Ein geheimer Pakt der europäischen Fußball-Großmächte.
Transferpakt? Das steckt dahinter
Vereinbart, um den Geldfluss auf den Transfermärkten unter Kontrolle zu bringen. Und mit direktem Einfluss auf die Wechsel-Krimis um die Superstars Lionel Messi, Sergio Ramos, David Alaba.
Es klingt spektakulär, was die Marca in dieser Woche berichtet hat über eine ominöse Vereinbarung, an der unter anderem Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester United, Manchester City, Paris Saint-Germain, Juventus Turin und auch der FC Bayern München beteiligt sein sollen.
Aber hat es auch Substanz? SPORT1 hat sich hinter den Branchenkulissen umgehört und ordnet ein.
Der CHECK24 Doppelpass mit Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider und Spielerberater Volker Struth am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Pakt soll Lionel Messi und David Alaba betroffen haben
Vor rund 18 Monaten, so berichten die Spanier, hätten die Topklubs einen "Nichtangriffspakt" abgeschlossen, der Spieler-Abwerbungen untereinander unterbinden soll.
Ziel des Deals sei die Eindämmung von heimlichen Transfer-Schachzügen, die die Beziehungen der Elitevereine belasten würden – und ein Drosseln des Ablösewahnsinns, der 2017 mit dem 222-Millionen-Euro-Wechsel von Neymar zu PSG seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Der Pakt hätte eine Rolle bei der Schlammschlacht zwischen Lionel Messi und Barca im Sommer gespielt – er sei der Grund dafür gewesen, dass ManCity und PSG Barca nicht in die Quere gekommen wären, als die Katalanen im Streit mit dem Superstar auf dessen Vertrag pochten.
Auch im Fall von Alaba hätte der Pakt die Interessenten gemäßigt: Real Madrid sei erst auf Alaba zugegangen, als Bayern die Bemühungen um eine Vertragsverlängerung offiziell aufgab. Ähnlich liege der Fall nun bei Reals Ramos, dessen Deal im Sommer ausläuft und der nun unter anderem bei PSG im Gespräch ist.
"Völliger Blödsinn"
Ist es aber tatsächlich ein heimlicher Pakt, der hinter diesen Vorgängen steckt? Offiziell wollte sich auf SPORT1-Nachfrage kein deutscher Vereinsverantwortlicher äußern.
Aus mehreren Richtungen verlautete jedoch der Tenor: Es gebe keine derartige Vereinbarung, ein hochrangiger Entscheidungsträger eines Topklubs sprach gar von "völligem Blödsinn".
In Beraterkreisen glaubt ebenfalls keiner der von SPORT1 kontaktierten Spieler-Agenten an einen Pakt.
Der Bericht der Marca stößt auf allgemeine Verwunderung - wenngleich er mindestens einen wahren Kern hat.
FC Bayern und Co. legen auf Beziehungspflege wert
Tatsächlich sind alle genannten Klubs um die Pflege einer guten Beziehung untereinander bemüht: Sie teilen gemeinsame Ziele bei Transfer- und TV-Geldern und anderen politischen Anliegen, sind verflochten auch über die European Club Association (ECA), die viele Jahre lang von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge geführten Interessenvertretung der Vereine.
Bayern, Real, PSG und Co. sitzen in vielerlei Hinsicht in einem Boot - und vermeiden es daher in der Regel, mit Steinen aufeinander zu werfen.
Wechselgerüchte und Wechselwünsche bestimmter Spieler werden zwischen den Großklubs daher meist offen diskutiert, Konflikte vermieden. Das Verhältnis von Bayern und Real etwa gilt als besonders gut.
"Nichtangriffspakte" haben Tücken
Auch das Stilmittel eines "Nichtangriffspakts" ist der Branche nicht fremd: In Deutschland etwa haben sich die Westklubs Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln darauf geeinigt, keine Jugendspieler voneinander abzuwerben - wobei es erst im vergangenen Winter Streit gab, ob Florian Wirtz' Wechsel von Köln nach Leverkusen ein Bruch dieses Abkommens war.
"Nichtangriffspakte" haben also ihre Tücken - weswegen Szenekenner einen Deal, wie die Marca ihn skizziert hat, auch in Zukunft für schwer vorstellbar halten: Zu sehr wollten sich die Vereinslenker dann doch nicht einschränken lassen.