Und wieder einmal funkte Pep Guardiola dazwischen. Als Yan Couto im Frühjahr 2020 kurz vor einem Wechsel zum FC Barcelona stand, war es ausgerechnet das katalanische Taktik-Genie, das maßgeblich zu dessen Sinneswandel beitrug.
Der ungewollte Guardiola-Schüler
„Ich hatte gute Gespräche mit ihnen und dachte wirklich, dass ich dorthin (Barcelona; Anm. d. Red.) wechseln würde“, plauderte der damals 17-Jährige bei ESPN aus.
Das Problem? „Ich habe noch einmal mit Pep Guardiola gesprochen. Er sagte mir, dass ich die Saisonvorbereitung mit der ersten Mannschaft absolvieren solle und dass es dann an mir liegt. Es war die beste Entscheidung für mich.“
Scheitert BVB-Transfer an Ablöse?
Wovon sich Couto damals viel zu versprechen schien, führte aber nicht zur erhofften Zusammenarbeit mit Guardiola bei Manchester City, sondern zu einer Vielzahl von Leihgeschäften, zuletzt beim FC Girona, wo es ihm gelang, wieder von sich zu reden zu machen – und auch das Interesse des BVB zu wecken.
Die Schwarz-Gelben sollen sich mit dem brasilianischen Rechtsverteidiger, dessen Vertrag bei City kommendes Jahr endet, grundsätzlich einig sein. Einziger Haken: die Ablöse.
Fordern die Skyblues nach SPORT1-Informationen mehr als 25 Millionen Euro, liegt für den BVB genau da die Schmerzgrenze. Zur Erinnerung: 35 Millionen Euro war die höchste Summe, die Dortmund je für einen Spieler bezahlte – damals für Ousmane Dembélé.
Couto bietet, wonach der BVB sucht
Zugleich scheint Couto genau das zu bieten, wonach der BVB sucht: Offensivpower über rechts, Dribbelstärke, Wendigkeit, die filigrane Finesse eines Brasilianers, die Julian Ryerson – ebenfalls auf der rechten Verteidiger-Position unterwegs – zumeist etwas abgeht.
„Es ist offensichtlich, dass wir auf den Außenpositionen drei Spieler haben“, erklärte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken am Sonntag auf der Asienreise des BVB und zählte Tom Rothe, Ramy Bensebaini und besagten Ryerson auf. „Insofern ist es offensichtlich, auf welche Position wir absolut noch ein Auge haben.“
Das Auge gilt dabei einem Spieler, der 2020 zu den größten Talenten des brasilianischen Fußballs zählte – und es sich sogar leisten konnte, Klubs wie dem FC Barcelona abzusagen und stattdessen für sechs Millionen Euro vom FC Coritiba nach Manchester zu wechseln.
Nachdem jedoch klar geworden war, dass Wundercoach Guardiola zunächst keine Wunder mit Couto vorhat, führte ihn sein Weg in einem ersten Leihgeschäft zu Girona, wo er in der zweiten spanischen Liga ebenso wie im Pokal regelmäßig zum Einsatz kam. Am Ende der Saison verpasste er mit seinem Team denkbar knapp den Aufstieg in die erste Liga.
In der darauffolgenden Spielzeit war Couto für den SC Braga in Portugal aktiv, gehörte erneut zum Stammpersonal und erreichte sogar das Viertelfinale der Europa League. Um in Guardiolas Kader eine Rolle zu spielen, reichte es im Sommer 2022 jedoch wieder nicht.
Couto wurde zum dritten Mal verliehen, diesmal gleich für zwei Jahre, aber an einen alten Bekannten: Beim inzwischen aufgestiegenen FC Girona fasste der quirlige Brasilianer ernsthaft Fuß, besonders in der vergangenen Saison, als er mit seinem schnellen, unberechenbaren Spiel die LaLiga-Verteidiger reihenweise schwindlig spielte.
Das Ergebnis: Ein Tor und zehn Vorlagen in der Liga, die Girona schließlich auf dem dritten Platz abschloss, nachdem die Südspanier lange mit Real Madrid um die Meisterschaft gekämpft hatten. Insgesamt kommt er auf fünf Treffer und 17 Assists für Girona.
Coutos großer Guardiola-Traum geplatzt?
Für Couto – seit 2023 auch brasilianischer Nationalspieler und Copa-Teilnehmer 2024 – hieß es Ende Juni jedoch wieder Abschied nehmen, wieder Richtung Manchester, wo er sich einst die große Karriere an Guardiolas Seite erhofft hatte, aber kein einziges Pflichtspiel absolvierte.
„Ich bin nicht immer in Kontakt mit Guardiola, aber wann immer ich da bin, reden wir miteinander. […] Ich träume davon, unter ihm zu spielen, weil er ein außergewöhnlicher Trainer ist“, sagte Couto noch im vergangenen März bei TNT Sports Brasil.
Dass es damit nichts zu werden scheint, sollte dem 22-Jährigen aber inzwischen bewusst sein. Beim BVB könnte er die Rolle des rechten Turms einnehmen, wie sie Ian Maatsen in der Rückrunde auf der anderen Seite verkörpert hatte – und damit das Spiel der Dortmunder ankurbeln.
Ein Spiel, wie es Guardiola liebt – aber seit jenem Sommer 2020 von Couto nicht gewollt hat.