Knapp zwei Wochen nach Verkündung der Strafe gegen Red Bull in der Budget-Affäre meldet sich Dr. Helmut Marko zu Wort und zeigt sich immer noch unzufrieden mit dem Urteilsspruch. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Pikanter Wechsel: Red Bull wittert Intrige
Grundsätzlich habe die FIA in ihrem Bericht bestätigt, „dass bei uns nie Betrugs- oder Schwindelabsicht im Hintergrund war“, sagte der Red-Bull-Motorsportchef im Gespräch mit RTL.
Die Budgetüberschreitung von rund einer Million Pfund wäre laut Dr. Marko sogar noch geringer ausgefallen, hätte der Rennstall eine Steuervergünstigung geltend gemacht. Dann wäre Red Bull nur „460.000 Dollar drüber gewesen“. (NEWS: Wolff teilt gegen Red Bull aus)
Daher hätte man diesen Verstoß als Kavaliersdelikt ansehen können, so der Österreicher weiter. „Aber dadurch, dass das Cost Cap erstmals zur Anwendung gekommen ist, hat man hier diese drakonische Strafe verhängt.“
Dabei hätten vor allem die anderen Teams, die auf eine harte Strafe pochten, eine Rolle gespielt.
Marko deutet FIA/Mercedes-Intrige an
Vielmehr ärgerte sich der 79-Jährige jedoch über die Tatsache, dass bereits vor der Urteilsverkündung Informationen an die Öffentlichkeit gekommen sind. „Da ist natürlich auch viel Politik drin“, machte er seinem Unmut Luft.
Vor allem ein Konkurrent hatte es ihm dabei besonders angetan: Mercedes.
„Es ist eigenartig: Eine Mitarbeiterin von Mercedes ist zur FIA gewechselt, hat bei Mercedes diese Unterlagen für das Cost Cap bearbeitet und war dann bei der FIA für die Überprüfung zuständig“, deutete er eine Intrige oder zumindest eine unglückliche Verquickung zwischen den Silbernen und dem Weltverband an und wurde noch deutlicher: „Da ist unserer Ansicht nach sicher ein Compliance-Verstoß oder zumindest ein Hinweis auf Compliance-Verletzungen gegeben. Das Ganze macht keinen guten Eindruck.“
Zwar nannte er in diesem Zusammenhang keine Namen, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass er mit dieser Andeutung auf die Personalie Shaila-Ann Rao anspielt. Seit Juni ist sie Generalsekretärin für Motorsport beim Automobil-Weltverband, vorher war sie Chefjustiziarin bei Mercedes und persönliche Beraterin von Mercedes-Teamchef Toto Wolff. (BERICHT: Ist sie die Schlüsselfigur im Skandal?)
Bereits Anfang Oktober hatte diese Personalie im Zusammenhang mit durchgestochenen Informationen zur Red-Bull-Affäre für Aufsehen gesorgt. Die FIA sah sich sogar gezwungen, im Rahmen einer Pressemitteilung gegen diese Gerüchte vorzugehen. „Die FIA bekräftigt außerdem, dass jede Andeutung, FIA-Mitarbeiter hätten sensible Informationen weitergegeben, ebenfalls unbegründet ist.“
Überschreitet 2022 mehr Teams die Budgetobergrenze?
Nach der Strafe für Red Bull könnte es für die laufende Saison auch zahlreiche weitere Teams treffen.
So sagte Marko bei dem Fachmagazin Auto, Motor und Sport: „Aktueller Stand ist, glaube ich, dass sechs Teams drüber sind. Die Inflation ist etwas, was in dem Ausmaß nicht kalkulierbar war.“
Als größter Kostentreiber nennt er die steigenden Energiepreise. Das trifft auch seinen Rennstall, da der Windkanal ein Produkt aus der Nachkriegszeit ist. „Er ist wahnsinnig lang und nicht isoliert. Der braucht eine Zeit, bis er sich aufheizt. Wenn es draußen kalt ist, dauert es noch länger“, schilderte er.