Home>Reiten>

Das dunkle Kapitel einer Reit-Legende

Reiten>

Das dunkle Kapitel einer Reit-Legende

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Schatten auf einer großen Karriere

Heute vor 25 Jahren starb Fritz Thiedemann. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Reitsportler. Auf dem legendären Wallach „Meteor“ feierte Thiedemann große Erfolge. Doch auf seiner Karriere liegt ein Schatten.
Fritz Thiedemann im Jahr 1970
Fritz Thiedemann im Jahr 1970
© IMAGO/Rust
Heute vor 25 Jahren starb Fritz Thiedemann. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Reitsportler. Auf dem legendären Wallach „Meteor“ feierte Thiedemann große Erfolge. Doch auf seiner Karriere liegt ein Schatten.

Seit 1959 steht ein in Bronze gegossenes Abbild von „Meteor“ am Düsternbrooker Weg in Kiel. Reiter Fritz Thiedemann enthüllte das Denkmal seines von der Presse zum „Wunder-Wallach“ getauften Pferdes seinerzeit selbst.

{ "placeholderType": "MREC" }

Thiedemann und „der Dicke“, wie er sein Pferd liebevoll nannte, bildeten einst eines der berühmtesten Paare in der deutschen Reitsport-Historie. Mit 150 Siegen wurde „Meteor“ zum erfolgreichsten Springpferd der Welt, das als einziges dreimal bei Olympischen Spielen startete.

Zusammen mit Reit-Legende Hans Günter Winkler auf seiner Wunderstute „Halla“ und dem damals erst 23-jährigen Alwin Schockemöhle auf „Ferdi“ holte Thiedemann auf „Meteor“ 1960 Mannschafts-Gold bei den Olympischen Spielen in Rom. Schon vier Jahre zuvor bei den Reiterspielen in Stockholm ging Gold an die deutsche Mannschaft um Thiedemann.

Thiedemann in Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen

Nur ein Jahr nach dem Ritt zu Gold in Rom beendete Thiedemann seine sportliche Karriere. Beim CHIO in Aachen verabschiedete er sich 1961 von der großen Bühne, 1958 war er dort Europameister geworden. Dem Reitsport blieb Thiedemann anschließend verbunden, etwa als Berater für das Hamburger Derby.

{ "placeholderType": "MREC" }

Am 8. Januar 2000 starb Thiedemann im Alter von 82 Jahren in Heide an den Folgen einer schweren Lungenentzündung. Posthum wurde er 2008 von der Deutschen Sporthilfe in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Doch über seiner erfolgreichen Karriere liegt ein dunkler Schatten. Als 19-Jähriger beeindruckte Thiedemann im April 1938 vor 15.000 Zuschauern in der Deutschlandhalle in Berlin. Nachdem er drei von vier Prüfungen gewann, gratulierte ihm SA-Obergruppenführer und „Reichsreiterführer“ Karl-Siegmund Litzmann, was anhand eines Pressefotos dokumentiert ist.

Dunkles Kapitel seiner Vita

Bereits als Teenager habe Thiedemann als Repräsentant des NS-Regimes fungiert, heißt es in seiner Biografie auf der Webseite der Hall of Fame. Demnach trat Thiedemann mit seinem Umzug nach Berlin am 1. Dezember 1936 in den SA-Reitersturm 5/28 ein, 1943 wurde er zum SA-Obertruppführer befördert. In seiner Autobiografie geht Thiedemann auf dieses Kapitel allerdings nicht ein.

Zugleich geht daraus hervor, dass sein Einsatz 1940 an der Westfront nur von kurzer Dauer war, ehe er an die Heeresreitschule nach Potsdam abkommandiert wurde. Drei Jahre später musste Thiedemann an die Ostfront nach Smolensk, es folgte eine Ausbildung zum Offizier.

{ "placeholderType": "MREC" }

1945 kehrte er nach einer Verletzung und kurzzeitiger amerikanischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimat Weddinghusen zurück.

Welche Rolle spielte der Pferdesport zur NS-Zeit?

Die Historikerin Dr. Nele Maya Fahnenbruck von der Universität Hamburg hat sich in ihrer Forschung mit der Rolle des Pferdesports im Nationalsozialismus beschäftigt. In einem Interview mit dem Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung fällt auch Thiedemanns Name.

„SA-Männer Fritz Thiedemann und Josef Neckermann sind weitere Exempel für Beharrlichkeit, Geschäftstüchtigkeit und bruchlose Übergänge in die Nachkriegszeit, die, ähnlich wie Gustav Rau, bis heute ein sensationelles Renommee genießen, die ihre Namen Plätzen und Straßen leihen und die auf eine ansehnliche Karriere blicken können“, sagt Fahnenbruck.

Die Wissenschaftlerin ergänzt: „Einen Verlust des gesellschaftlichen Ansehens hatte keiner von ihnen zu fürchten; nicht zuletzt da die geforderte Entnazifizierung in der Praxis äußerst dürftig verlief und in der Regel zu dem Einheitsergebnis ‚Mitläufer‘ oder ‚Entlastet‘ führte.“