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Der größte Skandal-Klub Europas: „Ich ließ ihn am ganzen Körper zittern"

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Der größte Skandal-Klub Europas

Olympique Marseille ist ein Chaos-Klub schlechthin. Von den Verantwortlichen über die Charaktere in der Mannschaft bis hin zu den Fans: Bei diesem Konstrukt ist Ärger nicht nur vorprogrammiert, sondern Tradition.
Bei Olympique Marseille herrscht fast immer Chaos
Bei Olympique Marseille herrscht fast immer Chaos
© IMAGO/Icon Sport
Johannes Behm
Olympique Marseille ist ein Chaos-Klub schlechthin. Von den Verantwortlichen über die Charaktere in der Mannschaft bis hin zu den Fans: Bei diesem Konstrukt ist Ärger nicht nur vorprogrammiert, sondern Tradition.

In Marseille jagt ein Eklat den nächsten. Beim französischen FC Hollywood gehören Chaos, Skandale und Ärger mit den Fans mittlerweile zur Klub-Tradition.

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In der aktuellsten Episode der nie endenden Olympique-Serie spielte Präsident Pablo Longoria die Hauptrolle und überraschte mit seinen Vorwürfen gegen französische Schiedsrichter.

Tatsächlich beschuldigte er die Verantwortlichen wegen strittiger Entscheidungen bei Marseilles Niederlage gegen Auxerre der „Korruption“ und drohte - wenn die Super League anklopfen sollte - mit dem Liga-Austritt.

Im Nachgang entschuldigte er sich, die Hauptschiedsrichter der Ligue 1 möchten aber wohl trotzdem eine Verleumdungsklage einreichen - ein neues Kapitel in der Skandal-Akte des Klubs.

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Haftstrafe für Ex-Präsident

Häufig ist die gewaltbereite Fan-Szene für den Ärger verantwortlich, mal sind es die schwierigen Charaktere innerhalb der Mannschaft - in aller Regelmäßigkeit sorgen aber auch die Verantwortlichen für Ungereimtheiten, auch schon Longorias Vorgänger.

Davon werden bis heute die größten Erfolge des Klubs überschattet. 1993, als OM (mit Rudi Völler) die Champions League sowie die Liga gewann, hatte der damalige Präsident Bernard Tapie illegal nachgeholfen.

Während die Beweislast in der Liga ausreichte, und OM vom Meister zum Zwangsabsteiger wurde, wird der Klub immer noch als Sieger des Henkelpotts geführt. Tapie wurde wegen Matchfixing und Korruption zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt, allerdings nur wegen der nachgewiesenen Straftaten auf Liga-Ebene.

Bislang hat es kein anderen Team aus Frankreich geschafft, die Königsklasse zu gewinnen. Marseille hat den finanzstarken Parisern, die sich seit Jahren die Zähne am größten internationalen Wettbewerb ausbeißen, also immer noch etwas voraus.

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Greenwood als Parabeispiel der Transfer-Strategie

Abgesehen von der „skandalösen“ Niederlage gegen Auxerre läuft es sportlich derzeit ziemlich gut an der Cote d’Azur. Nach Platz acht im Vorjahr führt OM unter Neu-Trainer Roberto De Zerbi das Verfolgerfeld hinter PSG an. Die Mannschaft ist so talentiert wie lange nicht.

Sinnbildlich für die neue Transfer-Strategie steht Neuzugang Mason Greenwood, der bei Manchester United wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung, vorsätzlicher Körperverletzung und Nötigung suspendiert worden war - und in Frankreich nun langsam aber sicher zu alter Stärke zurückfindet. In der Liga steht er bei bereits 14 Treffern!

OM setzt auf Profis, die wegen ihrer Probleme neben dem Rasen preiswert sind, und hat sich so laut dem Online-Portal GCR ein waschechtes „Suicide-Squad“ zusammengebastelt. Aufgrund der hohen Dichte der schwierigen Charaktere könnte es jederzeit zu einem Knall kommen, soll damit ausgedrückt werden.

