Home>Fußball>EM 2024>

Wolfsgruß-Eklat bei EM: Experte befürchtet "Jackpot für Erdogan"

EM 2024>

Wolfsgruß-Eklat bei EM: Experte befürchtet "Jackpot für Erdogan"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Experte fürchtet „Jackpot für Erdogan“

Die Emotionen rund um den Wolfsgruß-Jubel von Merih Demiral bei der EM kochen weiter hoch. Sozialwissenschaftler Yasar Aydin erklärt, warum er befürchtet, dass das Thema Erdogans Anhängern in der Türkei und Deutschland in die Hände spielt.
Hüpft Oranje weiter von rechts nach links durch das Turnier oder nehmen die Türkei-Fans wieder die Straßen der deutschen Großstädte in Beschlag? Ein Viertelfinal-Duell bei dem alles möglich scheint.
SPORT1 Angebote | Anzeige
SPORT1 Angebote | Anzeige
Die Emotionen rund um den Wolfsgruß-Jubel von Merih Demiral bei der EM kochen weiter hoch. Sozialwissenschaftler Yasar Aydin erklärt, warum er befürchtet, dass das Thema Erdogans Anhängern in der Türkei und Deutschland in die Hände spielt.

Wie folgenschwer wird der massive Wirbel um die Sperre für Merih Demiral wegen seines hochumstrittenen Wolfsgruß-Wirbels bei der WM?

{ "placeholderType": "MREC" }

Der deutsch-türkische Sozialwissenschaftler Yasar Aydin warnt in einem Interview mit dem Focus davor, dass der autoritäre türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Kapital aus der Aufregung schlagen könnte.

Wolfsgruß wird in Türkei zwiespältig gesehen

Der Wolfsgruß werde in der Türkei zwiespältiger gesehen als in der deutschen Öffentlichkeit, Erdogan wolle sich dies zunutze machen wollen, ordnet der frühere Mitarbeiter der Bundeszentrale für Politische Bildung ein.

„Es gibt dazu zwei verschiedene Auffassungen in der Türkei“, erklärt Aydin: „Viele Türken glauben, das Zeichen sei ein alttürkischer Gruß, sie denken also, er gehöre fest zur Geschichte und Kultur der Türkei dazu. Dazu muss man wissen, dass der Wolf als Tier in der türkischen Mythologie eine große Rolle spielt. Diese Annahme führt zur Empörung einiger Türken über die deutschen Reaktionen.“ Andere Segmente der türkischen Bevölkerung verbinde den Gruß aber gleichwohl „mit der Gewalt, dem Autoritarismus und dem Neofaschismus der rechtsextremen Partei MHP“. Die Debatte im Land sei „gespalten“.

{ "placeholderType": "MREC" }

Weil die positive Sicht auf den Gruß in der Türkei aber stärker sei als hierzulande, könnte der Eklat Erdogan in die Hände spielen, so Aydin: „Der Skandal rund um Demirals Wolfsgruß könnte ein Jackpot für Präsident Erdogan sein. Er könnte sich nun hinstellen und sagen: ‚Seht her, die Deutschen predigen uns Demokratie, aber akzeptieren selbst keine anderen Meinungen und Sichtweisen.‘ Er wird Deutschland und Europa wieder einmal ein Prinzip der Doppelzüngigkeit und der Doppelmoral vorwerfen– wie damals bei dem Fall rund um Mesut Özil.“ Auch Özil hat mittlerweile Partei für Demiral ergriffen und den Wolfsgruß-Jubel demonstrativ bei Instagram gepostet.

Wissenschaftler Aydin betraucht auch als Gefahr, dass „der Wolfsgruß vor allem unter türkischen Jugendlichen in Deutschland Zustimmung findet. Sie bekommen von Erdogan vermittelt, dass solche Skandale immer nur passieren, wenn es sich um die Türkei handelt. Wenn sich dieses Gefühl einstellt, könnte das dazu führen, dass gerade junge Deutsch-Türken sagen: ‚Jetzt erst recht‘ und dann auch dieses Zeichen machen.“

Fall Demiral entwickelt sich zu politischer Affäre

Der Fall hat sich auch in Deutschland zu einer politischen Affäre entwickelt. Zunächst hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Aktion scharf kritisiert (wie unter anderem auch der grüne Ministerkollege Cem Özdemir), was wiederum eine deutliche Reaktion des türkischen Außenministeriums zur Folge gehabt hatte.

Nach der Einberufung des deutschen Botschafters in Ankara bestellte das Auswärtige Amt am Donnerstag den türkischen Abgesandten ein. Obendrein kündigte Erdogan kurzfristig seinen Besuch des Viertelfinals gegen die Niederlande heute Abend in Berlin an.

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Wolfsgruß ist ein Handzeichen und Symbol, das vor allem auch der türkischen rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation Graue Wölfe zugeordnet wird. Weder die Organisation noch der Gruß sind in Deutschland verboten. Die Grauen Wölfe stehen allerdings unter der Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Demirals Jubel wurde auch von Menschenrechtlern scharf kritisiert: Von einem „absoluten Skandal“ sprach die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die auf die Rolle des Wolfsgrußes in der nationalistischen Ideologie und im Zusammenhang mit diversen Mord- und Gewalttaten gegen Minderheiten verwies.