Der ehemalige deutsche Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert.
Schwere Vorwürfe: Jetzt spricht Klinsmann
Nach seinen Aussagen als TV-Experte zum Sieg des Irans gegen Wales bei der WM in Katar wurde der Ex-Profi vom iranische Nationalcoach Carlos Queiroz scharf kritisiert. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Der 58-jährige Klinsmann hatte bei der BBC über die iranische Mannschaft gesprochen, und dabei im Team von Queiroz und weit darüber hinaus für Empörung gesorgt. Klinsmann hatte auch die Qualitäten von Queiroz infrage gestellt.
Klinsmann über Iran-Spieler: „Das ist ihre Kultur“
Was war passiert? Angesprochen auf die teils harte Spielweise des Irans erklärte Klinsmann vor laufenden Kameras: „Das ist kein Zufall, es ist Teil ihrer Kultur, wie sie spielen. Sie haben auf den Schiedsrichter eingewirkt. Sie wirken auf die Linienrichter und den vierten Offiziellen ein, sie liegen ihnen konstant im Ohr.“
Klinsmann behauptete, dass sich während des Spiels diverse Vorfälle dieser Art abgespielt hätten, die „wir gar nicht gesehen haben.“ Und weiter: „Das ist ihre Kultur, sie nehmen dich aus deinem Spiel.“ Klinsmann erklärte weiter, dass dabei auch die Herkunft des Schiedsrichtergespanns eine Rolle gespielt habe. Wäre dieses aus Europa und nicht aus Südamerika gekommen, hätte dies „einen großen Unterschied“ gemacht. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Queiroz reagierte erbost bei Twitter: „Unabhängig davon, dass ich Sie für ihre sportlichen Erfolge auf dem Platz respektiere, aber diese Bemerkungen über die iranische Kultur, die iranische Nationalmannschaft und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball. “
Queiroz fordert Klinsmann-Rücktritt
Der einstige Weltklassestürmer Klinsmann, Weltmeister von 1990, sei jederzeit im Quartier des Iran willkommen, um sich selbst ein Bild zu machen. „Wir versprechen Ihnen, dass wir keine Urteile über Ihre Kultur, Wurzeln und Ihren Hintergrund abgeben werden. Wir versprechen, dass Sie jederzeit willkommen sind in unserer Familie“, so Queiroz.
Gleichzeitig forderte der Coach, als Bedingung für einen Besuch Klinsmanns, dass dieser „selbstverständlich“ aus der Technical Study Group (TSG) des Weltverbandes FIFA austrete. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Ähnlich äußerte sich auch der iranische Fußballverband in einem Statement. Man habe die FIFA um eine Klarstellung gebeten und verlange eine Entschuldigung von Klinsmann. Gleichzeitig garantierte man Klinsmann, dass man ihn bei einem Besuch nicht nach seinen „dramatischen Schwalben“ als Spieler beurteilen werde.
Die brisanten Aussagen waren nicht nur bei Queiroz, dem Klinsmann auch bescheinigte, bei seinen Stationen in Südamerika und Ägypten „gescheitert“ zu sein, auf scharfe Kritik gestoßen. Bei Twitter äußerten diverse Menschen ihren Unmut und warfen Klinsmann Fremdenfeindlichkeit oder gar blanken Rassismus vor.
Das sagt Klinsmann zu den Vorwürfen
Auch die BBC kam dabei nicht gut weg - unter anderem, weil sie in ihrer Expertenrunde neben Klinsmann zwar zwei Waliser, aber keinen Iraner sitzen hatten. Die bei Klinsmanns Ausführungen auch keine Widerworte parat hatten.
Klinsmann zeigte sich am Sonntag gesprächsbereit. „Es gab Dinge, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Ich werde versuchen, ihn anzurufen und die Dinge zu beruhigen“, sagte er und betonte, „nie“ Queiroz oder „die iranische Bank kritisiert“ zu haben.
Ich habe nur ihr emotionales Verhalten beschrieben, das in gewisser Weise sogar bewundernswert ist. Die ganze Bank lebt das Spiel. Sie springen auf und ab, und Carlos ist ein sehr emotionaler Trainer, der ständig an der Seitenlinie steht und versucht, seinen Spielern seine ganze Energie zu geben“.
Iran steht besonders im Fokus
Es gab aber auch Stimmen, die Klinsmann verteidigten. Das Argument hier: Der Ex-Nationalspieler habe sich in seinen Aussagen einzig auf die Spielweise bezogen, aber nicht das Land Iran oder dessen Kultur kritisieren wollen.
Das iranische Team steht politisch aufgrund der Proteste in der Heimat und einigen Aktionen, die als Unterstützung der Protestbewegung gedeutet werden, auch intern unter Druck. Im ersten Spiel gegen England (2:6) hatten die iranischen Akteure die Nationalhymne nicht mitgesungen, im zweiten Spiel gegen Wales (2:0) dann schon.
Im letzten Gruppenspiel treffen die Iraner nun auf die Auswahl der USA. Die Vereinigten Staaten gelten als Erzfeinde der Mullahs im Iran.
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