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De Zerbis „Suicide Squad“

Zum einen wäre da Adrien Rabiot. Schon allein wegen seiner Mutter, die ihn in erster Linie eigentlich nur berät, mitunter aber auch Mitspieler kritisiert oder Klub-Verantwortliche direkt angeht, wäre der Franzose unbestritten seiner fußballerischen Qualitäten bei vielen Top-Klubs kein Thema.

Amine Harit, noch bekannt aus Schalker Zeiten, hat sich in der Vergangenheit auch schon häufiger Undiszipliniertheiten geleistet. 2018 war er in Marokko sogar als Fahrer bei einem Autounfall beteiligt, bei dem ein Fußgänger zu Tode gekommen war.

Aber auch De Zerbi selbst passt ins Bild. Der Italiener wurde nach seinem Brighton-Aus eigentlich mit viel größeren Klubs in Verbindung gebracht, landete am Ende aber in Südfrankreich.

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Trainer passt zur Strategie

De Zerbi soll in seiner Trainer-Vergangenheit schon häufiger mit Klub-Bossen angeeckt sein.

Um die Skandal-Mannschaft perfekt zu machen, würde jetzt eigentlich nur noch einer fehlen: Paul Pogba, der sich derzeit für die Zeit nach seiner Doping-Sperre fit macht. Kein Wunder, dass es mit dem französischen Weltmeister bereits Gespräche gegeben haben soll.

„Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werden wir Paul Pogba sehr gerne willkommen heißen, damit er uns im nächsten Jahr hilft“, hatte Sportdirektor und Ex-Bayern-Profi Medhi Benatia der L'Équipe Anfang Februar erklärt.

Was nach einem Himmelfahrtskommando aussieht, hat sich bislang allerdings noch nicht als solches entpuppt. Stattdessen liefert die Mannschaft ab - und neben dem Platz ist es vergleichsweise ruhig.

Der bedrohlichste Faktor: die Fans

Was man neben Mannschaft und Verantwortlichen bei OM allerdings nie vergessen darf, sind die Fans, die nicht nur für ihre Lautstärke im Stade Vélodrome bekannt sind. Insbesondere die Ultras sorgen immer für Ärger. Ausschreitungen, Morddrohungen und Gewalt gehören in der Szene zum Alltag.

In der vergangenen Saison bekam das auch Lyon-Trainer Fabio Grosso am eigenen Leib zu spüren, als er vor dem Derby gegen OM bei der Anfahrt mit dem Bus mit Steinen im Gesicht getroffen worden war. Das Spiel wurde abgesagt.

Unvergessen bleibt auch die Raketen-Attacke 2022 beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt, die einen SGE-Anhänger fast das Leben gekostet hätte. Immer wieder gibt es Ärger, Marseille-Anhänger werden - genauso wie inzwischen auch ihre Stadt - gefürchtet. Laut dem Crime-Index der globalen Datenbank ist Marseille die gefährlichste Stadt Europas.

Ultra-Chef Zeroual droht OM-Bossen

Fans attackieren jedoch nicht nur gegnerische Verantwortliche wie Anhänger, sondern auch die eigenen Bosse und Spieler, falls es mal nicht so läuft wie gewünscht. Rachid Zeroual steht an der Spitze der Ultras. „Wir hatten immer die Intelligenz, um zu wissen, wann es notwendig war zu handeln, um die Bosse in die Luft zu jagen“, hatte Zeroual der Tageszeitung Le Monde im Jahr 2021 erzählt. So rühmt er sich auch für das Aus von Didier Deschamps 2012: „Ich ließ ihn am ganzen Körper zittern. Ich sagte ihm, dass ich seinen Kopf von seinen Schultern nehmen würde. Tatsächlich verließ er OM.“

Bleibt zu hoffen, dass es für De Zerbi und Co. in dieser Saison nicht „notwendig“ wird.