Joseph S. Blatter hat die Wahl Katars als WM-Gastgeber zum wiederholten Male kritisiert und als „schlecht“ bezeichnet.
Blatter: “Vergabe an Katar ein Irrtum”
„Es ist ein zu kleines Land - der Fußball und die WM sind dafür zu groß“, sagte der ehemalige FIFA-Präsident dem Schweizer Tages-Anzeiger.
„Die Vergabe an Katar war ein Irrtum. Und dafür trug ich als damaliger Präsident die Verantwortung“, gestand der Schweizer ein. „Jetzt, da die WM unmittelbar bevorsteht, bin ich froh, dass bis auf wenige Ausnahmen keine Fußballer die WM boykottieren.“
Wegen der Menschenrechtslage, des schlechten Umgangs mit den ausländischen Arbeitern sowie der fehlenden Frauenrechte steht Katar stark in der öffentlichen Kritik. (SERVICE: Faeser kritisiert homophobe Aussagen von WM-Botschafter)
Die WM findet nichtsdestotrotz vom 20. November bis 18. Dezember im Wüstenstaat statt. Blatter selbst wird aber nicht vor Ort sein. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)
Blatter stimmte bei der WM-Vergabe für die USA
Der 86-Jährige war von 1998 bis 2016 FIFA-Präsident und wurde 2015 von der Ethikkommission gesperrt. 2016 wurde Landsmann Gianni Infantino sein Nachfolger.
Blatter hatte die WM-Vergabe an Katar immer wieder kritisiert und stets betont, sich bei der Abstimmung für die USA ausgesprochen zu haben. Ursprünglich habe das Exekutivkomitee die WM 2018 an Russland und jene 2022 an die Vereinigten Staaten vergeben wollen.
„Es wäre eine Geste des Friedens gewesen, wenn die beiden politischen Kontrahenten nacheinander die WM ausgetragen hätten“, sagte Blatter weiter. Wichtige Stimmen seien dann aber überraschenderweise nach Katar gewandert. (SERVICE: Lesben- und Schwulenverband fordert WM-Boykott)
Dafür macht er den damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini verantwortlich. Kurz vor dem FIFA-Kongress 2010 habe Platini ihn angerufen und gesagt, „dass unser Plan nicht mehr aufgehen werde“.
Der Chef der Europäischen Fußball-Union (UEFA) soll sich vom damals regierenden französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy bedrängt haben lassen, so Blatter. Sarkozy pflegte stets gute Verbindungen zum Golfstaat. „Dank der vier Stimmen Platinis mit seinen Leuten ging die WM nach Katar statt in die USA. Das ist die Wahrheit“, verriet Blatter. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Wie nah stehen sich Platini, Infantino und Katar?
Auch an seinem Nachfolger Infantino ließ Blatter kein gutes Haar. Er frage sich vielmehr, warum sein Schweizer Landsmann in Katar lebe. Blatter sieht darin eine viel zu große Nähe zum WM-Gastgeber. „Der FIFA-Präsident müsste die Oberaufsicht haben“, forderte er.
„Ein Beispiel: Es gibt ja den Vorschlag, man solle für die verstorbenen Arbeiter und die Hinterbliebenen einen Fonds einrichten. Katar sagt Nein. Was soll jetzt die FIFA dazu sagen, wenn ihr Präsident mit Katar im selben Boot sitzt?“ (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Eine Antwort ist Infantino nämlich bislang schuldig geblieben.