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Tour-de-France-Rekordsieger wütet: "Ich bin angewidert!"

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Tour-de-France-Rekordsieger wütet: "Ich bin angewidert!"

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Tour-Ikone: „Ich bin angewidert!“

Der fünfmalige Tour-de-France-Sieger Bernard Hinault empört sich über die Diskussionen, ob bei Tadej Pogacar alles mit rechten Dingen zugeht. Die skeptischen Debatten gehen trotzdem weiter.
Tadej Pogacar ist der große Favorit auf den Sieg bei der Tour de France. Der amtierende Champion Jonas Vingegaard hat sich nach einem schweren Sturz Anfang des Jahres fit gemeldet.
mhoffmann
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Der fünfmalige Tour-de-France-Sieger Bernard Hinault empört sich über die Diskussionen, ob bei Tadej Pogacar alles mit rechten Dingen zugeht. Die skeptischen Debatten gehen trotzdem weiter.

Kann ein Radsportler, der so gut ist wie Tadej Pogacar, sauber sein? Nach den historischen Fabelleistungen des Slowenen bei der Tour de France ist erneut die ewig wiederkehrende Doping-Debatte ausgebrochen. Nun hat sich der fünfmalige Tour-Sieger Bernard Hinault eingeschaltet - und zeigt sich wütend über den Umgang mit Pogacar.

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„Ich bin angewidert! Warum haben wir immer Zweifel?´, schimpft der „Dachs“ in der Tageszeitung Ouest-France: „Wir sollten aufhören, uns ständig Fragen zu stellen. Das ist lächerlich. Haben wir Beweise?“

„Wir müssen mit diesen dummen Vergleichen aufhören“

Die Diskussion um Pogacars Leistung wurde zuletzt befeuert durch seine unglaublich anmutende Performance beim Anstieg auf das Plateau de Beille den alten Zeitenrekord des 2004 verstorbenen Marco Pantani um weit mehr als drei Minuten unterbot - aufgestellt im Jahr 1998, zur Hochzeit der EPO-Ära, von einem überführten Doper.

Aus Sicht von Hinault ist die Diskussion haltlos: „Wir müssen mit all diesen dummen Vergleichen aufhören“, sagt der Franzose, der nationalen Neid vermutet und glaubt, dass es die Diskussionen nicht geben würde, wäre Pogacar Franzose: „Wenn ich an seiner Stelle wäre und so fahren würde, würde dann jemand einen Verdacht äußern? Nein. Aber bei Ausländern muss jeder Zweifel äußern.“

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Pogacar sei schlicht der offensichtlich aktuell beste Fahrer im Feld, so Hinault: „Du musst alle Trümpfe auf deiner Seite haben, um zu gewinnen, und Pogacar tut, was nötig ist, um zu gewinnen.“

Hinault ist zusammen mit Jacques Anquetil. Eddy Merckx und Miguel Indurain wieder Tour-Rekordsieger, seit Lance Armstrong dessen sieben Triumphe aberkannt worden waren. Er selbst wurde nie positiv getestet, seine abwehrende Haltung zu Doping-Fragen zu aktiven Zeiten und danach hatte in der Vergangenheit aber immer wieder für Kontroversen gesorgt.

Historische Fabelzeiten befeuern die Diskussionen

Die Debatte um Pogacar war zuletzt unter anderem von Stéphane Heulot befeuert worden, Teamchef von Lotto-Dstny. „Man muss immer zweifeln“, sagte er in einem Interview mit L‘Equipe: „Die Geschichte hat uns das gelehrt, sie wiederholt sich in den Erklärungen, die uns gegeben werden. Wir sind von einer bestimmten Vergangenheit geprägt.“ Er habe trotz aller Einblicke, die er in den Radsport früher und heute hätte, „keine Antworten“ auf die Frage, warum Top-Fahrer wie Pogacar, aber auch Verfolger Jonas Vingegaard dem Rest des Feldes so überlegen seien.

Heulot hatte Pogacar schon in der Vergangenheit kritisiert, unter anderem mit Verweisen auf die Doping-Vorgeschichte von UAE-Emirates-Teamchef Mauro Gianetti als Fahrer und Ex-Boss der 2008 am Fall Riccardo Riccó zerbrochenen Equipe Saunier Duval.

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Pogacar selbst erklärte bei einer Medienkonferenz am Ruhetag am Montag seine Leistungssprünge mit großen Fortschritten, die es in den vergangenen Jahren in der technischen Entwicklung der Räder (“Vor allem die Reifen sind viel schneller“), aber auch in Sachen Trainingsmethodik und Ernährung gegeben hätte.

„Sie grinsen, als ob nichts gewesen wäre“

Bei Ouest-France kam dazu auch der französische Radsport-Trainer Albane Lorenzini zu Wort, der Pogacars Erklärung skeptisch bewertet: Die technischen Fortschritte bei den Reifen und anderen Elementen wie Kette und Schmierstoffen würden im Vergleich zur Pantani-Ära einen Zeitgewinn von „30, maximal 40 Sekunden“ erklären, „aber nicht fast vier Minuten“.

Lorenzini findet vor allem auch seltsam, wie wenig Pogacar und auch Vingegaard die Anstrengungen anzumerken seien: „Sie grinsen und lachen hinterher auf dem Hometrainer, als ob nichts gewesen wäre.“ In den Jahren 2020 und 2021 hätte er noch plausible Erklärungen für Pogacars Zeiten zu finden versucht, so Lorenzini, „aber seit 2022 kämpfe ich“. Es sei schwer nachvollziehbar, „dass sie in der Lage sind, stärker zu fahren als die Besten der EPO-Ära“. Jegliche Versuche, das zu erklären, halte er mittlerweile für „Zirkus“.

Pogacar führt das Feld aktuell mit 3:11 Minuten Vorsprung vor Vingegaard, 5:09 vor Remco Evenepoel und fast 13 Minuten vor dem Rest des Feldes an. Sein dritter Tour-Sieg scheint ihm kaum mehr zu nehmen.