können die Roten die an der Spitze thronenden Silberpfeile noch abfangen?
Hamilton mit großem Vorsprung
Sieben Rennen stehen im Formel-1-Kalender noch auf dem Programm, der Rückstand von Leclerc auf den WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton ist trotz der zwei Siege in Serie riesig. 102 Punkte rangiert der Brite aktuell vor Leclerc. (Fahrerwertung der Formel 1)
Um Hamilton seinen sechsten WM-Titel noch streitig zu machen, müsste bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi am 1. Dezember beim Titelverteidiger noch vieles schief laufen. Mindestens vier Mal müsste Hamilton ausscheiden und Leclerc gleichzeitig gewinnen. Auch in den drei verbleibenden Rennen müsste sich der Ferrari-Youngster vor dem abgezockten Briten platzieren.
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Zudem liegen mit Valtteri Bottas (221 Punkte) und Max Verstappen (185) noch zwei weitere Fahrer im Klassement vor dem Monza-Sieger. Auch die müssten weniger Punkte einfahren als der 21-Jährige. Der Fahrer-Titel liegt für Leclerc in weiter Ferne. Platz drei und eventuell auch der zweite Platz von Valtteri Bottas wären noch möglich, doch auch das erscheint unwahrscheinlich.
Strecken sprechen gegen Ferrari
Zumal der Finne Bottas ohnehin der einzige ist, der noch realistische Chancen hat, Hamilton vom Thron zu stoßen. Doch auch sein Rückstand von 63 Punkten ist beachtlich. (Teamwertung der Formel 1)
Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis Hamilton seinen sechsten WM-Titel einfährt und bis auf einen Titel an Rekord-Weltmeister Michael Schumacher heranrückt. Sebastian Vettel hat im WM-Kampf auf Rang fünf liegend ohnehin nur noch theoretische Chancen.
Auch die noch verbleibenden Strecken sprechen ganz klar für die Silberpfeile. Die Hochgeschwindigkeitsstrecken, die Ferrari aufgrund der enormen Geschwindigkeit auf langen Geraden gut liegen, haben die Piloten hinter sich gebracht.
Es folgen Stadtkurse wie Singapur und Abu Dhabi, dazu ein unberechenbares Rennen im brasilianischen Interlagos, wo häufig der Regen alle Pläne zunichte macht.
Ferrari muss Schwung mitnehmen
Auch bei Ferrari ist man sich dessen bewusst. Im RTL-Interview nach dem Monza-GP gab Teamchef Mattia Binotto zu, auf den noch ausstehenden Strecken deutlich geringere Siegchancen zu haben als die Silberpfeile.
Dieser Fakt macht auch in Sachen Konstrukteurs-WM wenig Hoffnung. Auch dort liegt die Scuderia weit hinter Mercedes. Mehr als 150 Punkte fehlen auf den Spitzenplatz. Im Vergleich zur Fahrerwertung, in der mit Max Verstappen ein Red-Bull-Pilot Mercedes und Ferrari trennt, ist die Scuderia in der Team-Wertung die klare Nummer zwei.
Ganze 85 Zähler hat Red Bull weniger auf dem Konto als die Roten - auch in dieser Wertung scheint das Endergebnis also bereits fest zu stehen.
Für Ferrari gilt es in den verbleibenden Rennen den positiven Schwung mitzunehmen. Leclerc ist gut in Form und auch Vettel brennt darauf, die schlechten Eindrücke vergessen zu machen.
Mehr als Platz zwei ist aber auch in diesem Jahr nicht drin.