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Formel 1: Sabotage? Plötzlich hat Hamilton eine "Rennmaschine"

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Formel 1: Sabotage? Plötzlich hat Hamilton eine "Rennmaschine"

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Sabotage? Endlich „Rennmaschine“

Mercedes sah sich in der vergangenen Woche anonymen Vorwürfen ausgesetzt, wonach Lewis Hamilton benachteiligt werde. So antwortete das Team auf und neben der Strecke im Qualifying zum Großen Preis von Spanien.
Der langjährige Mercedes-Star und Rekordweltmeister Lewis Hamilton wechselt nach Ende der kommenden Saison zu F1-Konkurrent Ferrari. Der Engländer äußert sich zu seinem letzten Jahr mit den Silberpfeilen.
Bianca Garloff
Bianca Garloff
Mercedes sah sich in der vergangenen Woche anonymen Vorwürfen ausgesetzt, wonach Lewis Hamilton benachteiligt werde. So antwortete das Team auf und neben der Strecke im Qualifying zum Großen Preis von Spanien.

Die Szene wurde vom Sky-Mikrofon kaum noch aufgenommen, doch Ralf Schumacher sorgte dafür, dass jeder wusste, was Mercedes-Teamchef Toto Wolff da so spitzbübisch nach Lewis Hamiltons drittem Platz im Qualifying zum Großen Preis von Spanien in Barcelona von sich gegeben hatte.

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„Einmal beschweren und schon ist Lewis vorne“, wiederholte der Sky-Experte, nachdem Wolff die Interviewsituation verlassen hatte, „das hat er jetzt gerade noch mal süffisant gesagt.“ Allein: Die süffisante Aussage hat einen ernsten Hintergrund.

Denn vor etwa anderthalb Wochen erhielten akkreditierte Journalisten und Formel-1-Funktionäre eine anonyme E-Mail. Inhalt: schwere Anschuldigungen gegen Mercedes und insbesondere Toto Wolff. Dabei behauptet der unbekannte Absender, dass Hamilton zu Gunsten von George Russell absichtlich benachteiligt werde und suggeriert, dass es „systematische Sabotage“ gegen den mehrfachen Weltmeister gebe.

Hamilton hauchdünn vor Teamkollegen

Tatsächlich lag Russell vor dem Qualifying in Barcelona im teaminternen Mercedes-Duell mit 8:1 vorne und hat auch in der WM-Tabelle 14 Punkte Vorsprung auf den siebenmaligen Weltmeister, der seinen jungen Landsmann zuletzt in Kanada in der Endphase des Rennens mit härteren Reifen auch Verschwörungstheorie-wirksam noch überholen lassen musste.

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Und ausgerechnet jetzt, nachdem die E-Mail in der Öffentlichkeit zum Thema gemacht wurde, besiegt Hamilton Russell im Qualifying mit gerade mal 0,002 Sekunden Vorsprung. So als wollte Mercedes all jene Lügen strafen, die in den Chor der Sabotage-Verfechter einstimmen.

„Plötzlich entwickelt sich das Autor wieder zu einer Rennmaschine“

Dabei ist festzuhalten: Der schöne Zufall entspringt natürlich keinem teaminternen Regieplan. Zwei Tausendstelsekunden sind nicht mal in der Formel 1 planbar. Sie zeigen vielmehr: Beide Fahrer und beide Autos agieren auf Augenhöhe und vor allem der siebenmalige Champion kann mit der bisher so zickigen Diva namens W15 anscheinend wieder mehr anfangen als noch im ersten Saisondrittel.

„Wir haben enorm viel Arbeit in das Auto gesteckt und es ist schön zu sehen, dass wir näher kommen“, lobte Hamilton dann auch in Barcelona. „Ich bin enorm dankbar. Plötzlich entwickelt sich das Auto wieder zu einer Rennmaschine.“ Der Brite hofft sogar, die Spitze „morgen unter Druck zu setzen.“

Versöhnliche Worte des Mannes, der Mercedes Ende des Jahres in Richtung Ferrari verlässt und sich und sein aktuelles Team mit der sehr frühen Entscheidung für den Wechsel selbst in eine schwierige Situation gebracht hat.

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Zumal er sich nach einer der vielen Niederlagen im Qualifying auch noch dazu hinreißen ließ, zu sagen: „Ich gehe davon aus, dass ich auch den Rest des Jahres hinter George Russell liegen werde.“

Mercedes-Boss ordnet Hamilton-Aussage ein

Teamchef Toto Wolff muss die erhitzten Gemüter nun wieder runterkühlen, obgleich auch er selbst nicht gerade zu der Sorte Mensch gehört, der seine Emotionen zu verbergen weiß. Vielleicht kann er auch deshalb Hamiltons folgenreichen Verbal-Fauxpas entsprechend einordnen.

„Das war unglücklich formuliert“, sagt der Wiener bei Sky. „Wir verstehen auch die Frustration eines Fahrers, wenn die Leistung nicht so ist wie erwünscht. Aber es macht gar keinen Sinn ein Auto langsamer zu machen, denn wir wollen ja so viele Punkte wie möglich in der Konstrukteurs-WM und auch unsere Zeit mit Lewis auf einem Hoch beenden.“

Auch deshalb reagiert Wolff mit aller Härte auf die unsachlichen Störgeräusche: „Wer Sabotage gegen ein Auto vorwirft, solche Fans will ich nicht in unserem Sport.“ In der Pressekonferenz am Freitag hatte er das sogar noch drastischer ausgedrückt. „An alle verrückten Leute da draußen: Geht zum Psychiater. Diese Art von Online-Missbrauch muss aufhören.“

Mercedes schaltet nach Sabotage-Vorwurf die Polizei ein

Mercedes geht deshalb entschlossen gegen den Verfasser vor. Zumal er die E-Mail laut der britischen Agentur Press Association mit dem Betreff „potenzielles Todesurteil für Lewis“ abgeschickt und auch Wolff selbst im Text als „rachsüchtig“ übel beschimpft haben soll.

Wolff: „Wenn wir diese Art von E-Mails bekommen, und wir bekommen tonnenweise davon, ist das sehr beunruhigend. Vor allem, wenn jemand über den Tod und all diese Dinge spricht. Deshalb habe ich in diesem Fall die Anweisung gegeben, mit voller Kraft vorzugehen. Wir haben die Polizei eingeschaltet.“

Die kann anhand von IP-Adressen womöglich diesen einzelnen Fan dingfest machen, der sich zum „Team Lewis“ zählt. Doch die Verdachtsmomente entschärfen kann nur einer: Hamilton selbst.

„Es gibt immer Dinge, die innerhalb eines Teams besser sein können, und das erreicht man durch Gespräche, durch Kommunikation, und daran arbeiten wir kontinuierlich“, betont er deshalb. „Aber wir sitzen alle im selben Boot, wir arbeiten alle hart zusammen und wir wollen alle erfolgreich abschließen. Das schulden wir unserer langjährigen Beziehung.“

Noch besser wäre es für die Stimmung bei Mercedes, wenn der Brite dem dritten Platz im Qualifying ein Podium im Rennen am Sonntag folgen lassen könnte. Das Problem: Russell hat etwas dagegen. Und noch mal zur Erinnerung: Er hatte im Qualifying nur 0,002 Sekunden Rückstand…