Deutschland ist raus, die Ära von Joachim Löw als Bundestrainer beendet.
Die Stimmen zum deutschen EM-Aus
Eine 0:2-Niederlage im Achtelfinale gegen England im Londoner Wembley-Stadion besiegelte nach über 15 Jahren das Ende von Löw als Bundestrainer. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
SPORT1 fasst die Stimmen von ARD,MagentaTV und der Pressekonferenz zusammen: (Ergebnisse und Spielplan der EM)
Neuer über Löw: "Hatte ein trauriges Gefühl"
Manuel Neuer (DFB-Kapitän): "Das war eine riesige Chance für uns, gegen eine starke Mannschaft weiterzukommen. Diese Chance haben wir verpasst. Deshalb ist die Enttäuschung auch riesengroß."
... über das Spiel: "Wir haben versucht, spielerisch Lösungen zu finden. Mit den zweikampfstarken Innenverteidigern ist es nicht leicht. Wir haben versucht, mit diagonalen Bällen nach vorne zu kommen. Es ist uns nicht so gelungen, dass wir den Engländern auch Schmerzen bereiten konnten."
... über die vergebenen Chancen: "Das Spiel war auch auf der Kippe gewesen. Timo Werner hatte in der ersten Halbzeit eine klasse Chance. Wenn Thomas Müller das 1:1, dann dreht sich hier vielleicht auch einiges. Man hat schon gemerkt, dass die Zuschauer unruhig waren. Es war nicht so, dass sie uns an die Wand geschrien haben und immer davon überzeugt waren, dass England weiterkommt."
... über Löw: "Nach dem Abpfiff habe ich schon Richtung Mittellinie und Richtung Trainerbank geschaut. Es war schon ein sehr trauriges Gefühl, als ich Jogi gesehen habe. Er ist ein einfach klasse Mensch. Die Spieler haben ihm viel zu verdanken. Er hat eine klasse Ära geprägt. Dass es so zu Ende geht, ist natürlich schade und traurig."
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Löw: "Die Enttäuschung wiegt natürlich schwer"
Joachim Löw (Bundestrainer): "Zunächst muss man sagen, dass es eine große Enttäuschung ist für uns alle. Wir haben uns mehr erhofft. Der Glaube war absolut da. In solchen Spielen ist es entscheidend, dass man die wenigen Chancen, die man hat, auch konsequent nutzt. Wir hatten zwei Großchancen durch Timo Werner und Thomas Müller. Wir haben leider keine Tore gemacht und deswegen tut es uns leid, dass wir jetzt aus dem Turnier raus sind."
… über Großchancen: "Wir haben in den letzten vier Wochen hart und intensiv gearbeitet. Die Mannschaft hat wirklich auch gut mitgezogen. Wenn solche Dinge dann passieren, wie die Chance von Thomas Müller, dann muss man das auch mal akzeptieren. Normalerweise macht er daraus auf jeden Fall ein Tor. Heute hätten wir das gebraucht. Aber daher kann ich ihm ja keinen Vorwurf machen."
… über das EM-Aus: "Wir hätten uns natürlich auch etwas anderes erhofft. Deswegen tut es mir auch leid, dass die große Begeisterung, die zuhause auch vorhanden war, jetzt mit so einem Spiel dahin ist. So unmittelbar nach dem Spiel über alles zu reden, ist natürlich schwierig, weil die Enttäuschung natürlich schon überwiegt."
… über die Reaktion der Spieler: "Im Moment ist natürlich bei allen Spielern Totenstille. Die Enttäuschung wiegt natürlich schwer. Ich glaube, da muss jetzt die eine oder andere Stunde vergehen, bis man mal ein paar Worte sagt. Alle Spieler sind maßlos enttäuscht, wir auch."
… auf die Frage, ob er etwas bereut: "Fehler macht ja jeder. Fehler werden immer gemacht. Wenn ich zu einem Turnier gehe, kann ich natürlich am ersten Tag sagen, dass ich auch Fehler machen werde – wie alle anderen auch. Ein Trainer stellt ja immer nach bestem Wissen und Gewissen auf und nach dem, was er im Training sieht. Es gibt manchmal im Nachhinein Dinge, die man hätte anders machen können, aber das wäre jetzt in diesem Moment schwierig, das zu benennen."
