Wenn Masterminds im Fußball verschwinden, klafft danach oft eine kaum zu kompensierbare Lücke.
Abgang, der PSG ins Wanken bringt?
Durch eine Umstrukturierung bei Paris Saint-Germain wird den französischen Hauptstadtklub nun ein wichtiger Name verlassen. Um diesen zu kompensieren, strebt das Management um Nasser al-Khelaifi Medienberichten zufolge bereits zwei Nachfolger an. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
Dabei dürfte der Abgang jedoch weitreichende Konsequenzen für das Team um Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé mit sich ziehen.
Der stellvertretende Generaldirektor der Pariser, Jean-Claude Blanc, verlässt PSG auf eigenen Wunsch nach insgesamt elf Jahren und 12 Saisons zum Ende des kommenden Januars. Der 59-Jährige widmet sich jedoch umgehend einer Aufgabe mit noch weitreichenderem sportlichem Einfluss.
Stellvertretender Generaldirektor verlässt PSG
Bei Paris Saint-Germain seinen guten Ruf über Jahre hinweg zu wahren und nicht anzuecken, ist kein einfaches Unterfangen. Erst im November waren zum Beispiel verbale Differenzen zwischen Neymar und dem französischen Superstar Kylian Mbappé öffentlich geworden.
Doch Blanc schaffte es – über ein Jahrzehnt hinweg! Wenige Monate nach der katarischen Scheich-Übernahme von PSG wurde er in das Amt des stellvertretenden Generaldirektors berufen. Seitdem wirtschaftete er in horrenden Dimensionen. Dabei nicht minder entscheidend: Sein interner Einfluss auf Großprojekte!
So wurde der Pariser Prinzenpark im Vorfeld der EM 2016 umgebaut und prächtig in Szene gesetzt. Dabei zeichnete sich der Name Blanc für dieses Projekt verantwortlich, ebenso wie für den Bau des neuen Pracht-Trainingszentrums im nordwestlich der Hauptstadt gelegenen Poissy.
Auf einem 74 Hektar großen Areal entstand dieses Prunkstück über die vergangenen Jahre sowohl für die Profis um Messi und Neymar, als auch für die Jugend-Abteilung, wo der kleine Mbappé-Bruder bereits für Aufsehen sorgt. Eingeweiht wird der hochmoderne Campus im kommenden Sommer, dann allerdings ohne Blanc.
Blanc ehemaliger Juve-Präsident
Denn der heute 59-Jährige suchte nach neuen Herausforderungen - und fand sie weiterhin im Weltfußball. Dabei klangen seine Bewerbungsunterlagen vielversprechend: Harvard-Absolvent, Generaldirektor des französischen Tennisverbandes, Geschäftsführer und Präsident von Juventus Turin, nun seine langjährige Stelle bei PSG.
Doch der Einfluss sank in den vergangenen Monaten – nun also der neue Schritt. Die britische Ineos-Gruppe warb um den französischen Sportfunktionär – mit Erfolg. Dabei wird Blanc ab dem kommenden Februar in der dortigen Rolle des Generaldirektors der Sportabteilung tätig sein.
Sein Aufgabenbereich dürfte sich auf gewohntem Terrain bewegen: OGC-Nizza ist ebenso Teil der Unternehmensgemeinschaft wie der Fußballklub des FC Lausanne in dem französischsprachigen Gebiet der Schweiz. Nizza hat in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung offiziell bekannt gegeben, dass Blanc im Februar 2023 in die Ineos-Gruppe eintreten wird. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
Durch die weitreichende Expertise im Sportgeschehen, auch abseits des Balles, kann Blanc aber auch die anderen sportlichen Geschäftszweige von Ineos überwachen. Dabei sind insbesondere das Sponsoring des Ineos-Radteams, der Einsatz im britischen Segelteam des America‘s Cups und eine Teilübernahme des Formel-1-Teams von Mercedes als prominente Beispiele herauszuheben. (NEWS: Alle Infos zur Formel 1)
Zwar ist das britische Unternehmen um CEO Jim Ratcliffe eigentlich in der Chemie-Branche ansässig, expandierte jedoch in den vergangenen Jahrzehnten auch durch strukturelle Management-Entscheidungen.
Auch beim Weltrekordversuch von Eliud Kipchoge im Jahr 2019, bei dem das Ziel verfolgt wurde, als erster Mensch einen Marathon über 42,195 Kilometer in unter zwei Stunden zu absolvieren, trat Ineos als Hauptsponsor auf.
Somit muss Blanc keineswegs auf kapitalstarke Rückendeckung verzichten und ist nun für diverse Sportarten der Unternehmensgruppe parallel zuständig. Ratcliffe sagte, er sei „hocherfreut, Jean-Claude Blanc mit seiner langjährigen Erfahrung in verschiedenen Sportarten begrüßen zu können“.
Und PSG?
An Alternativen wird es Paris Saint-Germain nicht mangeln, auch bei den Lockargumenten dürften beträchtliche Summen aus Katar eine Rolle spielen.
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So handelt die französische Zeitung Le Parisien bereits die Kommunikationschefin von Facebook für den südeuropäischen Raum, Michelle Gilbert, und den ehemaligen Chefredakteur von France Football, Pascal Ferré, als Doppel-Nachfolger. (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)
Ob sie sich - im Falle des Falles - ebenfalls elf Jahre im Promi-Kosmos des französischen Meisters behaupten können?