Der schwedische Handball-Verband SHF akzeptiert den abgelehnten Protest nach der Niederlage im EM-Halbfinale gegen Frankreich, fordert aber, dass Konsequenzen gezogen werden.
Schweden kündigt Konsequenzen an
Die Europäische Handballföderation (EHF) zeigt sich derweil zerknirscht über die folgenschwere Fehlentscheidung.
Handball-EM: Schweden fordert Regeländerung
SHF-Präsident Fredrik Rapp hat mitgeteilt, dass sein Verband keine Berufung gegen den abgeschmetterten Protest gegen die Wertung des Spiels einlegen werde - auch weil das Regelwerk dafür wohl schlicht keine Grundlage hergebe.
„Wir werden jedoch nach der EM noch einen Schritt weiter gehen und einen offiziellen Brief an die EHF schreiben, um eine Änderung der Regeln zu erreichen, damit sie klarer werden und dazu beitragen, dass der Handball noch besser wird“, ergänzte Rapp: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir das in Zukunft nicht akzeptieren werden.“
EHF-Präsident Michael Wiederer bezeichnete die Entscheidung der Schiedsrichter, nicht auf den Videobeweis zurückzugreifen, in einer Pressekonferenz am Samstag als „klaren Fehler“.
„Die Schiedsrichter hätten sich das Video ansehen sollen“, sagte der Österreicher, warb aber zugleich um Verständnis. Das Spiel werde „immer schneller und schneller“ und habe sich „technisch und von der Geschwindigkeit her enorm“ entwickelt: „Es ist eine große Herausforderung für die Schiedsrichter.“
Dennoch wollte er diesen Fehler sowie zwei weitere Fehlentscheidungen im Turnierverlauf, bei denen Videobeweis fälschlicherweise nicht eingesetzt worden war, nicht kleinreden. Es sei „nicht möglich, Fehler in der Zukunft zu vermeiden, aber wir tun alles, um sie zu minimieren“.
Handball-EM: Tatsachenentscheidung bleibt bestehen
Der Europameister von 2022 hatte nach der Partie am Freitagabend (30:34 n.V.) Einspruch gegen die Wertung des Spiels eingelegt.
Der Protest habe sich laut EHF "auf die Nichtverwendung des Video Review (VR) zur Überprüfung des letzten Freiwurfs für Frankreich in der 60. Minute des Spiels" bezogen. Nach "einer sorgfältigen Bewertung" der Situation sei die Disziplinarkommission zu dem Entschluss gekommen, dass es im Ermessen der Schiedsrichter liege und "nicht verpflichtend" sei, die VR-Technologie einzusetzen.
Der Treffer von Elohim Prandi, mit dem die Franzosen sich bei bereits abgelaufener Spielzeit in die Verlängerung gerettet hatten, sorgte bereits kurz nach der Partie für Diskussionen. Beim Blick auf die Zeitlupe konnte man zur Erkenntnis kommen, dass Prandis Fuß sich bei dem direkt verwandelten Freiwurf zu früh vom Boden löste und der Treffer somit irregulär war. Die Schiedsrichter Gjorgji Nachevski und Slave Nikolov aus Nordmazedonien, die im Vorjahr das WM-Finale geleitet hatten, verzichteten auf die Nutzung des Videobeweises.
Frankreich bestreitet am heutigen Sonntag (17.45 Uhr LIVETICKER) das Finale gegen Weltmeister Dänemark. Schweden und Deutschland spielen zuvor um Bronze und das direkte Ticket für die Olympischen Spiele in Paris.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)