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Leichtathletik: 9,99 Sekunden - und er will noch mehr

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Leichtathletik: 9,99 Sekunden - und er will noch mehr

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9,99 Sekunden - und er will noch mehr

Sprinter Owen Ansah durchbricht die magische Schallmauer von 10 Sekunden - als erster Deutscher überhaupt. SPORT1 stellt den 23-Jährigen vor, der bei den Olympischen Spielen in Paris die internationale Konkurrenz aufmischen will.
Owen Ansah knackt bei der Leichtathletik-DM einen deutschen Rekord. Beim 100-Meter-Sprint bleibt er unter 10 Sekunden - historisch!
SPORT1
SPORT1
von SPORT1
Sprinter Owen Ansah durchbricht die magische Schallmauer von 10 Sekunden - als erster Deutscher überhaupt. SPORT1 stellt den 23-Jährigen vor, der bei den Olympischen Spielen in Paris die internationale Konkurrenz aufmischen will.

Was man nicht alles in zehn Sekunden machen könnte: Ein frisch gebrühter Kaffee aus manchen Vollmaschinen dauert länger, auch die Ampelphasen an einer stark befahrenen Kreuzung überdauern diese Zeit. Oder eben man läuft 100 Meter – und braucht nicht einmal zehn Sekunden!

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So geschehen um den deutschen Sprinter Owen Ansah. Bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig durchbrach der 23-Jährige als erster Deutscher die magische Schallmauer und überquerte nach 9,99 Sekunden die Ziellinie.

Doch wie tickt der deutsche Sprint-Star, der nun auch im Fokus bei Olympia stehen wird? SPORT1 stellt den schnellsten Mann der deutschen Geschichte vor.

„History Maker, happiest man right now! 999″, kommentierte Ansah unter seinem eigenen Instagram-Beitrag, der den Sprinter des Hamburger Sportvereins vor der Zeittafel mit den drei Neunern zeigt. Wie genau erlebt man eigentlich einen solchen Ausnahme-Lauf? Richtig, gar nicht! In einem Interview mit dem Portal Leichtathletik.de erzählte Ansah, dass er kaum mehr Erinnerungen an das Rennen habe, außer, dass er vorneweg gerannt sei.

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Rekordhalter kämpfte mit Verletzungen

Und das kann er wie kaum ein Zweiter. Denn der Sohn eines ghanaischen Leichtathleten und einer deutschen Mutter sprintet seit nunmehr sieben Jahren im Trikot des HSV – und das stetig besser. Ansah feierte nicht nur zahlreiche Erfolge bei deutschen U-Meisterschaften, sondern verbuchte auch immer schnellere Zeiten – bis hin zur magischen Marke in seinem erst sechsten Saisonrennen.

Nach einer verletzungsbedingt (Schambein-Ödem) verpassten Saison 2023, musste Ansah auch im Herbst noch einen Rückschlag verkraften. Ein Ermüdungsbruch im Fuß ließ erst in diesem Mai die ersten Läufe auf Spikes zu. Umso überraschender kommt die Rekordzeit - aber nicht für seine Weggefährten.

Ansah ist Deutschlands neuer Sprint-König

„Es wurde Zeit. Wir haben eine Generation an Sprintern, von denen mehrere das Potenzial dazu haben. Owen hat es heute gemacht. Glückwunsch an ihn und sein Team“, gratulierte Julian Reus. Der mittlerweile 36-Jährige ist der entthronte Rekordhalter. In der Vergangenheit hatte Reus eigenhändig die drei besten deutschen Zeiten der Historie aufgestellt.

Auch Ansahs Trainer, der ehemalige Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer konnte nicht anders als von einem Kapitel deutscher „Sportgeschichte“ zu sprechen. In einem NDR-Beitrag lobte auch HSV-Präsidiumsmitglied Bernd Wehmeyer seinen Athleten über den grünen Klee: „Owen ist ein Aushängeschild für Deutschland, für die deutsche Gesellschaft und den deutschen Sport.“

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So viel Lob ist Ansah beinahe unrecht. Zwar verfügt der Super-Sprinter über ein gesundes Selbstbewusstsein, kündigte am Dienstag bei einem Medientermin in Hamburg gar an, noch schneller laufen zu wollen. Doch er muss nicht immer im Mittelpunkt stehen.

Er ist der schnellste Mann Deutschlands: Owen Ansah
Er ist der schnellste Mann Deutschlands: Owen Ansah

Eines aber werde er sich dennoch nicht nehmen lassen: den Platz in den Geschichtsbüchern: „Den deutschen Rekord kann mir zwar wieder jemand wegnehmen. Aber dass ich der erste Deutsche bin, der unter zehn Sekunden gerannt ist, das kann mir niemand mehr wegnehmen. Ich bin mega happy“, so der gebürtige Hamburger.

„Der Traum ist es, im Olympischen Finale zu stehen“

Was soll also nun noch kommen? „Der Traum ist es, im Olympischen Finale zu stehen“, gab Ansah jüngst nach seinem Triumph die Richtung vor. Die Chance jedenfalls besteht – und das in nur einem Monat.

Mit seinem Rekordlauf sicherte sich der 1,91-Meter-Mann einen direkten Startplatz in der olympischen Einzelkonkurrenz, in der 4x100-Meter-Staffel ist er ohnehin gesetzt. „Das macht mich stolz. Das macht unser Team stolz, dass wir alle so stark sind und Deutschland repräsentieren können - und natürlich auch vorne mitlaufen“, freute sich Ansah.

Nur allzu schade, dass sich nicht alle mitfreuen können. Rassistische Anfeindungen musste der Sprinter über sich ergehen lassen, Kommentare, dass sich Deutschland Hilfe aus Afrika holen müsse und weitere verletzende Abfälligkeiten.

Rassismus gegen Ansah: DLV kündigt Konsequenzen an

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) kündigte bereits juristische Konsequenzen an – und Ansah? Der reagierte besonnen: „Mich interessiert das null Prozent. Das geht hier rein, da raus. Ich habe meine Freunde, Familie und Leute, die mich supporten bei mir. Es gibt immer Hater, aber mich beschäftigt das gar nicht.“

Nur zu gut, dass er im Kreise seiner Familie direkt einen gefunden hat, dem er nacheifern kann: „Mein Vorbild ist mein Papa. Er ist damals nach Deutschland gekommen, ohne irgendwas zu haben.“

Nun hat der Papa die Goldmedaille der DM, die ihm sein Sohn widmete. Den Stolz auf seinen Sohn. Und die Aussicht, der Vater eines deutschen Olympia-Medaillengewinners zu werden. Übrigens: Während Sie diesen Artikel lasen, hätte Ansah die 100-Meter - bei einer normalen Lesegeschwindigkeit - bereits über 16 Mal absolviert.