Nicht schon wieder!
„Schon hast du den Salat“
Das wird sich so mancher deutsche Handballfan beim 31:27-Auftaktsieg gegen Katar gedacht haben. Rund zehn Minuten vor dem Ende brach Ahmed Saleh halblinks durch und verkürzte auf 25:26. Die Truppe von Bundestrainer Alfred Gislason hatte es fertiggebracht, einen zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Vorsprung (22:16) fast zu verspielen - und das nicht zum ersten Mal. (SERVICE: Alle Spiele und Ergebnisse)
Bereits in Durchgang eins schien alles auf einen sicheren Triumph des Teams um Kapitän Johannes Golla hinauszulaufen. Auf 11:5 war man nach zwölf Minuten bereits enteilt. Doch gerade einmal acht Minuten später war der fünfmalige Asienmeister wieder auf 12:14 herangekommen.
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Wieder einmal schien Katar zum Schreckgespenst für eine deutsche Handballauswahl zu werden. Im WM-Viertelfinale 2015 beendete der damalige Gastgeber die deutschen Titelträume mit einer 24:26-Pleite. Nur zwei Jahre später scheiterte Deutschland als Europameister überraschend mit 20:21 im Achtelfinale. (BERICHT: Katar - der ehemalige Handball-Schreck)
Deutschland zeigt Charakter - und hadert mit dem Spielverlauf
Doch diesmal zog sich das DHB-Team am eigenen Schopf aus dieser Notlage. Anstatt das Spiel komplett aus der Hand zu geben, übernahm die Mannschaft wieder das Kommando, belohnte sich für eine über weite Strecken starke Leistung - und setzte gleichzeitig eine beeindruckende Serie fort. Zum siebten Mal in Folge ging Deutschland in einem WM-Auftaktmatch als Sieger von der Platte. (NEWS: Alles zur Handball-WM 2023)
Damit datiert der letzte WM-Auftakt, der nicht mit einem Sieg endete, weiterhin aus dem Jahr 2009. Damals trennte man sich mit 26:26 von Russland.
Dennoch haderte Juri Knorr nach dem Spiel beim ZDF mit diesem Verlauf. „Wir schaffen es nie, das Spiel richtig in unsere Richtung zu lenken. So müssen wir bis zum Schluss noch zittern“, ärgerte er sich und fügte hinzu: „Das letzte Stück Konsequenz hat auf beiden Seiten gefehlt. Aber vielleicht hängt es beim Auftakt auch mit etwas Nervosität zusammen. Das war bei mir auch so.“
Von Aufgeregtheit war bei dem Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen jedoch nicht viel zu merken. Der 22-Jährige überragte in der Anfangsphase mit fünf perfekten Wurfversuchen und war so maßgeblich am starken deutschen Start beteiligt. Am Ende stand er bei überragenden 80% Trefferquote und setzte sich mit acht Toren an die Spitze im DHB-Team. (SERVICE: Die Topscorer der Handball-WM 2023)
Kai Häfner: „Schon hast du den Salat“
Vom Bundestrainer gab es für den jüngsten deutschen WM-Teilnehmer in diesem Jahr daher ein Extralob. „Ich war sehr zufrieden mit ihm. Er hat ein paar Fehler gemacht, aber hat auch ganz wichtige Tore gemacht in der Phase, wo Katar auf einen Punkt herankam.“ Das sahen auch die Offiziellen so und wählten Knorr zum Man of the Match. (EINZELKRITIK: Tragischer Held und starker Youngster)
Dennoch sprach auch Kai Häfner die Schwächephasen an. In der Pause habe man das noch thematisiert, umso ärgerlicher ist es, dass es im zweiten Durchgang wieder zu diesem Durchhänger kam. „Wir schmeißen die Bälle etwas weg, spielen nicht mehr auf den Punkt und vergeben ein, zwei Chancen. Schon hast du den Salat zusammen.“ Aber grundsätzlich könne man mit dem Sieg zufrieden sein, schloss der 33-Jährige versöhnlich.
Wolff sorgt für Sorgenfalten
Allerdings gab es auch nach Abpfiff noch Grund zu kleinen Sorgenfalten im deutschen Lager. Kurz vor dem Ende humpelte Andreas Wolff verletzt vom Feld.
„Er hat gesagt, dass seine Wade zuzieht. Daher haben wir ihn direkt rausgenommen, bevor es eine Zerrung wird“, erklärte Bundestrainer Alfred Gislason nach dem Spiel: „Wir wollten keine Muskelverletzung riskieren. Wir hoffen, dass die Masseure das für das Serbien-Spiel hinkriegen.“
Mittlerweile gibt es eine erste Entwarnung seitens des DHB. Wolff habe sich lediglich eine leichte Zerrung zugezogen. Einem Einsatz am Sonntag stehe demnach nichts entgegen. (NEWS: Wolff-Verletzung: DHB gibt Update)
Auch Patrick Groetzki hoffte nach dem Match auf eine baldige Rückkehr des Torwarts, denn „wir brauchen jeden Weltklassespieler und daher ist er für uns sehr wichtig“. Für den Rechtsaußen hatte das Spiel noch eine besondere Bedeutung. Er war nun bei sieben Weltmeisterschaften für Deutschland im Einsatz und hat mit Rekordhalter Silvio Heinevetter gleichgezogen. „Es ist eine schöne Geschichte und auch eine Auszeichnung“, zeigte er sich stolz auf diese Bestmarke und schob direkt hinterher: „Für eine achte WM-Teilnahme werde ich alles geben.“
Mit dem Sieg hat Deutschland in der Gruppe E den ersten Schritt Richtung Hauptrunde gemacht. Am Sonntag steht das zweite Gruppenspiel gegen Serbien (ab 18.00 Uhr im SPORT1-Liveticker) auf dem Programm. (SERVICE: Alle WM-Gruppen)