Über diese TV-Show des WWE-Rivalen wird noch lange geredet werden: Eine der größten Wrestling-Legenden aller Zeiten hat ihr Debüt für AEW gefeiert.
AEW: Sting-Debüt und Hammer-Ende
Und neben dem Auftritt von Sting gab es auch am Ende des Titelmatches zwischen Jon Moxley (ehemals: Dean Ambrose) und Kenny Omega ein Beben, das über die bisherige Fanbasis der Liga hinausweist.
Sting debütiert mit Game-of-Thrones-Anspielung
Bereits im vergangenen Mai war bekannt geworden, dass der inzwischen 61 Jahre alte Stinger seinen Vertrag bei WWE hatte auslaufen lassen, nun veredelte er den Konkurrenten mit seiner immer noch spürbaren Superstar-Präsenz.
Unter dem Jubel der im Daily's Place in Jacksonville begrenzt zugelassenen Fans erschien der WWE-Hall-of-Famer nach einem Match zwischen Liga-Co-Chef Cody Rhodes und Darby Allin sowie Powerhouse Hobbs und Ricky Starks auf der Bildfläche.
Die Publikumslieblinge Rhodes und Allin hatten Hobbs und Starks besiegt, die Schützlinge von Manager Taz - unterstützt vom dritten Mann Brian Cage - aber attackierten danach Allin, Rhodes und auch dessen "Coach" Arn Anderson und dem zu Hilfe kommenden Bruder Dustin.
Plötzlich jedoch ging das Licht aus und der von "Game of Thrones" entlehnte Slogan "Winter is coming" offenbarte sich als Ankündigung Stings, der mit seinem Baseball-Schläger zum Ring schritt und dafür sorgte, dass die Bösewichte den Rückzug antraten.
Das Vermächtnis von WCW
Die nun für AEW arbeitenden Kommentatorenlegenden Jim Ross und Tony Schiavone unterstrichen sofort die historische Dimension des Auftritts und das Vermächtnis des früheren WWE-Rivalen World Championship Wrestling (WCW), für das Sting steht - und auf das sich AEW explizit beruft (SPORT1-Interview- Cody Rhodes erklärt die Vision hinter AEW).
19 Jahre nach Stings letzten WCW-Match gegen den ewigen Rivalen Ric Flair bei der finalen Ausgabe von Monday Nitro 2001 kehrte Sting auch zum alten WCW-US-Haussender TNT zurück. Auch die Verbindungen zu den Wrestlern, auf die er nun traf, wurden ausgekostet: Sting tauschte zunächst einen eisigen Blickwechsel mit dem Ex-Rivalen Anderson aus, Flairs einstigem Vollstrecker in der Gruppierung "Four Horsemen".
Dann beugte er sich über Cody, der als Sohn des verstorbenen Dusty Rhodes Blutsbande mit einem weiteren WCW-Weggefährten Stings hat. Schließlich musterte er dann TNT-Champion Allin, dessen Inszenierung als stiller und einsamer Wolf in mehreren Punkten an Sting erinnert.
Über die Blickwechsel ging Stings Auftritt zunächst nicht hinaus, er verzog sich wieder, während die AEW-Verantwortlichen symbolisch Schneeflocken regnen ließen. AEW teilte nach der Show mit, dass Sting einen "mehrere Jahre angelegten Vollzeitvertrag" unterschrieben hat.
Es ist unklar, ob der Stinger trotz seines fortgeschrittenen Alters und der schweren Nackenverletzung, die 2015 seine aktive Karriere beendete, tatsächlich noch einmal wrestlen wird. Im Kontext der großen Fehde zwischen Team Taz und den diversen Fanlieblingen von AEW erscheint eine limitierte Ringpräsenz Sting jedoch absolut denkbar, sogar sehr wahrscheinlich, wenn man sich die Erwartungen ansieht, die Stings Auftritt geweckt hat. Ein Ring-Comeback hatte er schon seit einigen Jahren nicht mehr ausgeschlossen.
Jon Moxley - Kenny Omega endet kontrovers
Für weiteren Gesprächsstoff sorgte am Ende der Show auch das lang aufgebaute Titelmatch zwischen World Champion Moxley und Herausforderer Omega. Nachdem die beiden sich schon im vergangenen Jahr eine brutal-denkwürdige Schlacht bei der Großveranstaltung Full Gear mit einem Sieg Moxleys geliefert hatten, lief der Showdown diesmal unter anderen Umständen.
Anstelle eines "Lights Out Matches" ohne Regeln sollte diesmal ein reguläres Wrestling-Match Omega den "Heimvorteil" bieten. Die beiden Rivalen lieferten sich rund 30 Minuten lang ein packendes und von den Fans vor Ort gefeiertes Duell, das dann ein bemerkenswertes Ende nahm.
