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Die Kontroverse um ein dunkles Kapitel der deutschen Motorsportgeschichte

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Die Kontroverse um ein dunkles Kapitel der deutschen Motorsportgeschichte

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Die Tragödie des Stefan Bellof

Der Sommer 1985 ist ein dunkles Kapitel in der deutschen Motorsportgeschichte. Nur wenige Wochen nach Manfred Winkelhock verunglückt in Stefan Bellof der zweite deutsche Formel-1-Pilot tödlich.
Timo Bernhard ist neuer Rekordhalter auf der Nürburgring-Nordschleife: Im Porsche 919 Evo knackte er den 35 Jahre alten Streckenrekord von Stefan Bellof.
Manuel Habermeier
Der Sommer 1985 ist ein dunkles Kapitel in der deutschen Motorsportgeschichte. Nur wenige Wochen nach Manfred Winkelhock verunglückt in Stefan Bellof der zweite deutsche Formel-1-Pilot tödlich.

Die deutschen Motorsport-Fans trauerten im Sommer 1985 noch um Manfred Winkelhock, der bei einem Sportwagenrennen in Mosport verstarb, da ereilte am 1. September den nächsten deutschen Rennfahrer sein Schicksal.

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Am 1. September 1985 verunglückte Stefan Bellof, der auch 20 Rennen in der Formel 1 absolvierte, beim 1000-km-Rennen von Spa-Franchorchamps tödlich.

Stefan Bellof stirbt nach Crash in Eau Rouge

In der Senke Eau Rouge kollidierte der 28-Jährige mit seinem Brun-Porsche 956B-116 mit Jacky Ickx. Nach der Kollision prallte Bellofs Wagen frontal gegen einen Betonpfeiler, der hinter der Leitplanke stand.

Es wird vermutet, dass der Gießener noch am Unfallort verstorben ist, offiziell wurde er jedoch im Krankenhaus für tot erklärt. Als Todesursache wurde ein Herzstillstand angegeben.

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Ickx selbst hatte in dieser Situation mehr Glück. Der Wagen des Belgiers drehte sich zwar ebenfalls, der damals 40-Jährige blieb jedoch fast unverletzt.

Unterschiedliche Meinungen zum Unfall von Bellof

Besonders bitter: Bellof selbst hatte in einem TV-Interview vor dem Rennen noch erklärt, dass ein Überholen an dieser Stelle unmöglich sei. Dennoch gab es in der Folge unterschiedliche Meinungen über die Schuldfrage in diesem Drama.

Jochen Mass, der in diesem Rennen Teamkollege von Ickx war und früher mit Bellof in einem Rennstall fuhr, vermutete in der ARD-Reportage „Stefan Bellof: Mit Vollgas in den Tod – Das kurze Leben eines großen Motorsporttalents“ die Schuld bei Bellof.

„Vielleicht war der Jacky da unten auch besonders vorsichtig gefahren, nicht langsam, aber doch vorsichtiger, und er (Bellof, Anm. d. Red.) glaubte, er könnte ihn (Ickx, Anm. d. Red.) da so außen überholen“, stellte er eine Überlegung an und fügte hinzu: „Es wäre ja auch schön gewesen, außen Jacky Ickx zu überholen da unten in der Eau Rouge, da hätte jeder gesagt: der Größte! Aber das sind so Sachen, die gehen sich nicht immer aus.“

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Es gibt aber auch andere Vermutungen. Für die deutsche Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck ist es vorstellbar, dass Bellof einen enormen Geschwindigkeitsüberschuss im Vergleich zu Ickx hatte, weswegen er das Überholmanöver gewagt habe.

Aber der Konkurrent habe das vielleicht verhindern wollen „und die Tür zugemacht und dann kam es zu dem fatalen Unfall.“

Stefan Bellof und sein Rekord auf der Nordschleife

Was für einen großen Rennfahrer Deutschland an diesem Tag verlor, zeigt sein Rekord auf der berühmt-berüchtigten Nordschleife am Nürburgring.

Am 28. Mai 1983 brauchte Bellof mit seinem Werks-Porsche 956 C für eine Runde 6:11,13 Minuten. Dabei gelang ihm als ersten Fahrer überhaupt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 200 km/h (genau: 202 km/h) auf der Nordschleife.

Sein Rekord auf der Nordschleife hatte bis zum 29. Juni 2018 Bestand. Erst dann konnte Tim Bernhard mit seinem Porsche 919 Hybrid Evo diese Bestzeit unterbieten. Nach seiner Rekordrunde erinnerte Bernhard zuerst an die beeindruckende Leistung Bellofs, „der alles aus seinem Auto herausquetschte, was ging und technisch möglich war.“

Berger über Bellof: „Besser als Schumacher“

Auch für Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle, der selbst viele Jahre in Sportwagen unterwegs war, ist Bellof aufgrund dessen Leistungen „immer noch das schnellste Wesen, das ich jemals in einem Auto gesehen habe“.

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Der ehemalige Formel-1-Pilot und aktuelle DTM-Chef Gerhard Berger sah Bellof „so gut wie Senna. Er war meiner Meinung nach sogar besser als Michael Schumacher.“ Für Herbie Blash, bis 2016 stellvertretender Renndirektor der FIA bei Formel-1-Rennen war der Gießener „eine Kreuzung aus Michael Schumacher und Gilles Villeneuve.“

Ob Bellof wirklich in den Motorsport-Olymp hätte fahren können, werden die Fans nie erfahren. Denn sein junges Leben endete vor genau 37 Jahren in der Eau Rouge.

Bis heute erinnert jedoch das Stefan-Bellof-S in der Nordschleife an einen der größten Rennfahrer der deutschen Motorsportgeschichte.