Auftaktsieg, aber Sorgen und Wirbel um Superstar Kylian Mbappé: Mitfavorit Frankreich hat in seinem ersten EM-Spiel den 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Österreich womöglich teuer bezahlt.
Frankreich erkämpft Zittersieg
Mbappé stieß in der Schlussphase bei einem Kopfball mit der Schulter von Kevin Danso zusammen und blutete anschließend aus der Nase. Der Offensivstar wurde lange behandelt, kehrte dann aber nochmals aufs Feld zurück und setzte sich auf den Rasen. Schiedsrichter Jesus Gil Manzano zeigte Mbappé daraufhin Gelb, da er offenbar ohne Erlaubnis das Feld wieder betreten hatte. Trainer Didier Deschamps wollte ohnehin aufgrund der Verletzung wechseln, Mbappé verschwand dann auch in den Katakomben.
Mbappé erleidet Nasenbeinbruch
Wie die Nachrichtenagentur AFP aus dem engsten Umfeld Mbappés erfuhr, erlitt der Offensivstar einen Nasenbeinbruch. Zur weiteren Untersuchung wurde der 25-Jährige nach dem Spiel mit dem Krankenwagen in ein Düsseldorfer Krankenhaus gebracht. Noch in der Nacht gab es leichte Entwarnung. Laut L‘Équipe sei nach weiteren Untersuchungen entschieden worden, dass Mbappé nicht operiert werden müsse.
„Es geht ihm nicht gut, er ist in schlechter Verfassung, er war in den Händen des medizinischen Stabes. Er hat eine ramponierte Nase, es sieht auf jeden Fall kompliziert aus. Das ist der Tiefpunkt des heutigen Abends für uns“, sagte Trainer Deschamps zuvor auf der Pressekonferenz.
Der Coach zeigte sich immerhin mit dem Spiel an sich „zufrieden. Kollektiv war das gut. Wir hätten nur das zweite Tor schießen müssen.“ Es war zugleich der 100. Sieg für den Weltmeister-Coach von 2018 als Trainer der Équipe Tricolore.
Wöber-Eigentor lässt Frankreich jubeln
Daran hatte auch der später verletzte Mbappé entscheidenden Anteil - auch wenn er selbst weiter auf seinen ersten EM-Treffer warten muss. Dem entscheidenden Eigentor von Maximilian Wöber (38.) ging eine Flanke Mbappés voraus, die der Österreicher unglücklich per Kopf ins eigene Netz lenkte.
Im zweiten Durchgang drängte das Team von Ralf Rangnick auf den Ausgleich, wurde aber nicht belohnt. Mindestens eines der weiteren Gruppenspiele gegen Polen am Freitag und die Niederlande (25. Juni) wird Österreich somit gewinnen müssen, sonst wäre der Traum vom Achtelfinale geplatzt. Frankreich kann inmitten der politischen Debatte um den Rechtsruck in der Heimat zumindest sportlich etwas durchatmen, der Sprung in die K.o.-Runde ist nahe. Die Sorge um Mbappé dürfte die nächsten Tage überlagern.
Österreicher stiegen mit Bierdose und Lederhose in die U78 zum Stadion, den Fußweg von der Altstadt aus wählte eine Gruppe Franzosen in Napoleon-Verkleidung - die Stimmung am Rheinufer war prächtig. Nicht so richtig allerdings beim verletzten David Alaba, den Rangnick als inaktiven Kapitän mit ins EM-Trainerteam nahm. „Es tut weh. Aber vielleicht kann ich mit meiner Präsenz helfen“, sagte der frühere Bayern-Profi der ARD.
Mbappé gibt vor Anpfiff Autogramme
Bei den Franzosen wurde vorab viel geredet, allerdings selten über Fußball. Die Aufrufe aus der Mannschaft, sich bei den Parlaments-Neuwahlen den Extremen entgegenzustellen, gewannen täglich an Dramatik. „Es ist ein entscheidender Moment in der Geschichte unseres Landes“, hatte Mbappé betont, er warnte vor „allen Ideen, die spalten“ - ohne die rechtspopulistische Partei Rassemblement National beim Namen zu nennen.
Ob das eine Ablenkung ist? Minuten vor dem Anpfiff gab Mbappé den Einlaufkindern ganz lässig Autogramme. Das Spiel beendete er aber nicht mehr auf dem Platz. In der 86. Minute stieß er aber mit dem Österreicher Kevin Danso zusammen, wurde minutenlang behandelt, ehe er für Olivier Giroud vom Rasen ging.
Den teuersten Spieler der Welt aufzuhalten, war nicht Rangnicks einzige, gleichwohl aber seine wichtigste Aufgabe. Die beiden kennen sich gut: Als Sportdirektor von RB Leipzig hätte der deutsche Trainer den heute so begehrten Stürmer 2015 beinahe mal verpflichtet. Auf Mbappés halblinker Lieblingsposition stellte ihm Rangnick nun Stefan Posch auf die Füße, Bayern-Profi Konrad Laimer half gegebenenfalls aus. Dennoch ging die erste Großchance des Spiels auf Mbappés Konto (8.).
Österreich, eine Art Team Deutschland II mit acht Bundesliga-Spielern, wollte Frankreich nicht ins Zaubern kommen lassen. Gelegentliche Pressingphasen erwiesen sich anfangs als gutes Mittel, allerdings gab es auf den defensiven Außenseiten Probleme - Ousmane Dembélé hatte nach einer halben Stunde bereits zwei Gelbe Karten für seine Gegenspieler erzwungen.
Österreich schloss die Lücken fortan, nahm Frankreich das Tempo und hätte selbst treffen müssen: BVB-Profi Marcel Sabitzer ließ für Christoph Baumgartner abtropfen, der Leipziger scheiterte freistehend an Torhüter Mike Maignan (36.). Das rächte sich, als Mbappé (diesmal rechts) startete: Seine Hereingabe köpfte Wöber ins eigene Tor.
Auch Griezmann verletzt
Für Aufsehen sorgte zu Beginn der zweiten Hälfte ein Bandencrash von Antoine Griezmann, der nach einem leichten Rempler von Wöber in der LED-Bande landete und einen blutenden Cut an der Schläfe erlitt. Griezmann wurde verarztet und mit einem Turban ausgestattet, doch die Bandage hielt nicht lange.
Frankreich blieb dann - und fast nur dann - brandgefährlich, wenn Umschaltsituationen entstanden, Mbappés Schnelligkeit war dabei geradezu eine Wunderwaffe. Darüber, dass er nach einem 50-Meter-Sprint nicht das Tor traf, lachte der neue Topstar von Real Madrid selbst (55.). Österreich mühte sich ab, rüttelte den Gegner aber zu selten aus dem Komfort des Systems.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)