Nachdem Moxley Omega einen Suplex auf mehrere am Ring stehende Heizgeräte verpasst hatte, schien Omega kampfunfähig, der Ringrichter rief andere Offizielle und Ärzte herbei, die sich um den Kanadier kümmerten.
Die Andeutung, dass das Match ohne klares Ergebnis abgebrochen werden könnte, stellte Moxley nicht zufrieden, er schob die Refs beiseite und bugsierte Omega in den Ring.
Was läuft da mit dem früheren TNA?
Darüber wiederum ärgerte sich der mit Omega befreundete Gastkommentator Don Callis, im Hauptjob Mitverantwortlicher von Impact Wrestling, dem früheren TNA (zwischenzeitlich auch Stings Heimatpromotion).
Callis (bei WWE in den Neunzigern kurz als langhaariger "Jackyl" aktiv) bedrängte die Ringrichter, sich um Omegas Wohlergehen zu kümmern, so penetrant, dass Moxley auch ihn schließlich umschubste. Omega war dann plötzlich wieder bei Sinnen, nutzte die Verwirrung und schlug Moxley illegal mit einem Mikrofon nieder.
Omega schloss mehrere V-Trigger-Kniestöße gegen den blutenden Moxley an und seinen Finisher, den One Winged Angel. Es reichte, um den Sieg einzufahren und sich zum dritten World Champion nach Chris Jericho und Moxley zu krönen. Nachdem Omega über Wochen hinweg seine wrestlerischen Qualitäten betont hatte, hatte dieser Triumph aber einen Beigeschmack, der seinen sich andeutenden "Heel Turn" zum Bösewicht zementieren dürfte.
Das war aber immer noch nicht das Ende vom Lied: Omega und Callis flüchteten nach dem Match in den Backstage-Bereich, wo Callis von Interviewer Alex Marvez mit der Frage konfrontiert wurde, was das alles zu bedeuten hätte.
Callis antwortete, dass die Zuschauer das am kommenden Dienstag erfahren würden. Als Marvez Callis darauf hinwies, dass Dynamite mittwochs laufe, antwortete Callis, dass ihm das klar sei. Er kündigte an, die ersehnten Antworten bei Impact zu geben.
AEW und das frühere TNA haben sich offensichtlich auf eine Kooperation geeinigt, die in den kommenden Wochen eine Rolle in den Storywelten der beiden Promotions spielen wird.
Die weiteren Highlights:
- Bereits zum Auftakt der Show gab es ein großes Match: Zum zweiten Mal stand in der "Dynamite Diamond Battle Royal" ein wertvoller Diamantring auf dem Spiel. Vorjahressieger MJF (der den Ring immer wieder als Schlagobjekt zweckentfremdet hat) war wieder unter den letzten Zwei, diesmal war Publikumsliebling Orange Cassidy Co-Sieger. Die beiden werden später aufeinandertreffen, um den Träger zu ermitteln. Cassidy, der schon eliminiert schien, es nicht regelkonform ausgeschieden war, schaltete am Ende MJFs Bodyguard Wardlow aus, der sich schon als Co-Sieger gewähnt hatte.
- MJF stand später nochmal im Mittelpunkt, als der nun mit ihm verbündete Chris Jericho gegen Frankie Kazarian antrat. Jericho war in dem Match in höchster Not, als Kazarian dessen eigenen Aufgabegriff, die Walls of Jericho gegen ihn ansetzte. MJF kam hinzu und deutete an, das Handtuch für Jericho zu werfen (die Aktion, die MJFs Verrat an Mentor Cody Rhodes vorausgegangen war). Jerichos Inner-Circle-Kollegen Sammy Guevara und Ortiz hielten ihn davon ab. Jericho siegte letztlich mit dem Judas Effect und rief seine streitenden Kollegen zur Ordnung: Kommende Woche sollten sie ihre Probleme geklärt haben, ansonsten werde es Konsequenzen geben und der Circle in seiner bisherigen Form nicht mehr existent.
- Das neue Tag Team The Acclaimed (Anthony Bowens und Max Castor) unterbrach ein Interview mit den Tag-Team-Champions The Young Bucks vor deren Match gegen Hybrid 2 (Angelico und Jack Evans) kommende Woche. Hybrid 2 zeigten ebenfalls Präsenz und attackierten die Bucks, ehe Kazarian und Christopher Daniels sie vertrieben.
Die Ergebnisse von AEW Dynamite am 2. Dezember 2020:
Dynamite Diamond Battle Royal - Sieger: MJF und Orange Cassidy
Chris Jericho besiegt Frankie Kazarian
Dr. Britt Baker besiegt Layla Hirsch
Cody Rhodes & Darby Allin besiegen Powerhouse Hobbs & Ricky Starks
AEW World Championship: Kenny Omega besiegt Jon Moxley (c) - TITELWECHSEL!