… über die Zukunft der Mannschaft: "Ich glaube schon, dass sich einige Spieler noch entwickeln werden. Wir haben viele junge Spieler, die werden daraus lernen. Bei der Heim-EM 2024 werden vielleicht einige auf ihrem absoluten Topniveau sein, auch von ihrem Alter und ihrer Erfahrung her. Da kann man schon einiges erwarten."
… über Abschied von der Mannschaft: "Das wird heute oder morgen passieren. Wir gehen zusammen zurück ins Camp und natürlich verabschieden wir uns dort." (Die Einzelkritik zum deutschen EM-Aus)
Löw: Das hat uns gefehlt
... über die Gründe: "Die Durchschlagskraft und die Durchsetzungsfähigkeit vorne haben in manchen Momenten etwas gefehlt. Wir hätten mehr Chancen herausspielen können. Wir hatten abgesehen von den Toren die beiden größten Chancen mit Thomas Müller und Timo Werner– und die leider nicht genutzt. Dann haben die Engländer das eiskalt gemacht. Wir sind sehr enttäuscht."
... über seine Wechsel-Entscheidungen: "Gnabry und Sané haben bei dem Turnier nicht das gezeigt, was sie können, klar. Aber das sind schon gute Spieler. Der Jamal wird gut und hat sehr gute Fähigkeiten. Aber hat manchmal gemerkt, er wird noch ein bisschen brauchen. So weit wie manche glauben nach einem Spiel, ist der auch noch nicht. Gnabry und Sane haben ihre Klasse über Jahre schon unter Beweis gestellt. Gnabry und Sané können immer frischen Wind bringen. Das ist ihnen heute nicht gelungen."
... über den Abstand zur Weltspitze: "Solche Spiele stehen auf Messers Schneide. Ein Tor macht da manchmal den Unterschied. Wir haben schon auch gute Spieler. Was uns vielleicht gefehlt hat, ist die Kaltschnäuzigkeit, die Cleverness in manchen Momenten. Die Mannschaft muss noch erwachsener werden."
... über seine Gedanken: "Die Enttäuschung ist da. Wir haben uns viel vorgenommen. Die Mannschaft hat die letzten viereinhalb sehr intensiv gearbeitet. Wir hatten einen guten Teamgeist und haben alles reingeworfen. Abgebrühtheit und Abgezocktheit hat in manchen Momenten gefehlt."
Alle EM-Spiele: Alle EM-Spiele im Konferenzticker auf SPORT1.de
... über zukünftige Führungsspieler: "Wir haben eine ganze Reihe junger Spieler, die in den nächsten zwei, drei Jahren einen großen Schritt nach vorne machen werden. Sie werden 2024 bei der Heim-EM auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sein. Kimmich und Goretzka sind jetzt schon Leader, weil sie mit unbändigem Willen vorangehen. Sie sind in der Lage, die Mannschaft zu führen und ihr Halt zu geben. Aber natürlich wird es auch Veränderungen geben in der Mannschaft."
... über seine Zukunft: "Ich habe noch keinen konkreten Plan. Nach 15 Jahren an der Spitze wird es mir guttun, mich von der Verantwortung zu lösen. Eine emotionale Pause ist wichtig für mich, ich war so lange beim DFB, da sieht man sich nicht sofort um nach etwas Neuem. Ich muss die Enttäuschung und die Leere, die kommt, auch zulassen. So ein Turnier schüttelt man nicht in den ersten Tagen ab, da wird man Zeit benötigen. Dann wird wieder neue Energie kommen. Vom Ruhestand habe ich nie gesprochen. Es gibt mit Sicherheit neue Aufgaben, die für mich interessant sind."
... ob ein Rücktritt 2018 nicht besser gewesen wäre: "Das weiß ich nicht. Die Entscheidung damals war: Okay, wir machen weiter, es gibt wieder neue Ziele. Jetzt im Nachhinein zu reden ist schwierig. Ich habe es als große Herausforderung gesehen, trotzdem waren die letzten zwei, drei Jahre mit allen Schwierigkeiten auch lehrreich für mich."
