Warum er? Es war die Frage, die sich viele WWE-Fans nach dem Hauptkampf von WrestleMania 34 einmal mehr stellten.
Darum ist Lesnar weiter WWE-König
Brock Lesnar durfte - unter viel diskutierten Umständen - Roman Reigns besiegen, seine nun über ein Jahr dauernde Regentschaft geht in die Verlängerung. Trotz aller Kritik, die immer wieder über den Mann hereinbricht, der vor vier Jahren die legendäre Siegesserie des Undertaker beendete.
Vor allem die, dass er sich kaum blicken lässt in den WWE-Shows, während fast alle Kollegen mehrmals pro Woche im Ring die Knochen hinhalten. Und dann ist und bleibt ausgerechnet er der Champion, der Fokuspunkt? Warum eigentlich?
Noch mehr Geld für Brock Lesnar
Seit der frühere UFC-Schwergewichtschamp 2012 nach achtjähriger Pause zu WWE zurückgekehrt ist, ist er dort nur in Teilzeit aktiv - er hatte die Liga einst aus Frust über den gewaltigen Tourplan verlassen und zwischenzeitlich erfolglos eine NFL-Karriere angestrebt.
Der 130-Kilo-Mann genießt bei WWE nun eine Ausnahmestellung, auch finanziell. Mit weitem Abstand ist der 40-Jährige Top-Verdiener, strich zuletzt jährlich 12 Millionen Dollar Gehalt ein. Mehr als Superstar John Cena (8 Millionen), weit mehr als Reigns (3,5 Millionen). Von den vielen weniger etablierten Stars nicht zu reden (SPORT1 erklärt: So funktioniert die Showkampf-Liga WWE).
Und Lesnars neuer, angeblich kurz vor dem SummerSlam im August auslaufender Kurz-Deal - entgegen den Gepflogenheiten abgeschlossen mit WWE-Boss Vince McMahon persönlich - soll laut Wrestling Observer noch einmal eine "signifikante Gehaltserhöhung" beinhalten.
Nicht jeder findet, dass seine Ring-Auftritte dieses Geld wert sind, auch Kollegen äußerten schon Kritik. Ex-Champion Dean Ambrose, sein Gegner bei WrestleMania 32, klagte später über die Planungsphase des Fights: "Ich habe viel Aufwand und Aufwand hineingesteckt - und ich stieß auf Faulheit." Lesnar habe schlicht sein Standardprogramm abgespult, "Brock ist eben Brock".
WWE und UFC profitieren voneinander
Genießt Lesnar also unverdiente Privilegien? Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sich der teure Deal mit Lesnar für McMahon auch rentiert.
Bei Lesnars zwischenzeitlichen Arbeitgeber, der UFC, war Lesnar trotz gemischter sportlicher Bilanz (5 Siege, 3 Niederlagen) ein enormes Zugpferd. Auch nach seinem WWE-Comeback 2012 stiegen die Kaufraten der ersten Pay Per Views mit seiner Beteiligung sprunghaft an (mittlerweile streamt WWE ihre Großveranstaltungen selbst und veröffentlicht keine Einzelzahlen).
So wie die UFC zuvor von Lesnars alter WWE-Fanbase profitierte, profitierte WWE umgekehrt von Lesnars UFC-Aura, als er zurückkam.
Das "Beast Incarnate" verströmt eine Glaubwürdigkeit im Ring, die anderen abgeht. Seine Show-Fights wirken wie echte Kämpfe, roh, realistisch, intensiv. Sie verströmen ein "Big Fight Feel", ein Gefühl des Besonderen, das von der Seltenheit der Lesnar-Auftritte verstärkt wird - und von der Redekunst seines kongenialen Managers Paul Heyman.
Roman Reigns dürfte Rückkampf gewinnen
Trotzdem sind viele Wohlmeinende Lesnars inzwischen etwas müde geworden. Zu eintönig sei das mittlerweile doch alles geworden - Suplex auf Suplex, F-5, man kenne das mittlerweile. Andere finden Lesnar - der außerhalb des Rings ähnlich auftritt wie darin - schlicht unsympathisch.
Lesnar muss das nicht stören, im Wrestling lässt sich auch Antipathie ja prima in Geld ummünzen, keiner weiß es besser als McMahon.
Sein Deal mit Lesnar könnte dennoch der letzte gewesen sein. Es wird erwartet, dass er den Titel Ende April beim Greatest Royal Rumble in Saudi-Arabien dann doch an Reigns weiterreicht.
Eine Rückkehr zur UFC zeichnet sich ab, auch dort wird er von Boss Dana White mit offenen Armen empfangen.
Doping-Freibrief von WWE
Aus geschäftlicher Sicht ist das alles auch vollauf verständlich, ein moralischer Haken aber ist da dann doch noch.
Lesnar fiel bei seinem letzten UFC-Ausflug 2016 durch mehrere Dopingtests, die von der US-Anti-Doping-Agentur ausgesprochene Sperre würde noch weiterlaufen, sobald er seine UFC-Karriere offiziell wieder aufnimmt.
Auch WWE hat eigentlich Anti-Doping-Regeln, die sie nach Lesnars Affäre aber auf aberwitzige Weise für ihn zurechtbogen: Für Lesnar als Teilzeit-Wrestler gelte die "Wellness Policy" nicht, hieß es, sie sei ja nur dazu da, die Gesundheit der Vollzeit-Aktiven zu schützen.
Lesnar hat eben in jeder Hinsicht eine Sonderrolle.
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