Er steht in diesen Tagen eindeutig im Fokus: Toni Kroos. Zwar ist das Interesse an all den Neulingen im DFB-Kader ebenfalls groß, über allen schwebt aber der Rückkehrer.
Wer passt eigentlich zu Kroos?
Ob bei der Ankunft am Teamhotel, einem PR-Termin in der Frankfurter Innenstadt, im Training oder bei der Pressekonferenz: Kroos, Kroos, Kroos – überall Toni Kroos.
Und der fügte sich gleich mit markigen Sprüchen wieder in den Kreis der Nationalmannschaft ein. „Jetzt ist gut mit Schreiben, jetzt geht‘s ans Machen. Jetzt geht‘s um Fußball!“, verkündete der neue alte Chef kurz nachdem er auf das Podium am DFB-Campus gestiegen war.
Kroos sieht sich selbst nicht als Messias, doch er gibt die Richtung vor. Das soll er auch. Um ihn herum will Bundestrainer Julian Nagelsmann die Mannschaft formen.
Kroos ist zwar in aller Munde, doch auf dem Platz kann er nicht überall sein. Er braucht einen Helfer.
Stellt sich die Frage, in welcher Struktur und mit welchen Mitspielern sich der Star am wohlsten fühlt. Wie kann der 34-Jährige seine Stärken am besten zur Geltung bringen?
„Ich denke, dass es gut ist, wenn so ein zentrales Mittelfeld alle Facetten mitbringt. Es muss ein Mix aus Spielern sein, der verschiedene Qualitäten einbringt“, sagt Kroos und macht deutlich, dass er sich offensive Kreativität, defensive Struktur, spielerische Qualität und noch vieles, vieles mehr in der Zentrale wünscht.
Vorbild Real Madrid
Vorbild ist dabei ein bisschen das Real Madrid früherer Tage, als das Trio aus Casemiro, Luka Modric und eben Kroos jahrelang äußerst erfolgreich das Herzstück der Mannschaft bildeten.
Kroos vermeidet es clever, öffentlich konkrete Namen ins Spiel zu bringen. Der Wettbewerb unter den Anwärtern auf die Stelle neben Kroos wäre dadurch wäre quasi sofort beendet. „Ich habe nur die Eigenschaften genannt, wer das dann personell ist und das dann mit Namen zu besetzen, liegt nicht an mir“, sagt Kroos.
Die Liste der Spieler, die dem Real-Star bei der EM den Rücken freihalten könnten, ist lang.
Pascal Groß, Robert Andrich, der wegen einer Mandelentzündung fehlende Aleksandar Pavlovic und der vorerst aussortierte Leon Goretzka stehen in der engeren Auswahl. Ilkay Gündogan soll nach dem Willen Nagelsmanns eher offensiver agieren, nicht auf der Sechser-Position.
An dessen Verschiebung nach vorne will Kroos übrigens nicht schuld sein: „Der Bundestrainer hat in der Tat schon ein paar Sachen klargemacht. Das war weit bevor ich entschieden habe, zurückzukommen. Gewisse Positionsverschiebungen sind also nicht von meiner Rückkehr abhängig“.
Goretzka vorerst außen vor
Aktuell hat Groß die besten Chancen auf den Platz neben Kroos, gefolgt von Andrich. Beide gelten als zweikampfstark und bissig. Sie wären klassische „Handwerker“, die es dem Künstler Toni Kroos leicht machen würden, zu glänzen.
Eine Rolle, die für Pavlovic noch eindeutig zu früh kommen dürfte und für Goretzka aktuell in weiter Ferne zu sein scheint – er wurde diesmal schließlich nicht für die Nationalmannschaft nominiert.
Dafür, dass das Rennen am Ende Groß oder Andrich machen, spricht auch Kroos‘ Wunsch nach Aggressivität in den richtigen Momenten. Er braucht quasi seinen „DFB-Casemiro“, um entsprechende Leistungen bringen zu können.
Nagelsmann will Kroos glänzen lassen
In der aktuell prekären sportlichen Situation hat der Bundestrainer sein Schicksal eng an die Leistungen von Kroos geknüpft. Er holte ihn mit den richtigen Argumenten zurück und witterte, welche Punkte dem Routinier besonders wichtig waren und sind. „Der Bundestrainer hat das gut gemacht“, sagt Kroos auf SPORT1-Nachfrage.
Zudem machte Nagelsmann ihn direkt zum Stammspieler – jetzt und für die EM. Das Zeichen ist klar: Aus der Sicht des Bundestrainers kann die DFB-Elf nur mit Kroos ein erfolgreiches Turnier absolvieren.
Nicht ausgeschlossen, dass sich Nagelsmann in den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande für zwei unterschiedliche Mittelfeld-Konstellationen entscheidet. Der Bundestrainer gilt als jemand, der Testspiele tatsächlich gerne zum Testen nutzt.
Und sein Draht zu Kroos ist eng. Der 34-Jährige wird natürlich entsprechenden Einfluss darauf haben, wer sich mit ihm den Platz vor der Abwehr teilt.
Kroos steht also nicht nur im Fokus von Fans und Medien, sondern auch in dem des Bundestrainers.