Dicke Luft bei Ferrari! Erst verpasste der italienische Traditionsrennstall beim Großen Preis von Spanien mit seinen beiden Fahrern Charles Leclerc als Fünfter und Carlos Sainz auf Platz sechs das Podium, im Anschluss an das Rennen kam es dann auch noch zum Zoff zwischen den beiden Ferrari-Piloten.
Dicke Luft bei der Scuderia
Was war passiert? Beide Ferrari fuhren mit frischen Soft-Reifen los und lieferten sich in der ersten Runde des Rennens ein Duell. Dabei kam es zu einer Berührung. Sainz überholte seinen Teamkollegen daraufhin außen in der Kurve und machte in der Folge innen zu.
„Man hätte das Risiko nicht eingehen dürfen“
Das verärgerte Leclerc nach dem Rennen, obwohl der Spanier ihn im weiteren Rennverlauf wegen einer Team-Anordnung wieder vorbeilassen musste.
„Der Kampf mit Carlos war nicht richtig, aber vor allem war er in diesem Moment nicht richtig“, sagte er und warf seinem Kollegen vor, sich nicht an die Strategie gehalten zu haben: „Wir hatten vor dem Rennen ausgemacht, dass der Beginn die Phase ist, in der wir beide unsere Reifen so gut wie möglich schonen müssen. Und wir wissen, wie wichtig die letzte Kurve dafür ist. Daran habe ich mich gehalten, Carlos anscheinend nicht.“
Der Monegasse fügte hinzu: „Man hätte das Risiko nicht eingehen dürfen, indem man die Kurve nimmt, als ob ich nicht da wäre. Leider hat er meinen Frontflügel auf der linken Seite beschädigt und ich habe dadurch etwas Zeit verloren.“ Seiner Meinung nach wurde durch die Berührung Platz vier verschenkt und nicht das Maximum für das Team rausgeholt.
Leclerc mit keinem Verständnis für Sainz‘ Handeln
Dementsprechend hatte Leclerc überhaupt gar kein Verständnis dafür, wie Sainz in der ersten Runde handelte und verwies erneut darauf, dass es anders abgesprochen war: „Vor dem Rennen wurde klar gesagt, dass wir in dieser Phase des Rennens Reifen schonen sollen. Somit war es ein bisschen unnötig.“
Leclerc vermutete, dass für Sainz ein ganz entscheidender Karriereschritt bevorstehe und er aus diesem Grund sehr motiviert gewesen war, etwas Besonderes zu machen: „Ich war sicher nicht der Richtige, an dem er es ausprobierte. Er muss verstehen, dass ich innen war und dass er dann nicht einfach reinziehen kann, ist klar.“
Der 26-Jährige spielte damit darauf an, dass Sainz nach der Saison Ferrari verlassen muss, da Lewis Hamilton zur Scuderia wechselt. Der Rennstall entschied sich vor der Saison für Leclerc und gegen den Spanier. Dieser ist zum jetzigen Zeitpunkt noch ohne Vertrag für die kommende Saison. Abschließend stellte Leclerc zum Disput klar: „Wir werden innerhalb des Teams darüber sprechen.“
Sainz reagiert empfindlich auf Leclerc-Aussagen
Auf diese Aussagen wurde Sainz angesprochen, der genervt reagierte: „Er beschwert sich allzu oft nach dem Rennen über irgendwas. Ich frage mich, ob er das ernst meint, an dem Punkt der Saison.“
Der Spanier begründete daraufhin seine Fahrweise: „Ich war auf neuen Softreifen und musste in der ersten Runde attackieren. Wir haben es auch schon vor dem Rennen gesagt.“ Der 29-Jährige war sich nach dem Rennen nicht sicher, ob Leclerc in dieser Situation einen Fehler gemacht habe oder nur bewusst Reifen schonen wollte.
„Ich bin an ihm vorbei, dann auch an Lewis (Hamilton, Anm. d. Red.) und fast noch an George (Russell, Anm. d. Red). Das ist das, was man von mir als Fahrer erwartet“, verteidigte sich der Ferrari-Fahrer, der danach mit Unverständnis auf die nächste Reporterfrage reagierte.
„Ich weiß auch nicht, warum Sie das jetzt fragen?“
Er wurde gefragt, ob seine aggressive Fahrweise etwas mit seiner Vertragssituation zu tun habe: „Nein, ich fahre seit Bahrain gleich. Ich gebe das Beste fürs Team und für mich selbst. Ich weiß auch nicht, warum Sie das jetzt fragen?“
Sainz konnte abschließend die Aufregung seines Teamkollegen nicht verstehen, da sich Leclercs Reifenschonen ausgezahlt hatte und er dadurch letztlich vor dem Spanier landete: „Er hat mich geschlagen - mit Soft-Medium-Soft. Ich war aggressiver unterwegs, mit Soft-Medium-Hard. Ist nicht aufgegangen. Es ist, wie es ist.“
Teamchef Frederic Vasseur wurde auf den Ärger zwischen seinen Fahrern angesprochen und versuchte Leclercs Äußerungen zu relativieren: „Ich glaube, er hat sich beschwert, weil er in einem Moment eine halbe oder eine Sekunde verloren hat, und nicht wegen eines Schadens, den wir in den Daten nicht erkennen konnten. Es war nur ein kleiner Kontakt.“