Was macht es mit einer Sportmannschaft, wenn ein ungeklärter Betrugsvorwurf unter TeamkollegInnen zwischen ihr steht?
Lesser bewertet bizarren Skandal
Das französische Biathlon-Team ist belastet von der ungelösten Affäre um die Anschuldigung, dass Gesamtweltcup-Siegerin und Weltmeisterin Julia Simon Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet bestohlen haben soll.
Wie viel atmosphärischen Unfrieden das stiftet, kann auch der TV-Experte und frühere deutsche Weltklasse-Biathlet Erik Lesser nur ahnen.
Erik Lesser hält Frankreichs Kurs für richtig
„Ich kann mir das gar nicht vorstellen“, sagte der im vergangenen Jahr zurückgetretene Lesser am Sonntag in der ARD: „Es geht glücklicherweise nur um Geld, nicht um Körperverletzung oder Ähnliches, aber trotzdem: Für mich ist nicht vorstellbar, was wäre, wenn Arnd mich beklaut hätte oder Benni mich beklaut hätte (Arnd Peiffer und Benedikt Doll, Anm. d. Red.), wie man damit umgeht.“
Für Lesser ist allerdings durchaus respektabel, wie das französische Team die heikle Angelegenheit meistert: „Es gilt die Unschuldsvermutung. Und ich denke, es ist professionell vom Team. Es wird ein großes Meeting gegeben haben und am Ende vom Team die klare Antwort: Leute, es gibt hier keinen Split, wir betreuen beide Athletinnen gleich, so lange die Unschuldsvermutung gilt.“
Schwere Vorwürfe gegen Julia Simon
Simon - bei der WM in Oberhof Verfolgungs-Weltmeisterin vor der zurückgetretenen Denise Herrmann-Wick - stand seit Sommer im Fokus von Negativschlagzeilen: Im Juli war enthüllt worden, dass Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet ihr vorwirft, im Sommer 2022 mit ihrer Kreditkarte 1620 Euro im Internet eingekauft zu haben.
Simon hat die Anschuldigungen zurückgewiesen und ihrerseits Anzeige gegen unbekannt erstattet, nach eigener Darstellung ist sie selbst Opfer eines Betrugs. Der Fall ist ungeklärt und Gegenstand polizeilicher Ermittlungen, die das Team belasten: Braisaz-Bouchet und andere Kolleginnen werfen Simon auch vor, bei der Aufklärung der Angelegenheit keine glückliche Rolle gespielt zu haben. Im vergangenen Winter war Braisaz-Bouchet in Baby-Pause.
Wohl nicht ohne Grund wurde Simon nun beim Auftakt in Östersund am Samstag in die Single-Mixed-Staffel berufen und damit von ihren weiblichen Kolleginnen getrennt - sie erreichte zusammen mit Partner Claude Simon Platz 3. Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot starteten - und siegten - am Nachmittag im „normalen“ Mixed. (DATENCENTER: Der Biathlon-Kalender).