Als „weiblicher Beckenbauer“ wurde Doris Fitschen schon in jungen Jahren gefeiert, beim ersten EM-Triumph 1989 im eigenen Land leitete sie auf dem Platz die erfolgreiche Ära der Frauen-Nationalmannschaft ein.
Trauer um Legende der DFB-Frauen
Ihrem Herzensprojekt blieb Fitschen beim DFB bis zuletzt treu, nach langem Kampf gegen eine schwere Krebserkrankung ist die Identifikationsfigur am Samstag im Alter von nur 56 Jahren verstorben. Ihre Wegbegleiter trauern um eine besondere Persönlichkeit auf und neben dem Feld.
Doris Fitschen tot: „Ein ganz besonderer Mensch“
„Ich bin bestürzt und sehr traurig über den Tod von Doris. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie, allen Verwandten und engen Freundinnen und Freunden“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
„Wir haben mit Doris einen ganz besonderen Menschen nicht mehr um uns“, schloss sich DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich an. Auch FIFA-Boss Gianni Infantino kondolierte „mit großer Bestürzung“, nannte Fitschen einen „leuchtenden Stern für den Frauenfußball in Deutschland“ und meinte: „Sie wird schmerzlich vermisst werden.“
Gerade „in den letzten Jahren und der Gewissheit um ihre Krankheit war für sie das Glas immer halb voll“, führte Ullrich aus. Fitschen habe „das Leben immer eher positiv als negativ gesehen und ist durch diese Einstellung für viele zum Vorbild geworden, nicht nur auf dem Feld, sondern auch als Mensch“. Sie sei „ein Stück DFB, ein Stück Frauen-Nationalmannschaft“, sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler bei Welt TV. Er habe sie gut gekannt, „das ist eine sehr, sehr traurige Nachricht“.
Fitschen galt als „weiblicher Beckenbauer“
Um ihre sportlichen Leistungen zu würdigen, wurde gleich zu Beginn von Fitschens Fußball-Karriere ins oberste Regal gegriffen. Niemand geringeres als „Kaiser“ Franz wurde als Analogie herangezogen. Als „weiblicher Beckenbauer“ sahen Beobachter nicht nur Gemeinsamkeiten in der Libero-Position, sondern auch im Auftreten.
Auch Neuendorf sprach von einer „Anführerin“, einer „Strategin“ auf dem Platz, „sie hatte Präsenz, Dominanz und Aura, andere konnten sich an ihr orientieren“.
144 Länderspiele absolvierte Fitschen zwischen 1986 und 2001, gewann mit dem Nationalteam vier EM-Titel und 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney Bronze. Hinzu kommen je drei deutsche Meistertitel und DFB-Pokalsiege mit dem TSV Siegen und dem 1. FFC Frankfurt.
Auch als DFB-Managerin erfolgreich
Doch auch in „ihrer so beeindruckenden zweiten Karriere“ sei Fitschen vorangegangen, betonte Neuendorf. Von 2009 bis 2016 war Fitschen Managerin der Frauen-Nationalmannschaft, die in dieser Zeit zweimal Europameister und 2016 Olympiasieger wurde. Zuletzt trieb sie als Gesamtkoordinatorin beim DFB die Entwicklung und Umsetzung der Strategie „Frauen im Fußball FF27“ voran und ließ sich auch von ihrer schweren Krankheit nicht aufhalten.

Im April 2019 war ein bösartiger Tumor in ihrem Oberarmknochen festgestellt worden. Fitschen kämpfte sich durch zahlreiche Sitzungen bei der Chemotherapie und zeigte sich trotz aller Widerstände gewohnt positiv. „Dass so etwas wie Golfspielen überhaupt wieder gehen würde, da war ja eigentlich nicht mit zu rechnen. Darum bin ich darüber total happy“, sagte Fitschen im Jahr 2021 der Bild am Sonntag.
Vieles habe sie an Fitschen bewundert, sagte DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, „auch dafür, wie sie mit ihrer Krankheit umgegangen ist“. Ihr Werdegang und Schicksal seien „Ansporn und Verpflichtung in ihrem Sinne weiterzumachen und uns für den Frauenfußball mit all unserer Überzeugung und Kraft einzusetzen“, betonte Mammitzsch: „So, wie Doris es immer in so wunderbarer Art und Weise getan hat.“