Während Skisprung-Stars wie Ryoyu Kobayashi und Andreas Wellinger von Red Bull nicht nur finanziell, sondern offenbar auch auf der Schanze „Flügel verliehen“ werden, müssen die norwegischen Weitenjäger ihre Hoffnungen in Haferflocken stecken. Was ein wenig kurios klingt, hat jedoch einen ernsteren Hintergrund.
Engpass: Skisprung-Stars auf Sparflamme
Der norwegische Verband hat seit einigen Jahren mit großen Finanz-Problemen zu kämpfen und muss sparen, wo es geht. Dies betrifft laut dem norwegischen Sender NRK auch den kulinarischen Aspekt. Coach Magnus Brevig zufolge gäbe es für das Team, das früher noch häufiger Shushi zum Mittagessen bestellt hat, nun nur noch Haferflocken. Schon das dürfte einigen weniger gut schmecken, jedoch geht die Problematik deutlich tiefer als Hausmannskost statt Restaurantbesuche.
Norwegen spart bei Reisen und Unterkünften: „Laufen auf Sparflamme“
Gespart werden muss beispielsweise bei Reisen, wo lange Autofahrten Flüge ersetzen sollen und an den Unterkünften. „Wir laufen auf Sparflamme“, verdeutlichte Brevig. Beispielhaft dafür steht der letzte Lehrgang in Lillehammer, wo Hotelbetten durch Betten des ehemaligen Skisprung-Stars Anders Fannemel ersetzt wurden.
Den finanziellen Engpass bekommt das gesamte Team zu spüren. „Es ist ein bisschen schwierig für mich, vom Betreuerteam zu verlangen, immer wie Cowboys zu leben. Als wir in Lillehammer waren, habe ich auf seinem Sofa oder auf einer aufblasbaren Matratze übernachtet“, führte er aus. Auch in den kommenden Monaten werde man „beengter sein und weniger Komfort haben“.
Die Norweger müssen damit zurechtfinden, nur noch über ein Drittel des ursprünglichen Budgets zu verfügen. „Um es in Zahlen auszudrücken: Für einen Lehrgang, für die wir früher etwa 75.000 NOK (6.357 €) ausgegeben haben, geben wir nun 25.000 NOK (2119 €) aus“, verdeutlichte Brevig die Unterschiede.
Skispringen: Granerud sieht auch positive Aspekte
Laut dem zweimaligen Weltcup-Gesamtsieger Halvor Egner Granerud überlege das Team nun genau, wofür es Geld ausgebe. Bei einem Treffen mit dem Sender NRK wird das Skisprung-Ass gerade aus dem eigentlich üblichen Zweibettzimmer in ein Dreibettzimmer verlegt. „Das wird schon gehen“, nahm es der Tournee-Sieger aus der Saison 2022/23 gelassen.
„Ich denke jedoch, dass die ganze Situation uns näher zusammenbringt“, sieht er neben den negativen Auswirkungen auch positive Aspekte. Die Stimmung scheint im norwegischen Lager also im Takt zu sein, nachdem es in der Vorsaison zum großen Krach mit Ex-Coach Alexander Stöckl gekommen war.
Trotz Brevig-Sorgen: Springer glänzen im Sommer-Grand-Prix
Die Stimmung kann im Verlaufe des kommenden Winters allerdings erneut kippen. Brevig macht sich angesichts der geringen finanziellen Möglichkeiten Sorgen um die Ausrüstung. „Die schnelle Mobilisierung im Handumdrehen ist sehr schwierig, wenn man pleite ist. Dann wird alles ein bisschen umständlicher“, zeigte er sich voller Sorge.
Insbesondere der Anzug spielt im Skispringen eine tragende Rolle, weshalb bei den Nationen ein regelrechtes Wettrüsten stattfindet. Wie in der Formel 1 gilt: Ohne Top-Material kämpft man mit stumpfen Waffen um den Sieg - selbst wenn die FIS durch eine Anzugs-Begrenzung den Vorteil der reicheren Teams fortan verringern möchte.
Rein sportlich dürfte es aktuell aber noch keine Sorgen geben, wenn man bedenkt, dass Marius Lindvik, Halvor Egner Granerud und Kristoffer Eriksen Sundal beim Sommer-Grand-Prix-Finale in Klingental die Ränge eins, drei und fünf belegt haben. Letztlich gilt es aber vor allem, Anfang März 2025 eine Duftmarke zu hinterlassen, wenn die Heim-WM in Trondheim ansteht. Hier bietet sich vor allem die Chance, mit Top-Ergebnissen wichtige Sponsoren für sich zu gewinnen.