Zu behaupten, Rodri sei einer der besten Spieler der Welt, ist wahrlich kein Hot-Take mehr. Im spanischen Nationalteam wie auch bei Manchester City gibt er den Lenker und Denker im zentralen defensiven Mittelfeld. Denjenigen, der so oft als „Metronom“ oder „Passmaschine“ bezeichnet wird.
Derjenige, der Deutschland erledigt?
Umso erstaunlicher ist es wiederum, dass der 28-Jährige trotz allem fast immer im Schatten seiner Mitspieler steht - im Verein unter anderem in Erling Haalands, bei Spanien gerade in dem der beiden Wunderkinder Nico Williams und Lamine Yamal.
Während die Iberer bei der EM von einem Glanzauftritt zum nächsten eilen, gerät ihre größte Stärke beinahe außer Acht: das herausragend agierende Mittelfeld. Rodri spielt dort den wohl besten defensivstarken Ballverteiler, den es aktuell gibt - und der sich dazu mit seinen beiden Nebenleuten Fabián Ruiz und Pedri perfekt versteht.
„Er ist der Mittelpunkt unseres Spiels. Die Achse von allem“, sagte Trainer Luis de la Fuente vor dem Viertelfinale gegen Deutschland (ab 18.00 Uhr im LIVETICKER) über den 53-maligen Nationalspieler: „In ihm haben wir einen perfekten Computer, der alle Situationen und Emotionen meisterlich verwaltet.“
Hatte Rodri während der WM in Katar noch in der Innenverteidigung aushelfen müssen, setzt ihn de la Fuente nun im Zentrum ein - wo er als Leader weitaus besser vorangehen kann. So auch wieder beim jüngsten Sieg gegen Georgien gesehen, als der 1,91 Meter große Schlaks den zwischenzeitlichen Ausgleich schoss.
„Mit Abstand der beste Mittelfeldspieler der Welt“
Er gilt in Spanien als der Mann für alles - der trifft, hilft, passt, kämpft und dirigiert. Mit 104 Ballkontakten pro Spiel sowie kaum übertreffbaren Pass- (93,5 Prozent) und Zweikampfquoten (69,6 Prozent) weist er bei diesem Turnier Fabelwerte vor.
Sein Klub-Trainer Pep Guardiola, der einst meinte, ein defensiver Sechser, der auffalle, sei kein guter, erklärte nicht umsonst noch in dieser Saison: „Er ist mit Abstand der beste Mittelfeldspieler der Welt, weil er alles kann.“
Und etwas schaffte, was es vorher so auch nie gab. Rodri stellte bis zur Niederlage der Citizens im Pokal-Endspiel gegen den Stadtrivalen Manchester United einen Europarekord von 74 ungeschlagenen Partien in Folge auf. Unvorstellbare anderthalb Jahre verlor sein Team nur, wenn er ausfiel. Mehr Sieggarant geht nicht.
Aktuelle wie ehemalige Mitspieler kommen bei Rodri nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. „Mir fehlen die Worte. Dieser Kerl. Alter, der kann alles. Ich sehe keine Schwäche in seinem Spiel. Er ist unser wichtigster Mann“, sagte Phil Foden.
Auch Ilkay Gündogan, mittlerweile beim FC Barcelona unter Vertrag, spielte lange in Manchester mit ihm zusammen und äußerste sich: „Es ist unfassbar, was Rodri für eine Entwicklung genommen hat. Rodri hat damals dazugelernt und sein Spiel perfektioniert. Als Holding Midfielder sucht er heute seinesgleichen. Er ist als Sechser der beste Spieler der Welt. Ausschalten kannst du einen solchen Spieler über 90 Minuten fast nie.“
Rodri? „Er behält immer die Ruhe“
Noch gut könne sich Gündogan an Rodris erste Wochen bei den Skyblues erinnern, wie er verriet. Im Anschluss an die Trainingseinheiten stand der Spanier damals noch mit seinem Trainer Pep Guardiola zusammen und diskutierte über verschiedene Aktionen.
Es seien muntere Gespräche zweier Fußball-Nerds gewesen - die dabei geholfen haben, dass dieser nun auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen ist. Doch während der Mann aus Madrid quasi alle Vereinstitel gewonnen hat, fehlt ihm ebenjener mit dem Nationalteam bis dato.
Die laufende EM will Rodri daher nutzen, um endlich aus dem Schatten seines mythischen Vorgängers Sergio Busquets hervorzutreten - und dafür alles geben, um auch die DFB-Elf aus dem Turnier zu kicken. Mit seinen Sequenzen, die meist recht unspektakulär sind, aber Impulse für die spanischen Angriffswellen setzen.
Im bisherigen Topduell dürfte es zu einem großen Teil darauf ankommen, wie gut ihn die Männer von Bundestrainer Julian Nagelsmann in den Griff bekommen. Es gebe „Mittel, die ihm sein Spiel erschweren, ihn zum Nachdenken bringen und ein Stück weit verzweifeln lassen“, kündigte Gündogan immerhin an.
Toni Kroos betonte ebenso, „dass sich das Spiel im Mittelfeld entscheidet“, und lobte Rodri mit ähnlichen Worten: „Er behält immer die Ruhe.“