Er ist bemüht, sie diplomatisch zu verpacken - aber es ist letztlich doch eine Aussage mit enormer Tragweite.
Reigns: Nicht genug Vertrauen
WWE-Topstar Roman Reigns hat seine aktuelle, mittlerweile mehrere Monate andauernde Auszeit bei der weltgrößten Wrestling-Liga ausführlicher als bisher begründet. Die Kernaussage: Der an Leukämie vorerkrankte "Big Dog" sieht seinen Arbeitgeber nicht in der Lage, ihn vor einer für ihn potenziell besonders folgenschweren Corona-Ansteckung zu schützen.
"Ich bin nicht überzeugt und ich kann kein Vertrauen darin haben, dass jeder es so ernst nimmt wie ich und sich zu Hause isoliert", sagte Reigns in einem Interview mit dem indischen Portal The Hindu, das Ende Juni veröffentlicht wurde und inzwischen größere Verbreitung gefunden hat.
Der WWE-Kader sei eine "diverse Gruppe", in der viele Leute viel reisen würden und auch wenn er seinen Kollegen prinzipiell sein Leben anvertraue: "Ich kann nicht dasselbe Maß an Vertrauen aufbringen, wenn meine Kinder, meine Frau, meine Familie im Spiel sind."
Roman Reigns: WWE tut ihr Bestes
Das Interview mit dem fünffachen Familienvater Reigns wurde womöglich schon vor dem großen Corona-Ausbruch innerhalb des WWE-Kaders geführt, der Reigns in seiner Vorsicht bestätigt.
Der 35-Jährige übt allerdings ausdrücklich keine Kritik an WWE. Die Liga habe "alles getan, um ein möglichst sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen" - eine Ansicht, die nicht jeder vertritt, zumal WWE erst nach den angeblich zahlreichen Covid-Fällen in den eigenen Reihen mit systematischen Tests vor ihren TV-Aufzeichnungen begonnen hat und auch damit, zumindest denen, die nicht an der Ring-Action beteiligt sind, das Tragen von Masken vorzuschreiben.
Reigns pausiert sein Ende März, er zog sich kurzfristig aus seinem geplanten Match gegen Bill Goldberg bei WrestleMania 36 zurück - Berichten zufolge, weil Kollege The Miz mit Krankheitssymptomen zum Dienst angetreten war.
Leukämie und Corona: Experten raten zu "extremer" Vorsicht
Reigns erkrankte 2018 zum zweiten Mal an Blutkrebs, er hat CML (Chronisch Myeloische Leukämie), sie wird ohne Chemotherapie medikamentös mit so genannten Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) behandelt und ist in Remission, also im Rückgang. Da Leukämie prinzipiell aber als großer Risikofaktor für einen schweren Verlauf bei einer Covid-19-Erkrankung gilt, sehen vor allem auch viele Fans Reigns' Situation mit Sorge.
"Die Medikamente, die ich nehme, greifen nicht mein Immunsystem an", sagte Reigns zwar in einem Interview im Mai. Es gibt dennoch keine Gewissheit, inwieweit das das Risiko relativiert. In einem Expertenpapier, das auf der Homepage der iCMLf, einer internationalen Stiftung für CML-Patienten veröffentlicht wurde, heißt es: "Wir wissen nicht, ob der Schutz vor Covid-19 ein Immunkontroll-Niveau erfordert, das durch CML oder eine TKI-Therapie teilweise beeinträchtigt sein könnte."
Die internationale Wissenschaftler-Gruppe, zu der auch die Mannheimer Universitäts-Professorin Susanne Saußele gehört, rät CML-Patienten wie Reigns daher, "extrem vorsichtig zu sein und sich strikt an die restriktivsten Maßnahmen zu halten, die in jeweiligen Ländern vorgeschlagen werden".