Gelöst hüpften die Spieler des THW Kiel im Kreis und bejubelten ihren Trostpreis, kurz danach nahmen die Überflieger des SC Magdeburg ohne große Emotionen ihre Medaillen für den vierten Platz entgegen.
Kiel-Überraschung im Kracher
In einer schwachen Saison hat der THW zum Abschluss des Final Four ein Ausrufezeichen gesetzt und den dritten Platz in der Champions League belegt. Einen Tag nach der deutlichen 18:30-Klatsche im Halbfinale gegen den FC Barcelona zeigten die Kieler im kleinen Finale gegen den SCM ein ganz anderes Gesicht und gewannen verdient mit 32:28 (23:14).
THW-Coach Jicha bangt um Job
„Wir sind zusammengekommen und haben uns gesagt, dass wir nochmal alles raushauen wollen“, erklärte THW-Profi Niclas Ekberg. „Wir haben eine perfekte erste Halbzeit gespielt. Ich bin wirklich glücklich uns stolz.“ Beim SCM herrschte am Ende eines Wochenendes ohne Sieg Enttäuschung. „Nichts hat funktioniert. Wir hatten eine schreckliche Abwehr“, sagte Felix Claar. „Morgen werden wir mit der Saison superzufrieden sein, im Moment ist es hart.“
Trotz des überzeugenden Erfolgs gegen den Triplegewinner steht beim THW unter dem Strich die erste titellose Spielzeit seit 2018. Die Diskussion um Trainer Filip Jicha wird auch deshalb in der Pause wohl anhalten. „Wir freuen uns, dass wir eine bessere Leistung als gestern zeigen konnten“, sagte Jicha nach der Siegerehrung. „Wenn man den SCM schlägt, hat man ein sehr gutes Spiel gemacht. Das war nicht gerade einfach, weil wir uns gestern mehr vorgenommen hatten. Das ist uns leider im Abschluss nicht gelungen. Umso mehr ist es uns heute gelungen. Deshalb ist es ein positives Abschluss der Saison“, konstatierte Jicha.
Sein Gegenüber Bennet Wiegert wird sich Gesprächen zur Zukunft nicht stellen müssen, auch wenn der SCM ein Wochenende zum Vergessen erlebte. Mit der Chance auf das historische Quadrupel angereist, blieb am Ende nach zwei Niederlagen nur Platz vier. „Am Ende steht unter dem Strich die beste Saison aller Zeiten“, hatte Routinier Matthias Musche bereits vor dem Spiel am Sonntag betont.
Magdeburg verpasst Quadrupel
Die beiden deutschen Mannschaften waren mit großen Hoffnungen in den Showdown um die europäische Krone gestartet - doch jegliche Titelträume lösten sich schnell in Luft auf. Magdeburg, Titelverteidiger und im Vorfeld als Topfavorit gehandelt, stolperte durch ein dramatisches 26:28 (11:11) bereits im Halbfinale an der dänischen Hürde Aalborg. „Wir haben gekämpft wie die Schweine. Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, stellte Musche nach der Bruchlandung der Magdeburger Überflieger direkt klar.
Beim THW herrschte nach der Packung gegen Rekordgewinner FC Barcelona große Ernüchterung, hatte man die enttäuschende Saison doch mit einem fulminanten Schlusspunkt retten wollen. „Wir wollten an einem Wochenende ein bisschen die Sachen vergessen machen, die bei uns in dieser Saison nicht gut genug waren“, haderte Nationalspieler Rune Dahmke: „Das haben wir nicht geschafft.“
Auch Trainer Jicha sprach von einem „sehr enttäuschenden Abend“ und einer „sehr, sehr harten Niederlage“ für seine Mannschaft. Zur großen Saisonanalyse wollte er aber erst nach dem Spiel um Platz drei gegen den SCM ansetzen. Die Spielzeit sei aber „auf jeden Fall sehr lehrreich gewesen“, erklärte der 42-Jährige.
Kiel mit Blitzstart zum Erfolg
Im kleinen Finale präsentierten sich die Kieler von der ersten Minute an stark verbessert. Mit einem Blitzstart zog der THW schnell auf 4:1 davon (5.). Während die Magdeburger nach ihrem vergeblichen Kraftakt gegen Aalborg müde wirkten, kämpfte Kiel um jeden Ball. Das sah auch Jicha, der seine Spieler emotional vom Spielfeldrand anfeuerte.
Der THW spielte sich in der Folge nun phasenweise in einen Rausch, bereits nach 25 Minuten hatten die Kieler mehr Treffer erzielt als im ganzen Duell gegen Barca am Vortag. Zur Pause stand ein deutliches 23:14 auf der Anzeigentafel.
Für einen Aufreger sorgte in der ersten Halbzeit Christian O‘Sullivan vom SCM. Nach einem Schlag ins Gesicht gegen Eric Johansson sah er Rot in der elften Minute. Schon im Halbfinale wurde der Norweger in der 43. Minute des Feldes verwiesen.
Im zweiten Durchgang kämpfte sich Magdeburg dann aber doch nochmal ran, verkürzte zwischenzeitlich auf vier Tore Rückstand. Somit kam in der Schlussphase einer intensiven Partie noch einmal Spannung auf - in der THW-Keeper Tomas Mrkva mit zahlreichen Paraden glänzte.