... was von seiner Bundestrainer-Zeit bleiben wird: "In diesen 15 Jahren waren sehr viele Dinge dabei, die sehr positiv waren. Wir haben uns stetig entwickelt, der Titel 2014, der Confed-Cup-Sieg 2017 mit einer jungen Mannschaft. Der Weg mit Menschen, die lange mit mir gearbeitet haben - ob die Spieler oder das Team hinter dem Team -, da sind unglaublich starke Verbindungen gewachsen. Es gab Momente, die unvergesslich sind. Wir hatten seit 2018 einige Probleme, es gab viele schwierige Phasen, aber ich habe Menschen kennengelernt, die mir heute sehr wichtig sind in meinem Leben. Das sind Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Ich möchte mich bei diesen Menschen bedanken und bei den Spielern, die alles reingeworfen haben."
Kroos: "Insgesamt ist es sehr, sehr bitter"
Toni Kroos: "Man kann es sich ungefähr vorstellen, wie bitter es ist. Bis zum 1:0 war es ein ausgeglichenes Spiel. Beide Mannschaften haben sich neutralisiert, dementsprechend bitter ist es natürlich."
... auf die Frage, was den Unterschied ausgemacht hat: "Nicht viel. Effektivität vielleicht. Das 1:0 hat natürlich alles verändert. Wir haben vorher England kaum Chancen gegeben. Wir hatten vorher auch nicht viel, aber es war ein absolut ausgeglichenes Spiel. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, dementsprechend bitter ist das."
… über das Turnier insgesamt: "Im Endeffekt, wenn du im Achtelfinale rausgehst, ist das enttäuschend. Wir haben uns in einer Gruppe durchgesetzt, die zwar schwierig war, aber insgesamt ist es sehr, sehr bitter, wenn du jetzt ausscheidest."
Mats Hummels: "Das Spiel war extrem umkämpft, beide Mannschaften haben großen Fokus darauf gelegt nicht durch einen Fehler in Rückstand zu geraten. Ein klassisches K.o.-Spiel in der Hinsicht. Ab der 15., 20. Minute hatten wir zu viele einfache Ballverluste, die das Spiel – ohne das England richtige Torchancen hatte – in ihre Richtung hat kippen und Stimmung hat aufkommen lassen. Beide Mannschaften haben sich heute sehr gut dem Gegner angepasst."
... über seine Zukunft auf SPORT1-Frage: "Ich habe noch keinen Gedanken daran verschwendet, ich werde jetzt erstmal den Kopf abschalten für ein paar Tage, das kann ich heute noch nicht sagen, vielleicht erst in ein paar Wochen."
... über die deutsche Leistung: "Wir wissen, dass wir nicht an unserem Maximum gespielt haben. Aber es war vieles besser, als es zuletzt geschrieben wurde und in den nächsten Tagen und Wochen geschrieben wird."
... über die Weltspitze: "Gefürchtet ist aktuell keine Nationalmannschaft auf der Welt. Es gibt keine Mannschaft, bei der man sagt, gegen die möchte man auf keinen Fall spielen."
Kai Havertz: "Ein bitterer Abend für uns alle, für die Fans. Wenn du im Achtelfinale rausfliegst, ist es natürlich enttäuschend."
Bastian Schweinsteiger (ARD-Experte): "Das ist natürlich ein trauriger Moment für die ganze Mannschaft. Ich persönlich denke an Jogi Löw, das war sein letztes Länderspiel. Das war eine Wahnsinns-Ära angeführt. Es ist einfach traurig, dass es jetzt vorbei ist."
Harry Kane (Kapitän England): "Es war jede Menge Druck da. Ich habe vielleicht nicht so auffällig gespielt, aber wenn du nachher gewonnen hast und Wembley so zu sehen, ist es natürlich unglaublich, dabeigewesen zu sein. Die Jungs haben eine irrsinnige Mentalität gezeigt. Ich bin Stürmer, manchmal dauert es drei, manchmal fünf Tage. Wenn die Chancen kommen, musst du sie nutzen. Als Angreifer will ich dem Team helfen."