Der FC Santos hat sogar den großen Pelé wiederauferstehen lassen, um den verlorenen Sohn Neymar von einer Rückkehr zu seinen Wurzeln zu überzeugen.
Neymar? Mehr Pathos geht kaum
In einem vor Pathos triefenden Video lockt eine KI-generierte Stimme der am 29. Dezember 2022 verstorbenen Legende Neymar wieder zu dem Klub, der beide Karrieren prägte.
![Neymar im Scheinwerferlicht](/_next/static/images/fallback-image-16-9-eaa0aba7a536c27bcdf9caee94ca26cb.png)
Er sehe „alles von hier oben“, erklärt die künstliche Pelé-Stimme und berichtet von schwierigen Zeiten. „Die Stadt ist traurig geworden. Mein Thron ist leer.“ Sein legendäres Trikot mit der Nummer zehn verstaube im Speicher.
„Es ist noch niemand gekommen, der es tragen kann. Ich glaube sogar, dass es nur eine Person gibt, die es tragen kann. Weißt du, wer?“, wendet sich der KI-Pelé direkt an Neymar, der bei Santos einst seine Weltkarriere begründete.
Neymar hangelt sich von Tiefpunkt zu Tiefpunkt
Eine Karriere, in der sich Neymar zuletzt aufgrund schwerer Verletzungen von einem Tiefpunkt zum nächsten hangelte.
Die Vertragsauflösung beim saudischen Klub Al-Hilal ist die jüngste Ausprägung des schleichenden Niedergangs des brasilianischen Superstars, den Paris Saint-Germain mit der Ablöse von 222 Millionen Euro 2017 an den FC Barcelona zum teuersten Fußballer der Welt machte.
Nun kämpft Neymar um die Fortsetzung seiner Karriere. In seiner Heimat soll der Offensivstar zurück zu alter Stärke finden. „Nicht nur Santos, auch Brasilien braucht dich wieder. Hör auf dein Herz. Geh zurück in deine Heimat, in deine Stadt, zu deinem Volk“, fleht der künstliche „O Rei“ in dem Video seinen designierten Nachfolger an. „Ich erlaube dir, meinen Thron zu besteigen und meine Krone zu tragen.“
Den Schritt zurück in seine Heimat beurteilt Journalist Marcelo Bechler von TNT Sports positiv. „Er muss sich selbst wieder als Spieler fühlen“, sagt Bechler im Gespräch mit SPORT1. In den vergangenen Jahren habe sich Neymar auch aufgrund seiner Verletzungen immer mehr vom Fußball entfernt.
„Daher ist es gut für ihn, nach Hause zurückzukommen und die heißen Emotionen des Publikums in seiner Heimatstadt zu spüren.“
Über Santos wieder zurück nach Europa?
Brasilianische Medien berichten, dass Neymar im Laufe der Woche in seiner Heimat eintreffen soll. Laut Folha de S.Paulo könnte er dann im Idealfall im Rahmen des Derbys gegen den FC Sao Paulo am Samstag als Neuzugang des FC Santos vorgestellt werden.
Angeblich soll sein Vertrag zunächst eine kurze Laufzeit haben. Neymar soll die Rückkehr zu seinem Jugendklub auch dazu nutzen, um sich für einen möglichen Wechsel zurück nach Europa im Sommer wieder ins Schaufenster zu stellen.
Insider glauben aber, dass er sich komplett beim Pelé-Klub auf die WM 2026 vorbereiten wird, damit Vater Neymar den Verein als Mehrheits-Eigentümer einer Fußball-AG übernehmen kann.
Sportlich sind ohnehin schon hohe Erwartungen an die Rückkehr des verlorenen Sohnes, dessen Stern mit 136 Toren in 225 Spielen bei Santos aufging, geknüpft. Ein Jahr nach dem erstmaligen Abstieg in die zweite Liga träumt der Traditionsklub nach der Rückkehr in die Erstklassigkeit dank Neymars Hilfe schon wieder von der Qualifikation für die Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League.
„Mit der Rückkehr zu Santos hat er weniger Druck“, meint indes Bechler, der 2021 den Transfer von Lionel Messi zu PSG enthüllte. Denn Neymar hat ein großes Ziel vor Augen: Die WM 2026.
Neymar kämpft um „Last Dance“ mit der Selecao
Neymar werde sein Bestes geben, um wieder in Form zu kommen und dann mit Brasilien bei der Endrunde in den USA, Kanada und Mexiko seinen „Last Dance“ und ein „Grande Finale mit der Selecao“ zu feiern, glaubt Bechler.
Die WM wäre ein letztes sportliches Highlight für Neymar. Am 5. Februar wird er 33, bei dem Turnier wäre er 34. „Ich weiß, dass es meine letzte Weltmeisterschaft ist, meine letzte Chance“, sagte Neymar Anfang Januar in einem CNN-Interview. „Ich werde alles tun, um dabei zu sein.“
Mit 79 Toren in 128 Spielen ist Neymar Brasiliens Rekordtorschütze, doch die Sehnsucht nach dem sechsten WM-Titel konnte „Ney“ nicht erfüllen. Bei der Heim-WM 2014 fehlte er bei der 1:7-Schmach gegen Deutschland wegen einer Rückenverletzung.
Sein bislang letztes Spiel für die Selecao bestritt Neymar im Oktober 2023. Der Einsatz hatte bittere Folgen. Bei einem Zweikampf verdrehte er sich das linke Knie – die niederschmetternde Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes und ein Meniskusschaden.
Neymar-Abenteuer wird zum teuren Missverständnis
369 Tage musste Neymar pausieren, ehe er Ende Oktober 2024 in der asiatischen Champions League sein Comeback für Al-Hilal feierte. Doch kurz darauf zwang ihn eine Muskelverletzung zu einer erneuten Zwangspause.
Nun endete mit der Vertragsauflösung das millionenschwere Missverständnis vorzeitig. 90 Millionen Euro Ablöse hatten die Saudis im Sommer 2023 für Neymar an PSG gezahlt. In lediglich sieben Einsätzen erzielte er ein mageres Tor. Bei seiner Vertragsauflösung verzichtete Neymar angeblich auf noch ausstehende Zahlungen in Höhe von 65 Millionen US-Dollar.
„Neymar ist nicht mehr auf dem Niveau, das wir gewohnt sind. Die Dinge sind leider schwierig für ihn geworden“, hatte Al-Hilals Trainer Jorge Jesus zuletzt gesagt.
Auch für Bechler ist die Frage nach Neymars körperlichem Zustand spannend. „Es gibt große Zweifel bezüglich seiner physischen Fähigkeiten, aber nicht in Bezug auf seine technischen Fähigkeiten“, urteilt der Journalist und meint in Bezug auf Jesus‘ Einschätzungen: „Vielleicht unterschätzt er auch, was Neymar noch immer in der Lage ist zu leisten.“
Das soll Neymar nun wieder im Trikot des FC Santos beweisen - mit dem Segen des KI-Pelé: „Von hier oben werde ich dir immer applaudieren, mein Prinz.“